Stadt nimmt Stellung zu Plänen des Nachbarschaftsverbands Heidelberg-Mannheim
Derzeit erstellt der Nachbarschaftsverband Heidelberg-Mannheim einen Teilflächennutzungsplan zur Windenergie in seinem Verbandsgebiet, der in den Kommunen diskutiert wird. Walldorf gehört zwar nicht zu diesem Verband, grenzt aber an die im Planentwurf ausgewiesene „Konzentrationszone 8“, die an die Walldorfer Wiesen mit dem Gewann Röhrig angrenzt.
Da Träger öffentlicher Belange frühzeitig an dem Verfahren beteiligt werden sollen, wurde die Stadt Walldorf um eine Stellungnahme gebeten, die der Gemeinderat in seiner Sitzung am 10. November diskutierte und zur Kenntnis nahm. In diesem Schreiben lehnt die Stadt die Ausweisung der Zone als Standort für Windräder ab und kann viele Gründe dafür anführen.
Erhebliche Beeinträchtigungen für Walldorf
Die Konzentrationszone 8 befindet sich im südlichen Bereich von Walldorfs Nachbarkommunen Sandhausen, Leimen-St. Ilgen und einem Teilbereich Nußlochs, die Mitglieder des Nachbarschaftsverbands Heidelberg-Mannheim sind. Wie Stadtbaumeister Andreas Tisch ausführte, begrüße Walldorf zwar grundsätzlich die Bemühungen in Hinblick auf die Energiewende, doch würde die genannte Zone als Standort von Windrädern erhebliche Beeinträchtigungen für Walldorf mit sich bringen. Verschiedene schutzwürdige Aspekte auf Walldorfer Gemarkung seien bisher nicht ausreichend berücksichtigt worden. In der Stellungnahme an den Nachbarschaftsverband werden diese ausführlich dargestellt.
Der Aspekt des Naherholungswerts der Walldorfer Wiesen für Spaziergänger, Fußgänger, Jogger oder auch Radfahrer wird in dem Schreiben an den Verband besonders hervorgehoben, zumal Teile des Gebiets als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen sind. Die Stadt habe hier in den letzten Jahren „mit städtischen Fördermitteln“ Flächen als Wiesenflächen entwickelt. Dass Windräder den im Gewann Röhrig erfolgreich wiederangesiedelten Weißstörchen diesen Lebensraum wieder entziehen würden, machte Bürgermeisterin Christiane Staab nicht nur in dem Schreiben, sondern nochmals in der Sitzung sehr deutlich. Der Lebens- und Nahrungsraum der Störche erstrecke sich auch auf die Bereiche jenseits der Gemarkungsgrenzen Walldorfs in den Bereich der geplanten Konzentrationszone hinein, ist in der Stellungnahme nachzulesen. Auch in Hinblick auf weitere schützenswerte Vogelarten, wie zum Beispiel den Roten Milan, müsse man „Windenergie in diesem Bereich sehr kritisch“ betrachten. Auch für die auf dem Flugplatz Walldorf startenden und landenden Flugzeuge würden Windräder ein erhebliches Hindernis darstellen. Als weiteres Argument gegen Windräder an der geplanten Stelle führt die Stadt den Landschaftsschutz und auch die landschaftlichen Blickbeziehungen an. Man habe den Bereich der Walldorfer Wiesen freigehalten, um „landschaftliche und naturräumliche Bezüge beizubehalten, der in anderen Teilbereichen der Gemarkung Walldorf in dieser Form nicht mehr erlebt werden kann“, heißt es in der Stellungnahme.
Über die Wiesen hinweg sei die Blickbeziehung zum Landschaftsraum „spürbar gestört“, stünden hier künftig Windräder. Der Natur- und Landschaftsraum „in diesem sensiblen Bereich“ dürfe nicht weiter belastet werden, zumal der hiesige Raum stark durch infrastrukturelle Einrichtungen geprägt und die Walldorfer Gemarkung durch Verkehrswege zerschnitten sei.
„Sensible Bereiche schützen“
„Ich habe mich richtig geärgert“, stellte Stadtrat Werner Sauer (CDU) zum Ansinnen des Nachbarschaftsverbands fest. Genau an der Stelle, wo Walldorf seit Jahren enorme ökologische Anstrengungen auf sich nehme, wolle man Windräder hinstellen. Alles, was man ökologisch erreicht habe, würde einfach zunichte gemacht. „Wir werden Widerstand leisten“, erklärte Sauer, der sich auch sehr froh darüber zeigte, dass das Walldorfer Symboltier, der Storch, erfolgreich wieder angesiedelt werden konnte. Er empfand das Schreiben an den Nachbarschaftsverband als „viel zu milde“ und schlug vor, es schärfer zu formulieren. Dr. Andrea Schröder-Ritzrau (SPD) plädierte dafür, die sachlich formulierte Stellungnahme so beizubehalten. Der Verband müsse schließlich mögliche Standorte prüfen und man habe alle relevanten Einwände ja eingebracht. Dass es an sich zu wenig Wind vor Ort gebe und Windräder daher hier nicht sinnvoll seien, meinten Dr. Gerhard Baldes (CDU) und Dagmar Criegee (FDP).
Wilfried Weisbrod (Bündnis 90/Die Grünen) vertrat eine andere Auffassung. Um aus der Atomkraft und dem Braunkohleabbau aussteigen zu können, müsse man regenerative Energien einsetzen. Baden-Württemberg sei dabei bundesweit auf dem letzten Platz. Man müsse daher mögliche Standorte prüfen, wobei in sensible Bereiche nicht eingegriffen werden dürfe. „Wir haben die Verantwortung, für regenerative Energie zu sorgen“, stellte er fest. Man solle nicht von vornherein Bedenken aufbauen, sondern „die Sache umfassend und objektiv prüfen lassen“.
Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen stimmte der Stellungnahme der Stadt daher nicht zu, die aber von der Mehrheit des Gremiums befürwortet wurde. „Ich hoffe auf Einsicht und Respekt für unsere ökologische Arbeit“, meinte Bürgermeisterin Christiane Staab abschließend.
Mit Windrädern in unmittelbarer Nachbarschaft könnten die Storchennester im Gewann Röhrig leer bleiben (Foto: Pfeifer)
Text: Stadt Walldorf