Ergebnisse des Bürgerpanels zu „Kultur in Walldorf“ wurde im Gemeinderat vorgestellt.
Die Ergebnisse des ersten Walldorfer Bürgerpanels stellte Dr. Kai Masser vom Deutschen Forschungsinstitut für öffentliche Verwaltung, Speyer (FÖV), am 14. Oktober in der öffentlichen Sitzung des Gemeinderats vor.
Vom 1. März bis 14. April dieses Jahres hatte die Stadt Walldorf das Bürgerpanel als Instrument repräsentativer Bürgerbefragung erstmalig genutzt und gemeinsam mit der FÖV und einem Arbeitskreis, zu dem auch Vertreterinnen und Vertreter des Gemeinderats gehörten, einen Fragenkatalog zum Thema „Kultur in Walldorf“ erstellt. Dieser konnte auf die herkömmliche Weise oder auch online ausgefüllt werden. Wie Masser erläuterte, sei die Beteiligung mit 39 Prozent „erfreulich hoch“ gewesen. Von den nach dem Zufallsprinzip ausgewählten 750 Befragten ab 16 Jahren beteiligten sich tatsächlich 278 an der Umfrage. Weitere 62 Fragebogen kamen von interessierten Walldorferinnen und Walldorfern, die von der Umfrage gehört hatten und den Fragekatalog ebenfalls ausfüllten. Kultur sei offensichtlch ein Frauenthema, so Masser, denn es hätten sich deutlich mehr Frauen als Männer an der Umfrage beteiligt. Mit dem Bürgerpanel habe man einen guten Querschnitt der Bevölkerung in Hinblick auf die Schulbildung erfasst, erklärte er außerdem. In der Sitzung konzentrierte sich Masser auf die Ergebnisse zu den städtischen Kulturangeboten. Wie Erster Beigeordneter Otto Steinmann erläuterte, hätten die in dem Fragenkatalog aufgeführten Kulturschaffenden von Vereinen und Institutionen die Auswertung erhalten, um sich damit ihrerseits befassen zu können. Masser konnte berichten, dass Walldorf kulturell gut aufgestellt und keine kommunale Veranstaltung hinsichtlich der Zufriedenheit schlechter als mit der Schulnote „2“ bewertet worden sei. Dass große Volksfeste wie Spargelmarkt, Kerwe und Weihnachtsmarkt bekannter seien und häufiger genutzt würden als andere Veranstaltungen, sei zu erwarten gewesen, meinte Masser. Gerne genutzt werden auch das Zeltspektakel und der alle zwei Jahre stattfindende „Tag der offenen Gärten und Höfe“. Etwa gleichauf im Mittelfeld der Nutzungshäufigkeit liegen die „Konzerte der Stadt“, die „Walldorfer Musiktage“ und „Kunst im Rathaus“. Insgesamt konnte Masser ein „sehr positives Ergebnis“ für die Stadt feststellen.
Gefragt wurde auch danach, was vom Besuch kultureller Veranstaltungen abhält. Hier wurde die fehlende Gastronomie für die anschließende „Mitternachtssuppe“, wie Kai Masser es veranschaulichte, genannt. Dass es gemeinsam schöner ist als einsam, gilt auch für den Besuch von Veranstaltungen. Durch alle Altersgruppen zog sich als weiterer Hinderungsgrund die Angabe, niemanden zu haben, mit dem man gemeinsam die Kulturangebote wahrnehmen könne. Die Walldorferinnen und Walldorfer mittleren Alters gaben an, keine Zeit für kulturelle Veranstaltungen zu haben, während Jüngere der Auffassung sind, dass es für sie keine passenden Angebote gibt.
Gut informiert
Dass die Metropolregion Rhein-Neckar sowohl „Fluch als auch Segen“ ist, so Masser, war daran zu erkennen, dass 61 Prozent der Antwortenden regelmäßig kulturell in der Metropolregion unterwegs sind. Vor allem bei den Angeboten für Jugendliche und junge Erwachsene stellen die Städte in der Metropolregion eine starke Konkurrenz für Walldorf dar. Die gute Anbindung von Wiesloch-Walldorf in Richtung Heidelberg und Mannheim macht’s möglich. Trotzdem hat Walldorf hier die Nase noch etwas vorn, denn 69 Prozent gaben an, die Kulturangebote vor Ort zu nutzen.
Als geradezu „spektakulär“ charakterisierte Dr. Kai Masser die Tatsache, dass die „Walldorfer Rundschau“ als Informationsquelle bei allen Altersgruppen der Befragten gut ankommt und soziale Netzwerke weit hinter sich lässt. Über 75 Prozent nutzen das Amtsblatt, um über kulturelle Veranstaltungen auf dem Laufenden zu sein. Auch der monatlich erscheinende Kultur-Flyer ist ein wichtiger Kulturfahrplan. Masser überlegte abschließend, ob eine Kulturpartnerbörse helfen könne, Interessierte zusammenzubringen, um Veranstaltungen gemeinsam zu besuchen. Eine weitere Aufgabe sah er laut Umfrageergebnis darin, das kulturelle Angebot für junge Leute zu erweitern.
Blinde Flecken füllen
„Walldorf ist gut aufgestellt“, meinte Stadträtin Hannelore Blattmann (CDU). Sie konnte sich vorstellen, wieder ein Jugendforum ins Leben zu rufen, um mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen. Das JUMP sei ein schöner Treffpunkt, so Blattmann, doch fehlten Konzerte für Jugendliche. Für Alleinstehende und Ältere konnte sie sich Konzerte am Nachmittag gut vorstellen, beispielsweise in der Stadtbücherei. Deutlich machte sie auch, dass Walldorf eine Kleinstadt sei und nicht mit Großstädten in der Region konkurrieren könne.
Auf die recht hohe Zufriedenheit könne man stolz sein, erklärte Lorenz Kachler (SPD). „Die Jungen kommen zu kurz“, stellte Kachler jedoch fest und erinnerte daran, dass seine Fraktion bereits angeregt habe, hier mehr zu tun. Die Zukunftsplanung liege seiner Fraktion am Herzen und man könne sich auch noch andere Methoden der Bürgerbeteiligung vorstellen.
Über die „gute und sehr gute Akzeptanz“ städtischer Veranstaltungen freute sich Dagmar Criegee (FDP), die auch die „gute Qualität der städtischen Konzerte“ hervorhob. Junge Leute fühlten sich jedoch nicht gut repräsentiert und vermissten zentrale Orte. Sie konnte sich ein privat betriebenes Jugendcafé vorstellen. „Mit ein paar Nachbesserungen ist Walldorf perfekt“, so Dagmar Criegee.
„Ich bin so klug als wie zuvor“, stellte Wilfried Weisbrod (Bündnis 90/Die Grünen) fest. Der Bedarf der jungen Leute sei schon vorher bekannt gewesen, meinte er. Eine Lokalität für junge Leute sei nicht Aufgabe der Stadt. Er schlug vor, Jugendliche noch „konkreter einzubeziehen“ über ein Jugendforum oder auch einen Tag im Rathaus, bei dem Jugendliche sich äußern könnten.
Bürgermeisterin Christiane Staab sagte zu, sich weiterhin im Arbeitskreis mit dem Thema zu beschäftigen, um Formate zu finden, die die „blinden Flecken“ füllen könnten. Das Jugendforum wiederzubeleben, sah sie als weitere wichtige Aufgabe an.
Text: Stadt Walldorf