In seiner öffentlichen Sitzung vom 8. Juni wurde dem Gemeinderat die Kindergartenbedarfsplanung für das Jahr 2021, ergänzt um einen Schulbericht, der die Situation an den Walldorfer Schulen abbildet, vorgelegt. Wie man dem Bericht entnehmen könne, „sind wir im Bereich der Betreuung der über 3-jährigen in einer zwischenzeitlich durchaus entspannten Situation“, bemerkte der Erste Beigeordnete Otto Steinmann.
Das heißt, dass die Zahl der verfügbaren Plätze in unseren Walldorfer Einrichtungen den aktuellen Bedarf der über 3-jährigen übersteigt, „sodass wir in der Lage sind, den über 3-jährigen einen entsprechenden Platz zur Verfügung zu stellen.“ Die Entwicklung zeige, dass die Nachfrage nach Regelplätzen stagniert bzw. weiter zurückgeht und im Gegenzug der Wunsch nach einer verlängerten Öffnungszeit oder nach einer Tagesbetreuung steigt. Das Platzangebot für die unter 3-jährigen wurde weiter ausgebaut. Derzeit stellt Walldorf in fünf Einrichtungen in insgesamt 14 Gruppen 140 Plätze zur Verfügung. Da im Bereich der über 3-jährigen in der ein oder anderen Einrichtung etwas Luft sei, wolle man dort durch „Umstrukturierungen und Änderungen in der Gruppenform verstärkt in die Altersmischung mit den unter 3-jährigen einsteigen“, führte Otto Steinmann aus.
Die Corona-Pandemie habe alle am Kindergarten Beteiligten gefordert, die Unterstützung der Eltern besonders durch das Notgruppenangebot „stieß insoweit teilweise an ihre Grenzen, als wir durch den Fachkräftemangel auf der einen Seite und coronabedingte Ausfälle im Bereich der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf der anderen Seite, eine Reduzierung in den Öffnungszeiten vornehmen mussten.“ Der Fachkräftemangel, so Otto Steinmann, sei generell ein Thema, denn „es fällt immer schwerer, geeignetes pädagogisches Personal für die Kindertagesstätten zu finden.“
Ein weiterer Punkt in der Beschlussvorlage war die Einführung eines Betreuungsmodells ü3 mit 8 Stunden Betreuungszeit und einer monatlichen Gebühr von 88 Euro, die zur Abstimmung vorlag. Hintergrund ist, dass im Bereich Haus der Kinder, in dem Krippe und Kindergarten untergebracht sind, vorgesehen ist, noch ein 8-Stunden-Modell einzuführen, das von Eltern nachgefragt wird und die Flexibilität insgesamt verstärkt.
Im Zusammenhang mit den planerischen Überlegungen für den Bereich der Waldschule soll eine Untersuchung in Auftrag gegeben werden, wie sich die Bedarfssituation für die Kindergärten und Schulen in den nächsten 10 bis 15 Jahren entwickeln wird. Man hoffe, spätestens nach der Sommerpause mit ersten Ergebnissen aufwarten können, wie Steinmann abschließend informierte, bevor er um Zustimmung zur Kindergartenbedarfsplanung warb. Zur Beschlussvorlage gehörte bei diesem Punkt auch die Abstimmung über Umbaumaßnahme im Gebäude Schulstraße 2 und damit erforderliche (überplanmäßige) Mittel in Höhe von 104.000 Euro. Stadtbaumeister Andreas Tisch informierte den Gemeinderat über die Details zu den baulichen Maßnahmen im ehemaligen Evangelischen Kindergarten.
Stadtrat Uwe Lindner (CDU) dankte den Erzieherinnen und Erziehern für die herausragende Arbeit in diesen Zeiten. Die Pandemie habe gezeigt, „wie fragil die Personalsituation, teilweise bedingt durch Beschäftigungsverbote und Elternzeit, sowie Krankheitsausfälle in den einzelnen Bereichen der Kitas waren und in Zukunft vermutlich sein werden“, so Lindner. In der CDU sei man der Meinung, dass der Einstieg in den Erzieherberuf attraktiver gemacht werden muss. Durch die vergütete Ausbildung zeige sich ein erster Aufwärtstrend.
Uwe Lindner betonte, dass es seiner Partei ebenfalls als sehr wichtig erscheine, eine zukünftige Kindergartenraumentwicklung mit einem Planungshorizont bis 2035 erarbeiten zu lassen, „um weiterhin für die Walldorfer Kinder einen hohen Bildungs- und Betreuungsgrad in der Zukunft zu sichern und zu gewährleisten“. Die kommunale Bedarfsplanung sei ein kontinuierlicher Prozess, in dem alle Beteiligten der Kindertagesbetreuung miteinbezogen werden müssten. Die erforderlichen baulichen Maßnahmen und ergänzenden sinnvollen Ausstattungen in der Schulstraße 2 trage man mit, so Uwe Lindner.
In der Stellungnahme zum Schulbericht machte Stadtrat Dr. Joachim Ullmann (CDU) „ein erfreuliches und komplettes Bildungs- und Schulangebot“ aus. „Dank der finanziellen Ausstattung unserer Gemeinde sind alle Schulen gut aufgestellt und versorgt.“ Die Zahlen und Entwicklungen im schulischen Bereich machten Mut und zeigten, „dass wir auf diesem Sektor richtig und gut unterwegs sind“, so Dr. Ullmann.
Stadträtin Petra Wahl (SPD) nannte es „nachvollziehbar, dass es in der jetzigen Situation mit dem Fachkräftemangel sehr schwer ist, auf dem Arbeitsmarkt geeignetes Personal zu finden“. Aber auch wenn die Personalsuche sich schwierig gestalte, so finde man es richtig, dass aus „Solidarität, Gleichbehandlung und Chancengleichheit von einem übertariflichen Angebot abgesehen wird“. Die Unterstützung der Schülerinnen und Schüler durch Schulsozialarbeit, Schülerbetreuung und mobile Jugendarbeit müsse vor dem Hintergrund der Pandemie gelingen, vor allem müsse sie vernetzt sein. Die Weiterentwicklung der Betreuungsmodelle müsse auf familiäre Situationen Rücksicht nehmen und Bedarfe flexibel angepasst werden, so Petra Wahl. „Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf muss gerade hier gewährleistet sein.“
Deshalb stimme man der Einführung eines Betreuungsmodells im ü3-Bereich mit 8 Stunden Betreuungszeit und einer monatlichen Gebühr von 88 Euro zu. Die Instandsetzung und ergänzende Ausstattung der Kita Schulstraße sieht man in der SPD ebenfalls als notwendig. Zum Schulbericht merkte Petra Wahl an, dass „alle Walldorfer Kinder eine breit gefächerte Schullandschaft vor Ort haben“. Das Schulwesen in Walldorf sei insgesamt vorbildlich entwickelt und ein Vorzeigemodell.
Stadtrat Wilfried Weisbrod (Grüne), befand, dass es den Eltern in Walldorf gut gehe. Denn die Betreuung ihrer Kinder sei in Walldorf so umfassend und gut geregelt, wie in kaum einem anderen Ort in Baden-Württemberg. Man sei in der Fraktion zu dem Schluss gekommen, den Erziehungsberuf auch dadurch attraktiver machen zu können, „dass wir als Kommune möglicherweise Mitarbeiterwohnungen für Erzieherinnen anbieten“. Durch den Ganztagesbetrieb an den Schulen sei man ein Vorbild. „Walldorf ist eine Bildungsstadt“, so Weisbrod. Man erhoffe sich, dass auch nach Corona die Vorteile des digitalen Unterrichts weiter praktiziert werden.
Stadtrat Günter Lukey (FDP) bemerkte zur Versorgung der unter 3-jährigen, dass man aktuell dem Betreuungsbedarf in Walldorf entsprechen könne, man aber diese steigende Nachfrage im Auge behalten solle, „um frühzeitig reagieren zu können“. Eine besondere Herausforderung stelle die Unterbringung von Kindern mit besonderem Förderbedarf in personeller und räumlicher Hinsicht dar. In Bezug auf den Fachkräftemangel für pädagogisches Personal begrüße man es, dass „die Stadt seit mehreren Jahren dazu übergegangen ist, die Ausbildung von eigenem Fachpersonal voranzutreiben und zusätzlich FSJ-Stellen zur Verfügung zu stellen“, so Lukey.
Der Gemeinderat stimmte der Beschlussvorlage in allen Punkten einstimmig zu.
Text: Stadt Walldorf