Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig grünes Licht für eine Sanierung der Ziegelstraße zwischen Hebel- und Ringstraße gegeben. Dafür rechnet die Verwaltung mit Kosten von knapp über 800.000 Euro.
Stadtbaumeister Andreas Tisch sprach von einem „engen Straßenraum“ und „schmalen Gehwegen“. Angestrebt werde „ein einheitlicher Ausbau von Hauswand zu Hauswand“, der allen Verkehrsteilnehmern mehr Raum verschaffen soll. Die Stadtwerke Walldorf werden zudem die technische Infrastruktur in diesem Bereich sanieren. Die Ausführung soll in zwei Bauabschnitten erfolgen, um die Beeinträchtigungen möglichst gering zu halten, und voraussichtlich insgesamt acht Monate dauern. Der Baubeginn ist aktuell im Frühjahr 2024 vorgesehen. Eine Informationsveranstaltung für die Anwohner hat laut dem Stadtbaumeister bereits stattgefunden.
Aktuell ist der asphaltierte Teil der Straße fünf bis 6,70 Meter breit, die Gehwege sind schmal und Treppen vor den privaten Hauseingängen machen es schwierig bis unmöglich, mit dem Kinderwagen oder Rollator daran vorbeizukommen. Stellplätze für den ruhenden Verkehr sind derzeit nicht ausgewiesen, an der schmalsten Stelle in Richtung der Hebelstraße gibt es eine Parkverbotszone, um die Durchfahrt zu sichern. Wird einseitig geparkt, kann nur ein Fahrzeug pro Richtung passieren.
Die Planung sieht einen Ausbau als sogenannter „verkehrsberuhigter Bereich“ vor, der auf die Trennung zwischen Fahrbahn und Fußweg verzichtet, eine gleichberechtigte Nutzung für alle Verkehrsteilnehmer erlaubt und mehr Raum für den Begegnungsverkehr zur Verfügung stellt. Insgesamt 14 Stellplätze sollen zwischen den vorhandenen Treppen zu den privaten Hauszugängen ausgewiesen werden. Die Entwässerung ist über eine Rinne in der Mitte der Straße vorgesehen. Die Stadtwerke werden darüber hinaus Wasser- und Gasleitungen neu verlegen und Vorkehrungen für den Rückbau der Dachständer treffen, damit die Stromversorgung auf erdverlegte Kabel umgestellt werden kann. An Leerrohre und den Glasfaserausbau wird gedacht. Mit Rechteckpflaster, wie es zuletzt bei den sanierten Gehwegen in der Schwetzinger Straße verwendet worden ist, soll für eine „gute Begehbarkeit“ gesorgt werden. Ergänzend will die Verwaltung dem Ausschuss für Technik, Umwelt, Planung und Verkehr im September vorschlagen, die Sanierung als „große städtische Tiefbaumaßnahme“ im Sinn des Baustellen-Förderprogrammes zu beschließen, sodass Gewerbetreibende im Baustellenbereich finanziell durch die Stadt unterstützt werden können.
Die Sanierung der Ziegelstraße sei „dringend notwendig“, sagte Dr. Gerhard Baldes (CDU) und lobte die Planung. Sie greife das Alte auf und passe es den neuen Anforderungen an. „Für Fußgänger und Radfahrer wird sich die Situation eindeutig verbessern“, leider entstünden aber „weniger Stellplätze als gewünscht“. Die SPD begrüße die Sanierung, erklärte Petra Wahl für ihre Fraktion. Der Ausbau als verkehrsberuhigter Bereich sei sinnvoll. Ein „Wermutstropfen“ sei die niedrige Zahl der Stellplätze. Sie bedauerte außerdem, dass kein Anschluss ans noch zu planende kommunale Wärmenetz vorgehalten werden könne und „kein Platz für Grün“ sei. Die vorgesehene Unterstützung der Gewerbetreibenden werde von der SPD begrüßt.
„Die gleichberechtigte Nutzung durch alle Verkehrsteilnehmer ist für uns ein wichtiger Aspekt“, erklärte Maximilian Himberger (Bündnis 90/Die Grünen). Das halte man für „sehr sinnvoll“. Auch deshalb sei die bisherige Planung „absolut vorbildhaft“. Auch für die FDP steht „die Sanierungsbedürftigkeit außer Frage“, wie Günter Lukey sagte. Die enge Ziegelstraße solle endlich zukunftsfähig gemacht werden und mehr Raum für alle Verkehrsteilnehmer bieten. Schade sei, so Lukey, „dass keine Bäume gepflanzt werden können“ und auch in Sachen Nahwärme noch nichts möglich sei.
Text und Fotos: Stadt Walldorf