Das Gürteltier ist Zootier des Jahres 2025
Mit ihrem einzigartigen Knochenpanzer haben sie 60 Millionen Jahre Erdgeschichte überdauert, doch heute kämpfen viele Gürteltierarten um ihr Überleben. Die ‚Zootier des Jahres‘-Kampagne 2025 widmet sich dem Schutz dieser besonderen Säugetiere. Gemeinsam mit ihren Kampagnenpartnern und zoologischen Gärten setzt sich die Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz e.V. (ZGAP) für Gürteltiere ein – mit Projekten in Brasilien und Kolumbien. Der Zoo Heidelberg unterstützt die Initiative aktiv als wichtiger Förderer.
Am 13. Januar wurde die Kampagne im Zoologisch-Botanischen Garten Wilhelma Stuttgart vorgestellt. Als Schirmherr der diesjährigen Artenschutzkampagne sagt Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft: „Gürteltiere sind stille Botschafter des Artenschutzes. Diese faszinierenden Tiere haben es im Laufe ihrer Millionen Jahre dauernden Evolution immer wieder geschafft, sich anzupassen und zu überleben. Doch selbst diese kleinen Naturwunder sind verletzlich und mittlerweile zunehmend bedroht. Der Mensch greift viel zu stark in ihre Lebensräume ein und zerstört damit ihre Lebensgrundlage. Gürteltiere sind deshalb ein Sinnbild dafür, wie wichtig es ist, Naturschutz global zu denken und lokal zu handeln. Es ist unsere Aufgabe, ihren Lebensraum zu schützen und damit auch die Zukunft vieler anderer Arten zu sichern. […] „
Gut gepanzert und doch bedroht – Urzeitsäuger mit ungewisser Zukunft
Im Zoo Heidelberg leben seit 2004 Kugelgürteltiere und sorgen regelmäßig für Nachwuchs. Das letzte Heidelberger Jungtier kam Anfang Dezember 2024 zur Welt. Es lebt gemeinsam mit seiner Mutter im Großen Affenhaus und teilt sich als Bodenbewohner das Gehege mit den Goldgelben Löwenäffchen. Die dicke Mulchschicht ist für das Duo ein wichtiger Wohlfühlfaktor, denn dort können sich die beiden nachtaktiven Tiere nach Herzenslust eingraben und den Tag ungestört verbringen. „Wir sind stolz, dass der Zoo Heidelberg gemeinsam mit dem Zoo Halle eine Vorreiterrolle bei der Haltung und Zucht der Kugelgürteltiere in Europa einnehmen konnte. Schon seit über 20 Jahren züchten wir diese faszinierenden Tiere regelmäßig. Unser erfolgreichstes Zuchtpaar hatte bisher 17 Jungtiere aufgezogen, die in ganz Europa eigenen Familien gegründet haben“, sagt Dr. Klaus Wünnemann, Direktor im Zoo Heidelberg.
Der Panzer ist nicht genug: Artenschutzprojekte für das Gürteltier
Einige Gürteltierarten kämpfen akut um ihren Fortbestand – und das, obwohl Gürteltiere als einzige Säugetiere einen Panzer aus kleinen miteinander verbundenen Knochenplatten besitzen. Kugelgürteltiere rollen sich bei Gefahr sogar blitzschnell zusammen und nutzen ihren Panzer als Schutz vor Fressfeinden. Doch dies ist leider nicht genug: Die Zerstörung ihres Lebensraumes durch eine stark wachsende Landwirtschaft, die Förderung von Erdöl oder anderen Bodenschätzen oder die intensive Bejagung aufgrund ihres wohlschmeckenden Fleisches sorgen unter anderem dafür, dass die Zahl der Gürteltiere rapide zurückgeht. Anlass genug, dass sich die von der ZGAP initiierte Artenschutzkampagne zusammen mit ihren Kampagnenpartnern, der Gemeinschaft der Zooförderer e.V. (GdZ), der Deutschen Tierpark-Gesellschaft e.V. (DTG) und dem Verband der Zoologischen Gärten e.V. (VdZ) dieses Jahr auf den Schutz der Gürteltiere fokussiert.
Die Partnerzoos der Kampagne, darunter auch der Zoo Heidelberg als wichtiger Förderer, unterstützen die Naturschutzarbeit der Projekte in Südamerika finanziell und mit Fachwissen. Wichtig ist allen Beteiligten, dass die Anstrengungen über das Kampagnenjahr hinaus fortgesetzt werden und dadurch ein langfristiger, nachhaltiger Beitrag für den Artenschutz entsteht. Dabei gehen die Projekte auf die individuellen Bedürfnisse vor Ort ein. In Kolumbien werden die lokale Bevölkerung, private Unternehmen und Umweltbehörden beispielsweise aktiv in das Schutzprojekt eingebunden, um so ihr Engagement für den Artenschutz zu erhöhen. Durch das Projekt in Brasilien sollen unter anderem die Riesengürteltiere geschützt werden, indem voneinander getrennte Flächen ihres Lebensraums wieder miteinanderverbunden werden, sodass sich die Population erholen kann. Dazu ist eine enge Zusammenarbeit zwischen den Projektbeteiligten mit den lokalen Landwirten erforderlich.
Gürteltiere als Baumeister und Ökosystemingenieure
Die Mehrzahl der 23 Gürteltierarten bewohnt die weiten Ebenen und Trockenwälder Mittel- und Südamerikas. Die nachtaktiven Säugetiere ernähren sich überwiegend von Insekten und viele halten sich gerne unterirdisch auf. Ihr Knochenpanzer schützt die Gürteltiere vor Fressfeinden, doch nur die Kugelgürteltiere können sich zu einer rundum geschützten Kugel zusammenrollen. Der Panzer ist dabei so lückenlos geschlossen, dass kaum ein Fressfeind ihn zerbeißen kann. Gürteltiere gelten als Baumeister und Ökosystemingenieure: Da sie viel graben, lockern sie den Boden auf und tragen zu dessen Durchlüftung bei. Weil sie immer wieder neue Baue anlegen, können andere Tierarten die verlassenen Gürteltierbaue als Unterschlupf nutzen, darunter Ozelots, Flachlandtapire oder Ameisenbären. Durch die rasanten Veränderungen ihrer Lebensbedingungen geraten sie heute allerdings zunehmend in Gefahr.
Quelle: Zoo Heidelberg