Nächster Schritt zur klimaneutralen Wärmeversorgung
Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung den kommunalen Wärmeplan beschlossen. Damit wird die langfristige Strategie zur Verwirklichung einer klimaneutralen Wärmeversorgung in ganz Walldorf bis zum Jahr 2040 definiert. „Wir haben diese Planung freiwillig durchgeführt“, sagte Bürgermeister Matthias Renschler einleitend – anders als für die großen Kreisstädte ist der Wärmeplan für eine Stadt der Größe Walldorfs nicht verpflichtend, die Stadtverwaltung sei sich der Wichtigkeit des Themas aber bewusst.
Die Maßnahmen, die bis zum Zieljahr 2040 umgesetzt werden sollen, stellte Silvia Drohner von der Firma EnergyEffizienz (Lampertheim) vor, die den Plan im Auftrag der Stadt erarbeitet hat. Sie machte deutlich, dass es sich um „kein statisches Instrument“ handelt, da sich die Rahmenbedingungen ändern können. Auch deshalb ist alle fünf Jahre eine Überarbeitung und Fortschreibung vorgesehen.
Der Beschluss fiel am Ende bei einer Enthaltung von Dr. Gerhard Baldes (CDU).
Mit zwei öffentlichen Informationsveranstaltungen im November 2023 und im März dieses Jahres war die Bevölkerung bereits über die verschiedenen Arbeitsschritte informiert worden. So hatte die Bestandsanalyse unter anderem aufgezeigt, dass fast 20 Prozent der Heizungen in Walldorf 30 Jahre und älter sind und dringend saniert oder erneuert werden müssen. Die Potenzialanalyse hatte mögliche Wärmequellen, aber auch notwendige Gebäudesanierungen unter die Lupe genommen. Und schließlich waren die Eignungsgebiete für Wärmenetze identifiziert worden, für Silvia Drohner „eine der wesentlichen Aufgaben“ der Wärmeplanung. Potenzial für solche Wärmenetze gibt es nach aktuellem Stand in der Kernstadt, in den mehrgeschossigen Mehrfamilienhäusern im Tannen-/Fichtenweg sowie im Industriegebiet. In allen Fällen werden jetzt Machbarkeitsstudien durchgeführt. Das bestehende Wärmenetz am Schulzentrum soll „dekarbonisiert“ – also von fossilen auf umweltfreundlichere Energieträger umgestellt – werden. Ergänzt werden diese sogenannten „Fokusgebiete“ durch das Neubaugebiet Walldorf-Süd (dritter Bauabschnitt), in dem ein Niedertemperaturnetz geprüft werden soll, das aus einem Erdwärmesondenfeld gespeist würde.
Wo wird die Energie herkommen? Nach den Berechnungen werden bis zum Jahr 2040 in Walldorf fast 22 Prozent der Gebäude über Luftwärmepumpen versorgt, mehr als 14 Prozent über Erdwärmepumpen und zwölf Prozent durch Biomassekessel. Beim Rest, fast 52 Prozent, gehen die Experten von einer Nah- oder Fernwärmeübergabestation aus. Woher diese Wärme stammen wird, steht derzeit allerdings noch nicht fest. Deshalb wurden zwei Szenarien erarbeitet: eines, das davon ausgeht, dass Tiefengeothermie für die Grundlast zur Verfügung steht, sowie Biomasse ergänzend für die Spitzenlast – das würde gerade im Stadtkern einen großzügigen Ausbau des Wärmenetzes erlauben. In Szenario zwei käme die Tiefengeothermie nicht als Wärmequelle in Frage, sodass man von einem kleineren Netzausbau ausginge, in dem die Grundlast von einer Großwärmepumpe gedeckt wird.
Auch die Prüfung der Potenziale für Tiefengeothermie ist eines der „Fokusgebiete“, die in den weiteren Arbeitsschritten untersucht werden. Walldorf habe von seiner Lage her „sehr gute Voraussetzungen“ dafür, sagte Silvia Drohner. Die Prüfung einer möglichen Nutzung könne jedoch einige Jahre in Anspruch nehmen. Ob und wann die Erdwärme tatsächlich genutzt werden könne, stehe derzeit noch nicht fest. „Wir schlagen den Fachaustausch mit Experten und gegebenenfalls potenziellen Wärmelieferanten vor“, erklärte die Planerin.
„Der kommunale Wärmeplan wird ein guter Ratgeber sein“, sah Dr. Joachim Ullmann (CDU) eine „ausgezeichnete Arbeitsgrundlage“. Wichtig sei, die Bevölkerung zu informieren und ihr mögliche Ängste vor der Wärmewende zu nehmen.
Es sei „richtig und gut, dass wir das angehen“, sagte Dr. Andrea Schröder-Ritzrau (SPD), die von einer „überaus wertvollen Datenbasis“ sprach, aber auch betonte, dass „noch nichts in Stein gemeißelt“ sei.
Hans Wölz (Bündnis 90/Die Grünen) bezeichnete die Wärmeplanung als „gute Grundlage für eine nicht fossile Wärmeversorgung“ und einen „guten Beitrag zum lokalen Klimaschutz“. Seine Fraktion halte vor allem die Tiefengeothermie für sinnvoll, da sie wetterunabhängig und zuverlässig Energie zur Verfügung stelle.
Aus Sicht von Günter Lukey (FDP) muss die Stadt „eine Vorreiterrolle“ einnehmen, „um die Bürger zu überzeugen“. Gerade bei den vielen veralteten Heizungen bestehe „dringender Handlungsbedarf“. Große Hoffnungen setze seine Fraktion in die neu geschaffenen Stellen des Klimaschutzmanagers und des Klimaanpassungsmanagers.
Gerhard Baldes erläuterte seine Enthaltung: Für ihn sei es „ein schwieriger Planungsansatz“, erst nach Wärmenetzen zu suchen, ohne zu wissen, woher die Energie dann letztlich komme.
Text: Stadt Walldorf