280 Rettungskräfte arbeiteten Hand in Hand
„Natürlich hatten wir an Weihnachten immer mal wieder schon Einsätze. Aber nicht in dieser Größe“, sagt der Walldorfer Feuerwehrkommandant Frank Eck.
Am Abend des ersten Weihnachtsfeiertags mussten Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten zu einem Großbrand im Produktionsgebäude der Bäckerei Rutz in der Walldorfer Altrottstraße ausrücken.
Das Firmenanwesen wurde durch den Brand vollständig zerstört und der Sachschaden wird seitens der Polizei auf mehrere Millionen Euro geschätzt. Die Feuerwehren konnten aber eine Ausbreitung des Feuers auf benachbarte Firmengebäude und damit noch Schlimmeres verhindern. Insgesamt waren rund 280 Helfer aus 19 Feuerwehren sowie vom Technischen Hilfswerk (THW) und Roten Kreuz (DRK) im Einsatz, die Nachlöscharbeiten zogen sich bis zum 28. Dezember hin. „Viele unserer Leute hatten über die Weihnachtszeit Urlaub, aber der war dann praktisch gelaufen. Das war schon eine Belastung“, erklärt Kommandant Eck. Deshalb geht sein Dank ausdrücklich nicht nur an die Kameraden, sondern vor allem auch „an die Partner der Feuerwehrleute“.
Große Komplimente für das reibungslose Zusammenspiel der Rettungskräfte gibt es aus dem Rathaus. „Alle arbeiten Hand in Hand“, hatte Bürgermeister Matthias Renschler schon am Abend des Großbrandes gelobt, nachdem er die Familienweihnacht in Ellwangen abgebrochen hatte, um sich vor Ort ein Bild der Lage zu machen.
„Vielen Dank an die Helfer“, sagt der Erste Beigeordnete Otto Steinmann, der gleich kurz nach der Alarmierung den Einsatz im Industriegebiet verfolgte und in einer ersten Reaktion zum Ausmaß des Feuers erklärte: „Das ist schon sehr heftig.“ Auch für Kommandant Eck hat die Zusammenarbeit der Feuerwehren und der weiteren Organisationen „problemlos funktioniert“. Dabei hatte man einerseits den Großbrand im Blick, war aber gleichzeitig auch für weitere Notfälle gewappnet. So übernahmen im Walldorfer Feuerwehrhaus die Floriansjünger aus Mühlhausen den sogenannten „Gebietsschutz“ und hielten sich dort für mögliche Einsätze auf Walldorfer Gemarkung in Bereitschaft. Auch bei der Alarmierung der Wehren aus der Nachbarschaft wurde von der Einsatzleitstelle vorsorglich immer jeweils ein Ort übersprungen, um den Gebietsschutz aufrechtzuerhalten. Eine Brandursache ließ sich bei den Untersuchungen durch die Brandermittler der Polizei dann aber nicht mehr feststellen. Dafür waren die Zerstörungen im Gebäude zu groß, heißt es.
Die Alarmierung erfolgte um 17.44 Uhr, knapp fünf Minuten später war die Feuerwehr vor Ort. „Bei unserem Eintreffen stand das Gebäude bereits im Vollbrand“, sagte Jurek Dudler, der stellvertretende Kommandant der Feuerwehr Walldorf, am Abend des Einsatzes. Umgehend habe man weitere umliegende Feuerwehren zur Unterstützung alarmiert. Mehrere Trupps waren unter Atemschutz im Einsatz, ebenso kamen mehrere Hubrettungsgeräte zur Brandbekämpfung hinzu. Neben den Feuerwehren aus Walldorf, Wiesloch mit allen Abteilungen, Altlußheim, Dielheim-Horrenberg, Hockenheim, Ketsch, Ladenburg, Leimen, Nußloch, Reilingen, Sandhausen, Schwetzingen, Sinsheim, Mühlhausen, Bruchsal und St. Leon-Rot waren das THW sowie das DRK Walldorf an der Einsatzstelle. Es kam laut Feuerwehr insbesondere zu Beginn zu einer starken Rauchentwicklung, so dass die Bevölkerung vorsorglich gewarnt wurde. Dafür wurde neben den Warn-Apps (Nina, Kat-Warn) in der Stadt der Sirenenalarm ausgelöst, verbunden mit dem Hinweis, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Die Feuerwehren aus Ladenburg und Leimen kümmerten sich im Stadtgebiet um Rauchmessungen. Dabei wurde aber zum Glück nichts Kritisches festgestellt.
Gelöscht wurde unter anderem mit drei Drehleitern, dem Teleskopmast und mehreren Strahlrohren. „Das Problem war am Anfang die Wasserversorgung“, sagt Kommandant Eck. Nach Schätzungen der Feuerwehr wurden über 500.000 Liter Wasser verbraucht. Die Stadtwerke Walldorf hatten eigens den Druck erhöht, das geschah auch von Wieslocher Seite für eine zusätzliche Leitung über das Werksgelände der Heidelberger Druckmaschinen. Das eigentliche Feuer hatten die Feuerwehren am frühen Montagmorgen gegen 2 Uhr soweit unter Kontrolle, dass anschließend nur noch Nachlöscharbeiten stattfinden mussten. Dass diese sich bis mittwochs hinzogen, lag laut dem Kommandanten am heruntergebrochenen Dach und den eingestürzten Decken des Firmengebäudes. „An viele Brandnester kamen wir zunächst nicht heran“, erläutert Frank Eck. Unterstützung bei den Nachlöscharbeiten kam von der Werkfeuerwehr Freudenberg aus Weinheim und der Feuerwehr Bruchsal. Ein Feuerwehrmann wurde bei diesen Arbeiten durch einen Stromschlag verletzt, inzwischen soll es ihm aber wieder gut gehen. „Insgesamt hat alles gut funktioniert“, zieht Eck ein zufriedenes Fazit.
Und auch die Bäckerei Rutz konnte nach dem Großbrand vergleichsweise schnell ihre Filialen wieder öffnen. „Liebe Kunden, unsere Backstube ist abgebrannt! Ein Schock und große Trauer bei Familie und Team. Bitte haltet uns die Treue! Vorübergehend werden wir von Bäckerkollegen beliefert. Wir versuchen, bald wieder Rutz-Produkte für Euch zu backen“, hieß es in einer Online-Meldung am Tag nach dem Feuer.
Bürgermeister Renschler war sogar schon am Abend des Unglücks noch aktiv gewesen, um für das Unternehmen provisorische Büroräume zu organisieren.
Text: Stadt Walldorf