Bei einer Exkursion zur Haubenlerche
Andreas Ness stellt im Ausschuss den Monitoringbericht für 2024 vor
Die gute Nachricht zum Thema Haubenlerche hatte es bereits am Freitag vor der Sitzung gegeben: Das Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises teilte mit, dass die Allgemeinverfügung zum Schutz der Haubenlerche aufgehoben ist und Katzen in Walldorf-Süd wieder ganzjährig Freigang haben.
„Das ist ein Verdienst der Arbeit der beiden“, sagte Bürgermeister Matthias Renschler jetzt im Ausschuss für Technik, Umwelt, Planung und Verkehr, als er die Biologen Andreas Ness und Diana Besel vom Büro IUS Institut für Umweltstudien Weibel & Ness GmbH begrüßte. „Dafür meinen herzlichen Dank. Jetzt hoffen wir, dass das auch die Haubenlerchen honorieren“, sagte der Bürgermeister. Das Büro stellte in der Sitzung den Monitoringbericht für 2024 vor, laut dem sich die Zahl der Reviere von drei auf vier erhöht hat, nachdem zuvor seit 2016 die Entwicklung rückläufig war. Der Bürgermeister wünschte sich, „dass es so weitergeht“.
Andreas Ness, dessen Büro seit 2023 für das Haubenlerchen-Monitoring zuständig ist, sagte auf Nachfrage aus dem Gremium, dass man „den ganzen Köcher der Möglichkeiten“ gebraucht habe, um die Ziele zu erreichen. Die getroffenen Maßnahmen hätten „in der Summe dazu geführt, dass die Zahl der Reviere zugenommen hat“. Ness sagte aber auch: „Die Richtung stimmt.“ Die Entwicklung sei aber noch nicht so weit, dass man damit schon wirklich zufrieden sein könne. Deshalb will Ness seine bisherige Strategie fortsetzen und weiter daran arbeiten, dass die Haubenlerche sich nicht mehr in Walldorf-Süd, sondern vor allem im Großen Feld westlich der A5 heimisch fühlt und eine noch stärkere Verbindung zu den Haubenlerchen-Populationen in Reilingen und Hockenheim entsteht. Ness machte nochmals seine Überlegungen anschaulich: Während die freien Felder in einem Neubaugebiet der Halbwüste oder Steppe entsprächen, aus der die Haubenlerche kommt und in der sie sich wohlfühlt, sei „über kurz oder lang“ absehbar, dass diese Flächen mit der zunehmenden Bebauung verschwinden. „Dann wird auch Bauabschnitt zwei nicht mehr funktionieren“, sagte er. Deshalb werde man dort dieses Jahr nur noch mit Zäunen arbeiten, aber keine Flächen mehr attraktiv für die Haubenlerchen gestalten – das soll nur noch im Großen Feld geschehen.
Ness schilderte detailliert, wie die Reviere im Jahr 2024 gebildet und angenommen wurden. Das „traditionelle Paar“ in Walldorf-Süd (auf Flächen entlang der Bürgermeister-Willinger-Straße, der Geschwister-Scholl-Straße und der Willi-Graf-Straße) sei ihm seit 2020 bekannt und „erstaunlich erfolgreich im Brüten“. Dieses Jahr gehen die Experten von zwei Jungtieren aus. Ness machte allerdings darauf aufmerksam, dass die Haubenlerche erst ab einem Alter von drei Jahren brütet und das „durchaus“ bis zum Alter von zehn Jahren tun könne – damit sei leider „absehbar“, dass das Paar irgendwann verschwinden werde. Sollte es dieses Jahr erneut brüten, werde man es „intensiv beobachten“, im Bedarfsfall „mehr Zäune stellen“ und „wenn nötig, auch Jungtiere entnehmen“.
„Erschreckt“ habe ihn und sein Team dann aber, dass Ende Mai mitten im Baugebiet ein zweites Paar aufgetaucht sei. Eine eigentlich erfreuliche Entdeckung, aber begleitet von der Überlegung, dass es „an einem anderen Ort“ – wie eben dem Großen Feld – erfolgreicher brüten könnte. Als die vermutlich jüngeren Tiere begannen, auf der sogenannten „Versickerungsfläche“ Nistmaterial zusammenzutragen, hätten beim Monitoring-Team „die Alarmglocken geläutet“, so Ness. Hinweise auf eine Brutaktivität seien dann aber ausgeblieben.
Ein einzelnes Männchen wurde in Revier drei im Großen Feld beobachtet, es habe unter anderem durch Singflüge „revieranzeigendes Verhalten“ gezeigt. „Da muss halt noch ein Weibchen dazu kommen“, sagte Ness. Ein viertes Revier haben er und sein Team auf Gemarkung Reilingen westlich der A6 im Bereich Herrenbuckel ausgemacht. Hier wurde ein Paar gesehen und es gab Hinweise auf eine laufende Brut. Im Bereich Herrenbuckel wurde zudem auch ein Einzeltier mit unklarem Status beobachtet. Die Biologen gehen von einer Vernetzung mit den Haubenlerchenrevieren im Nordwesten in Richtung des Gewannes Holzweg aus. „Wenn die Haubenlerchen 15 Kilometer weit unterwegs sein können, reicht die Population bis nach Reilingen und Hockenheim“, machte Andreas Ness die Verbindung deutlich. Dort, im Bereich am Dänischen Bettenlager, habe man am Tag der Sitzung 19 Haubenlerchen zählen können.
Auf Nachfrage von Maximilian Himberger (Bündnis 90/Die Grünen) zum im Baugebiet geplanten, bisher aber nicht verwirklichten Spielplatz sagte Stadtbaumeister Andreas Tisch: Bislang habe man die Fläche für mögliche Bruten vorgehalten, das sei mit der veränderten Strategie für die Haubenlerchen nicht mehr notwendig. Deshalb könne man die im vergangenen Jahr vorgestellte Planung jetzt wieder aufgreifen und werde mit dem Baubeschluss auf die Gremien zukommen. Dann könne man im Herbst mit den Baumaßnahmen beginnen. Tisch machte auch deutlich, dass damit auf die Anwohner keine Kosten zukommen. Der Bau des Spielplatzes werde nicht durch die Erschließungskosten abgedeckt, sondern durch die Stadt getragen.
Text und Foto: Stadt Walldorf