Änderung kommt frühestens zum Schuljahr 2024/25 – Weitere Gespräche folgen
Seit 2016 beschäftigen sich Stadtverwaltung und Gemeinderat mit einer möglichen Änderung der Schulbezirke der beiden Walldorfer Grundschulen.
„Ich glaube, da ist ein vieljähriges Ringen glücklich zu Ende gegangen“, konnte Bürgermeister Matthias Renschler in der jüngsten Sitzung feststellen, nachdem mehrheitlich eine Grundsatzentscheidung gefallen war.
Neue Trennlinie zwischen Wald- und Schillerschule soll, wie in der Vorberatung im technischen Ausschuss seitens der SPD-Fraktion vorgeschlagen, der Bereich südlich der Johann-Jakob-Astor-Straße, östlich der Ringstraße und nördlich von Haydnstraße/Mittlerer Mainzer Weg sein. Bislang verläuft die „Grenze“ entlang Schwetzinger- und Johann-Jakob-Astor-Straße sowie „Im Riegel“.
Der Zeitpunkt der Änderung bleibt zunächst aber noch offen und wird auf keinen Fall vor dem Schuljahr 2024/25 liegen. Hier will die Verwaltung noch einmal ins Gespräch mit den Schulen gehen und dann im Frühjahr eine finale Entscheidung im Gremium herbeiführen.
Widerstand gegen den Beschluss kam aus der CDU-Fraktion. Für die hatte zunächst Mathias Pütz einen Vertagungsantrag gestellt, der aber mit sechs zu 13 Stimmen abgelehnt wurde. Pütz hatte sich auf die Stellungnahmen der beiden Schulen bezogen, von einer „geringeren Dringlichkeit“ gesprochen und noch „keine Beschlussreife“ gesehen. „Seit sechs Jahren wird es immer wieder verzögert“, sagte dagegen der Bürgermeister. „Man kann sich zumindest im Grundsatz einigen“, forderte er. „Wir sollten heute entscheiden“, meinte auch Manfred Zuber (SPD), dem sich Günter Lukey anschließen konnte.
Nach der Ablehnung ihres Vertagungsantrags plädierte die CDU dafür, wie ursprünglich einmal von der Verwaltung empfohlen und nun auch durch die Zahlen eines Gutachtens gestützt, den Bereich nördlich der Rennbahnstraße und westlich der Schwetzinger Straße als Trennlinie der Schulbezirke zu wählen.
Dieser Antrag wurde bei fünf zu 13 Stimmen abgelehnt. Anschließend fiel die Grundsatzentscheidung bei 14 Ja- und fünf Nein-Stimmen der CDU-Räte Mathias Pütz, Dr. Gerhard Baldes, Uwe Lindner, Jutta Stempfle-Stelzer und Dr. Joachim Ullmann.
Der Erste Beigeordnete Otto Steinmann ging in seinen einleitenden Worten auf die Studie des Münchner Büros bre ein, die Walldorf bis zum Jahr 2035 einen Bevölkerungszuwachs von rund 1100 Menschen prognostiziert. Ziel der Schulbezirksänderung sei eine möglichst ausgewogene Verteilung der Kinder auf die beiden Grundschulen. „Dazu gehört einerseits die Vermeidung einer Fünfzügigkeit der Schillerschule, andererseits aber auch vor dem Hintergrund der geplanten baulichen Erweiterung des Campus Waldschule dort die Basis für eine stabile Dreizügigkeit zu schaffen“, sagte Steinmann. Dabei sei die Schillerschule in den letzten sieben Jahren zu 50 Prozent fünfzügig gewesen, die Waldschule habe in diesem Zeitraum „nur untergeordnet die Dreizügigkeit erreicht“.
Da zudem der zweite Bauabschnitt von Walldorf-Süd erst knapp zur Hälfte aufgesiedelt sei, könne man davon ausgehen, „dass er ab dem Schuljahr 2024/2025 nahezu vollumfänglich auf die Schülerzahlen der Schillerschule durchschlagen wird“, so Steinmann.
Für den SPD-Vorschlag spricht aus seiner Sicht, dass damit eine Querung der Schwetzinger Straße mit einem Verkehrsaufkommen von 5000 bis 6000 Fahrzeugen am Tag vermieden werden kann.
Hinzu komme, dass mit der neu eingeweihten Fahrradstraße die Verbindung gerade von diesem Bereich zur Schillerschule gesicherter möglich sei. Steinmann signalisierte auch die Kompromissbereitschaft der Verwaltung, den Zeitpunkt der Änderung erst nach weiteren Gesprächen mit den Schulen festzulegen.
„Die Änderung wird definitiv notwendig sein“, erklärte Mathias Pütz – jedoch eher schon mit Blick auf den dritten Abschnitt von Walldorf-Süd. Das Gutachten belege in den nächsten beiden Jahren „keinen Handlungsdruck“. Dazu kommen aus seiner Sicht „die umfassenden Baumaßnahmen“, die an der Waldschule geplant sind, weshalb seine Fraktion für einen späteren Zeitpunkt plädiere. Den Änderungsantrag begründete Pütz damit, dass dieser durch das Gutachten „mit Zahlen unterfüttert“ sei. Seine Fraktionskollegin Jutta Stempfle-Stelzer, Leiterin der Schillerschule, forderte, dass auch der neue Vorschlag „noch einmal berechnet“ werden müsse. „Möglicherweise ist es der beste Vorschlag“, sagte sie, doch es fehle der Beleg.
„Wir müssen kein weiteres Gutachten beauftragen“, machte dagegen Bürgermeister Renschler deutlich, dass aus Verwaltungssicht alle notwendigen Zahlen vorliegen.
„Die Zahlen belegen die Vergleichbarkeit“, sagte auch Manfred Zuber zum Vorschlag der SPD-Fraktion. Man habe sich dabei vor allem an Aspekten der Schulwegesicherheit orientiert, vermeidet die gewählte Lösung doch eine Querung der Schwetzinger Straße.
Eine erneute Prüfung sei nicht notwendig, meinte seine Fraktionskollegin Dr. Andrea Schröder-Ritzrau. „Das ist kein Neubaugebiet, die Zahlen sind insgesamt stabil.“ Mit der kleinen Änderung erreicht man ihrer Ansicht nach „eine große stabilisierende Wirkung“, die dem „Ziel der ausgewogenen Verteilung“ der Schüler auf die Schulen dient.
„Das ist doch jetzt fast schon überfällig“, sagte Manfred Wolf (Bündnis 90/Die Grünen). Eine erneute Vertagung der Entscheidung, wie zuletzt 2018 geschehen, „ist für uns keine Option“. Seine Fraktion befürchte „deutlich negativere Effekte, wenn man jetzt nicht handelt“, erklärte er mit Blick auf eine mögliche dauerhafte Fünfzügigkeit der Schillerschule.
„Die Neueinteilung ist seit Jahren überfällig“, erklärte Günter Lukey für die FDP. Wie auch vom Gesamtelternbeirat gewünscht, stimme man „für die südliche Variante“. Angesichts der auch aus den Schulen geäußerten Bedenken müsse man die Änderung aber nun „nicht übers Knie brechen“. Wann genau sie kommt, wird sich jetzt in den weiteren Gesprächen zeigen.
Text: Stadt Walldorf