Dringender Bedarf für weiteren Wohnraum
Der Gemeinderat hat den Baubeschluss für eine Unterkunft gefällt, die in Modulbauweise im Schlossweg errichtet werden soll. Die voraussichtlichen Kosten beziffert Stadtbaumeister Andreas Tisch auf 2,1 Millionen Euro. Genutzt werden soll das Gebäude für die Unterbringung Geflüchteter, eventuell auch für die Anschlussunterbringung, in Notfällen oder in Fällen von Obdachlosigkeit.
Die Entscheidung fiel bei fünf Enthaltungen aus Reihen der CDU-Fraktion, deren Mehrheit sich für einen ebenfalls untersuchten Standort in der Kolpingstraße ausgesprochen hatte.
„Der Bedarf ist da“, machte der Stadtbaumeister deutlich, dass man die „notwendige Einrichtung“ möglichst schnell realisieren wolle. Die Frage nach weiterem Wohnraum stelle sich unter anderem vor dem Hintergrund des anstehenden Abbruchs der Gebäude im Bereich Heidelberger-/Hebelstraße, die Platz für einen bereits beschlossenen Neubau machen – allein in diesem Fall werde für zehn Menschen neuer Wohnraum benötigt. Hinzu komme die Situation der Menschen, die aus der Ukraine geflüchtet sind. Zwar sei es durch die engagierte Arbeit im Sozialamt und im Eigenbetrieb Wohnungswirtschaft gelungen, zahlreiche private Wohneinheiten anzumieten, sodass von rund 160 in Walldorf lebenden ukrainischen Flüchtlingen aktuell lediglich 19 in vier Wohnungen der Stadt leben. Dennoch sei nicht auszuschließen, dass die Notwendigkeit für weiteren Wohnraum entsteht. Auch dass zahlreiche Geflüchtete immer noch in Familien untergebracht seien, stelle auf Dauer keine Lösung dar. Darüber hinaus seien derzeit sieben städtische Wohneinheiten mit 13 Personen belegt, die nach dem Hochwasser Ende August obdachlos sind.
Im Schlossweg kann die Unterkunft auf einem Teil des Grundstücks gebaut werden, auf dem unter anderem die Fahrzeug- und Gerätehalle der Feuerwehr untergebracht ist. Hier wären dem Bedarf entsprechende 411 Quadratmeter Wohnfläche möglich: Entstehen soll ein zweigeschossiger Baukörper mit sieben Wohneinheiten mit Größen für eine bis vier Personen. Auf einer Fläche im Binnenbereich zwischen der Kolping- und der Ringstraße wären zwei Varianten denkbar gewesen: eine kleinere mit fünf Wohneinheiten und eine größere mit zehn, auch als Erweiterung in einem zweiten Bauabschnitt.
Andere untersuchte Standorte waren aus planungsrechtlichen Gründen nicht geeignet oder hätten nicht genügend Raum für den Bedarf geliefert.
„Der städtische Wohnungsbestand enthält zu wenig Puffer“, stellte Dr. Gerhard Baldes (CDU) zum Bedarf fest. Deshalb könne man nur schwer kurzfristig auf Vorfälle wie das jüngste Unwetter reagieren. „Wir tragen die Modulbauweise mit“, das könne schneller realisiert werden. Aber: „Wir würden als Standort die Kolpingstraße bevorzugen“, so Baldes für die Mehrheit der CDU-Fraktion. Hier könne man sich die zweistufige Lösung vorstellen: erst die kleinere Variante, später der Ausbau auf zehn Wohneinheiten.
„Wir brauchen dringend schnell realisierbare Unterkünfte“, sagte Petra Wahl (SPD). Nicht zuletzt das Starkregenereignis habe allen vor Augen geführt, wie wichtig es sei, „freien Wohnraum zu haben“. Dieser sei im Schlossweg „am schnellsten“ zu verwirklichen. Man begrüße es, wenn das Grundstück, das unter anderem aus Lärmschutzgründen nicht für einen Neubau des Feuerwehrhauses verwendet werden kann, nun für soziale Zwecke genutzt werde. Die Fläche in der Kolpingstraße komme dagegen für ihre Fraktion „nicht in Frage“.
„Wir begrüßen, dass ein Neubau ins Auge gefasst wird“, erklärte Wilfried Weisbrod (Bündnis 90/Die Grünen). Der Bedarf werde immer gegeben sein. Zwar wäre die Kolpingstraße aus Sicht seiner Fraktion „effektiver zu bebauen“, im Schlossweg könne man die Unterkunft aber „am schnellsten“ verwirklichen. „Wir finden es gut, dort zu bauen“, so Weisbrod.
Fredy Kempf erteilte die Zustimmung der FDP zum Standort Schlossweg, nachdem man im Juni in der Sitzung des Ausschusses für Technik, Umwelt, Planung und Verkehr noch mehrheitlich dagegen gewesen sei. „Wir müssen schnell drangehen und anpacken“, hoffe man, dass die Umsetzung „zügig vonstattengeht“.
Christian Winnes stimmte als einziger CDU-Rat dem Standort zu, bat aber, darauf zu achten, dass sich die Unterkunft „in die Umgebung einfügt“.
Mathias Pütz begründete seine Enthaltung damit, dass er zwar der Meinung sei, die Modulbauweise müsse künftig bei städtischen Bauvorhaben stärker berücksichtigt werden, der konkrete Bau der Unterkunft aber sei für ihn „nicht plausibel“.
Und Uwe Lindner waren nach der Kostenschätzung von 2,1 Millionen für sieben Wohneinheiten die Kosten „zu hoch für diese geringe Ausbeute“.
Text und Plan: Stadt Walldorf