Das Geld sinnvoll investieren
Als es jetzt im Gemeinderat um die energetische Sanierung der beiden Liegenschaften Nußlocher Straße 135-137 sowie der sieben Gebäude Nußlocher Straße 121-133 aus dem Bestand des Eigenbetriebs Wohnungswirtschaft ging, stand noch einmal der Beschluss zur Anschaffung von zwei Kehrmaschinen aus der vorangegangenen Ausschusssitzung im Mittelpunkt.
Das Gremium hatte sich angesichts der hohen Mehrkosten bei nur geringer CO2-Einsparung gegen eine elektrische Kehrmaschine entschieden und mehrheitlich für einen konventionellen Antrieb gestimmt (wir berichteten). „Ich glaube, dass die Entscheidung klug war“, sagte jetzt Bürgermeister Matthias Renschler angesichts der schlechten Kosten-Nutzen-Relation einer E-Maschine. Lieber investiere man die frei werdenden Mittel – immerhin 170.000 Euro – „in sinnvolle Maßnahmen“ für die Umwelt.
Ganz ähnlich war nun im Gemeinderat darüber zu entscheiden, wie sinnvoll im Rahmen der energetischen Sanierung der Häuser Nußlocher Straße 135-137 ein Aufdämmen der Außenhülle wäre. „Wir hätten einen höheren Planungsaufwand und eine längere Bauzeit“, verwies David Högerich, der Leiter des Eigenbetriebs, auf voraussichtliche Mehrkosten von rund 830.000 Euro, denen lediglich ein energetischer Mehrwert von elf Kilowattstunden (kWh) pro Quadratmeter Wohnfläche gegenüberstünde. Stattdessen könnten die Mittel in die energetische Sanierung anderer städtischer Wohngebäude einfließen.
Derzeit plant der Eigenbetrieb laut Högerich bereits die Sanierungen der Häuser Haydnstraße 13 sowie Sonnenweg 1 und 3. Dieser Argumentation konnte sich der Gemeinderat einstimmig anschließen.
Rund 2,6 Millionen Euro soll die Sanierung der neun Liegenschaften in der Nußlocher Straße kosten. Dafür werden zwei Photovoltaikanlagen installiert (mit einer Leistung von 58 beziehungsweise 227 Kilowattpeak), die Fenster erneuert, die obersten Geschossdecken ergänzend gedämmt und die Bestandsfassaden gestrichen.
In den Häusern 135-137 wird die 31 Jahre alte Heizanlage mit einer Luft-Wasser-Wärmepumpe erneuert. Durch die Maßnahmen wird hier der Endenergiebedarf auf 51 kWh pro Quadratmeter oder insgesamt von 140.000 auf 100.000 kWh im Jahr gesenkt, die Reduzierung der CO2-Emissionen wird auf 60 Prozent beziffert. „Auch ohne die Dämmung der Bestandsfassade kann sich dieser Wert sehen lassen“, sagte Högerich.
In der Nußlocher Straße 121-133 sind es (ohne Photovoltaikanlage) 15 kWh pro Quadratmeter, die künftig eingespart werden. Für beide Sanierungen fließen auch Fördermittel: Der Eigenbetrieb rechnet insgesamt mit fast 300.000 Euro.
„Viele Vorteile für die Bewohner und die Kommune“, sah Uwe Lindner (CDU) in der energetischen Sanierung von Bestandsgebäuden. Das sei „ein wesentlicher Beitrag zur Energiewende und zum Klimaschutz“. Eine Ertüchtigung der Außenhülle mit erheblichem Mehraufwand „halten wir nicht für zielführend“, sagte Lindner mit Blick auf das Verhältnis von Kosten zu Nutzen. „Die eingesparten Kosten können gerne in weitere Sanierungen einfließen.“
Für die SPD stimmte Dr. Andrea Schröder-Ritzrau zu. „Energetische Sanierung ja – und sehr gerne effizient“, sagte sie. Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von zusammen fast 300 Kilowattpeak, was die Stadt damit an CO2 einspare beziehungsweise „an grüner Energie“ produziere, seien „schon ein Wort“. Beim Aufdämmen der Außenhülle dagegen seien „die Kosten sehr hoch für das, was an CO2-Ersparnis rumkommt“, so Schröder-Ritzrau.
Die SPD-Sprecherin machte deutlich: „Diese 830.000 Euro kommen nicht in den Sparstrumpf, sondern fließen in weitere Sanierungen.“ Dort sei das Geld effizienter eingesetzt.
„Natürlich zustimmen“ konnte auch Hans Wölz für Bündnis 90/Die Grünen. Die Sanierungen verbesserten auch den Wohnkomfort für die Mieter. Aufpassen müsse man allerdings, dass die positiven Effekte nicht dadurch zunichtegemacht würden, „wenn die Bewohner weniger sparsam heizen“.
Wölz äußerte – wie zuvor in der Haushaltsrede schon sein Fraktionskollege Wilfried Weisbrod – in diesem Zusammenhang scharfe Kritik am Kehrmaschinen-Beschluss: Dessen Befürworter versuchten aus seiner Sicht jetzt Argumente nachzuschieben, um diesen zu relativeren. Außerdem regte er eine engere Beschäftigung mit dem Prinzip „cradle to cradle“, einer konsequenten Kreislaufwirtschaft im Baubereich, an, da es in Zukunft eher einen Mangel an Rohstoffen als an Energie geben werde.
Günter Lukey (FDP) wollte nicht mehr auf die Kehrmaschinen-Entscheidung zurückblicken („das ist rum“), sondern erteilte die Zustimmung seiner Fraktion.
Text: Stadt Walldorf