Nachwuchs im Walldorfer Tierpark – Füttern ist dank neuem Automaten wieder möglich
Ein schwarzer Schwan war für den römischen Satiriker Juvenal circa hundert Jahre nach Christus etwas gänzlich Undenkbares. Schrieb der dichtende Gesellschaftskritiker doch mit spitzer Feder, eine treue Ehefrau sei „ein seltener Vogel, am ähnlichsten einem schwarzen Schwan“ – einem Tier also, das zu Juvenals Lebzeiten in Europa noch völlig unbekannt war. Und dennoch gibt es sie: Heimisch sind die Schwarzschwäne, ihrer Gefiederfarbe wegen vor allem auch als Trauerschwäne bekannt, in Australien und Tasmanien, in Neuseeland ist der Trauerschwan eingebürgert.
In Deutschland begegnet man dem Wappentier Westaustraliens vor allem in Tierparks und Zoos, in freier Wildbahn soll es nur wenige, von entflohenen Zuchttieren abstammende Brutpaare geben.
Umso schöner, dass sich der Walldorfer Tierpark im August gleich doppelt über Nachwuchs bei seinem Trauerschwan-Pärchen freuen durfte. „Im Abstand von einem Tag“, so Tierpark-Leiter Philipp Koch, seien die beiden Jungtiere am 22. und 23. August auf die Welt gekommen. „Sie entwickeln sich prächtig“, freut sich Koch. Dass man überhaupt Nachwuchs habe, sei „schon ein Erfolg“. Jetzt warte man, bis die jungen Schwäne noch etwas größer sind, dann könne man sie beringen und auch ihr Geschlecht bestimmen lassen, das derzeit noch unbekannt ist. Wie lange sie dann aber tatsächlich im Walldorfer Tierpark leben werden, hängt ein Stück weit auch von ihnen selbst ab.
Die Trauerschwäne trompeten gerne weit hörbar über das Wasser. Da hören auch die beiden Jungtiere zu
„Platz hätten wir genug“, sagt David Högerich, der Leiter des städtischen Eigenbetriebs Wohnungswirtschaft, dem der Tierpark zugeordnet ist. „Es ist eher eine Frage des Umgangs miteinander.“ Werden die Tiere größer, so Philipp Koch, beanspruchen sie mehr Raum und es könnte eine Rivalität zu den Eltern entstehen. Dann müssten die Jungtiere vielleicht den Park verlassen. Angesichts der nicht allzu großen Trauerschwan-Population hierzulande spricht Koch aber auch von einer „Blutauffrischung“ und sagt: „Es ist immer gut, Nachwuchs zu haben, der auch deutschlandweit zum Einsatz kommen kann.“
2022 scheint es der Walldorfer liebstes Tier, der Storch (bekanntermaßen für den Nachwuchs verantwortlich), sehr gut mit dem Tierpark zu meinen. Üblicherweise gebe es dort „um die zehn Jungtiere im Jahr“, schätzt David Högerich. Während Hirsche und Antilopen sich praktisch alljährlich über Nachwuchs freuen, gibt es im laufenden Jahr nun aber schon mehrere Besonderheiten: Zum mit viel Aufmerksamkeit bedachten Alpaka-Baby haben sich unter anderem junge Rothaubenturakos, Zwergenten und nun die beiden Trauerschwänchen gesellt. Aktuell leben im immer gut besuchten Tierpark über 115 Tiere aus 32 verschiedenen Arten.
Damit alle Tiere endlich auch wieder ordnungsgemäß gefüttert werden können, hat die Stadt als Träger der beliebten Freizeiteinrichtung mit Unterstützung durch den Verein Freunde und Förderer des Walldorfer Tierparks einen neuen Futterautomaten installiert, der jetzt in Betrieb genommen worden ist. „Damit können wir die Fütterung endlich wieder aufleben lassen“, sagt Philipp Koch. Die Einschränkungen zuvor seien Corona-bedingt gewesen, deshalb habe man die alten Automaten – die zudem teils defekt waren – entfernen müssen und sie nun durch den neuen ersetzt. Er hat seinen Platz im Bereich zwischen Teich und Pergola gefunden und darf ab sofort sehr gerne benutzt werden.
Text und Fotos: Stadt Walldorf