Hilfe für Menschen in schweren Lebenslagen
„Das Engagement der Stadt ist bemerkenswert, genauso wie bemerkenswert ist, dass es nach wie vor großen Bedarf in diesen Segmenten gibt“, sagte der Erste Beigeordnete Otto Steinmann.
Einstimmig wurde dann auch in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats die Fortführung der sozialen Angebote beschlossen. „Wir können dankbar und froh sein, dass wir keine Kürzungen vornehmen müssen“, ergänzte Bürgermeister Matthias Renschler. Alle sieben Teilbereiche werden nicht nur fortgesetzt, teils wird auch die finanzielle Unterstützung, wenn aus Sicht der Träger notwendig, erhöht, sodass insgesamt ein Aufwand von rund 600.000 Euro für die Stadt entsteht. „Auch die Umsetzung und Begleitung muss gestemmt werden“, verwies Steinmann auf den personellen Aufwand und Einsatz im Fachdienst Soziale Hilfen der Stadt.
Die sozialen Angebote umfassen die Psychologische Beratungsstelle (mit Kosten für die Stadt im Jahr 2024 in Höhe von 112.000 Euro), die Suchtberatung und Prävention (47.000 Euro), die Schuldnerberatung (17.000 Euro), die Unterstützung der Frauenhäuser Heidelberg und Mannheim (14.000 Euro), die Begegnungsstätte und Fachberatungsstelle Plattform (20.000 Euro, ohne Personal- und Raumkosten), den Verein PLUS (13.000 Euro) und die Schulsozialarbeit durch den Internationalen Bund (378.000 Euro). Der gesamte Bereich habe nach wie vor „eine große Bedeutung“, sagte der Erste Beigeordnete.
Das sah der Gemeinderat genauso: Die Stadt könne sich „unumstritten glücklich schätzen“ über „so eine Vielzahl an Angeboten“, sagte Katrin Siebold (CDU). Alle Angebote hätten „eine positive Wirkung auf das Leben in unserer Gemeinschaft“.
Aus Sicht von Elisabeth Krämer (SPD) treffen die Krisen, von denen es in jüngerer Vergangenheit viele gegeben hat, „meist die Menschen, die es vorher schon schwer hatten“. Deshalb sei es wichtig, diesen Menschen zu helfen. Sie hob hervor, „wie gut die Einrichtungen und die städtischen Institutionen vernetzt sind“.
Wilfried Weisbrod (Bündnis 90/Die Grünen) lobte die Angebote im Einzelnen, sah beispielsweise die Psychologische Beratungsstelle als „nicht mehr wegzudenken“ an und sagte, man schätze die Schulsozialarbeit „über alle Maßen“.
Für Pino Gaetani (FDP) ist es gerade in der heutigen Zeit „umso wichtiger, Menschen in schweren Lebenslagen zu unterstützen“. Wie hoch der Bedarf sei, zeige sich darin, dass die Angebote „stark nachgefragt“ würden.
Kritisch hinterfragt wurde sowohl in der Verwaltungsvorlage zur Sitzung als auch vom Gemeinderat der Zwischenbericht der Schuldnerberatung. Dass die Anzahl der Neuanfragen in Walldorf rückläufig sei, verwunderte, zumal sich in anderen Beratungsstellen angesichts der gestiegenen Verbraucherpreise die Nachfrage deutlich erhöht haben soll. Laut dem Diakonischen Werk im Rhein-Neckar-Kreis könnte der Verzicht auf Öffentlichkeitsarbeit eine Ursache dafür sein, künftig wolle man wieder stärker auf das Angebot in Walldorf aufmerksam machen.
Aus den Rückmeldungen der anderen Einrichtungen war unter anderem zu erfahren, dass die Psychologische Beratungsstelle „in starkem Maße frequentiert“ werde, dass die Fachstelle Sucht des Baden-Württembergischen Landesverbands für Prävention und Rehabilitation (bwlv) neben zahlreichen Einzel- und Gruppengesprächen weiter auch die bewährte schulische Prävention anbietet oder dass in der Plattform „die Zahl der Hilfesuchenden auf einem hohen Niveau geblieben“ sei. Hier heißt es weiter, das niederschwellige Angebot der Fachberatung sei von Wohnungslosen und Menschen in prekären Lebensverhältnissen „sehr gut angenommen“ worden. Dadurch habe „in vielen Fällen Wohnungslosigkeit aufgehoben oder verhindert werden“ können, man habe Menschen in weiterführende Hilfsangebote vermittelt und die Lebenssituation der Betroffenen stabilisiert.
Als auffällig wird der hohe Anstieg von Personen, die eine Postadresse benötigen, verzeichnet. Das deckt sich aus Sicht der Stadt mit der hohen Wohnraumanfrage im Fachdienst Soziale Hilfen. Der Verein Psychologische Lesben- und Schwulenberatung Rhein-Neckar (PLUS) wird auch 2024 wieder an den weiterführenden Schulen sowie im JUMP Workshops zum Thema „Vielfalt von Geschlecht und sexueller Orientierung“ anbieten.
Text und Foto: Stadt Walldorf