85 Prozent fahren deutlich zu schnell
Der Gemeinderat Walldorf hat in seiner jüngsten Sitzung die Anschaffung einer Geschwindigkeitsmesssäule zur Messung in beide Fahrtrichtungen beschlossen, die im verkehrsberuhigten Bereich in der Heidelberger Straße installiert werden soll. Möglicher Standort ist in Höhe der Hausnummer 9, wo zurzeit ein Pflanzkübel steht. Die Kosten werden auf knapp 38.000 Euro beziffert. Angeschafft wird, wie schon beim Beschluss im Juni für die Schwetzinger Straße und die Hauptstraße, eine „leere“ Säule, die mit den mobilen Messanlagen der Stadt flexibel bestückt werden kann.
Hintergrund für die Entscheidung war eine Anregung von Stadtrat Manfred Wolf (Bündnis 90/Die Grünen) in einer Sitzung des Finanzausschusses Ende April. „Das ist mein Laufweg“, sagte er jetzt. Er werde dort oft angehupt oder bedrängt. „Das sind keine Fremden, das sind Walldorfer“, denen „zu 95 Prozent klar“ sei, dass sie dort nicht so schnell fahren dürften. „Wir können diese Geschwindigkeitsübertretungen nicht zulassen“, forderte Wolf.
Statistische Messungen der Stadt hatten ergeben, dass die im Bereich zwischen der Schwetzinger Straße und der Adlerstraße geltende Schrittgeschwindigkeit, also maximal 10 km/h, tatsächlich oft nicht eingehalten wird. „Grundlegend war hier ein zu schnelles Fahren festzustellen“, heißt es in der Verwaltungsvorlage. Der Durchschnitt aller Verkehrsteilnehmer sei mit mehr als 20 km/h gemessen worden, 85 Prozent sogar mit 25 bis 30 km/h. Zwar habe es „keine extremen Spitzen“ gegeben, dennoch lasse sich in den frühen Morgenstunden „eine deutliche Tendenz nach oben“ erkennen, in den späten Abendstunden würden zudem Geschwindigkeiten von über 40 km/h erreicht.
Fredy Kempf (FDP), selbst Anwohner in der Heidelberger Straße, kam bei der Suche nach Gründen für die hohen Geschwindigkeiten zur Ansicht, „einige Gegebenheiten“ seien so, dass für Autofahrer „nicht ersichtlich“ sei, dass es sich um einen verkehrsberuhigten Bereich handle. „Der Straßenbelag ist glatt, der Gehweg anders gepflastert“, nannte er Beispiele. Deshalb hätte er sich vor der Entscheidung eine Ortsbegehung durch den Gemeinderat gewünscht. Zwar sei er nicht gegen eine Messanlage, aber „zwei, drei Bäume wären mir hundertmal lieber“.
Auch Mathias Pütz (CDU) sah das Problem „in der Struktur dieser Straße“, die die hohen Geschwindigkeiten begünstige. „Das ganze Eck ist eigentlich total verkorkst.“ Deshalb stehe man vor der Wahl, „den Status aufzuheben“ und „das Fahrverhalten zu legalisieren“, während es andererseits „nicht unberechtigt“ sei, „da zu blitzen“.
Genau dafür entschied sich am Ende der Gemeinderat bei zwei Gegenstimmen von Dr. Gerhard Baldes (CDU) und Fredy Kempf.
Text: Stadt Walldorf