Mit dem Ende des Jahres 2019 endet auch der Aufenthalt von Gastkünstler Johannes Frick in Walldorf. „Es war eine tolle Zeit, die ich genossen habe“, meinte Johannes Frick, der Anfang Juni in die Künstlerwohnung in der Scheune Hillesheim einzog.
Er war der sechste Stipendiat der Stadt Walldorf, der sich bei freier Logis und mit einer Pauschale von 600 Euro im Monat seiner Kunst widmen konnte. Bei Johannes Frick ist das Spektrum der künstlerischen Tätigkeit weitgefächert. Er ist ausgebildeter Schauspieler, mit einer ausdrucksstarken Baritonstimme gesegnet und kann als Student der Pop-Akademie Mannheim in seinem Master-Studiengang zum „Performing Artist Vocals“ seine vielen Talente entwickeln und professionalisieren. Als nächstes steht seine Masterarbeit auf der Agenda. In einem Jahr dürfte das Studium abgeschlossen sein.
Die Bühne ist für Johannes Frick der „Ort zum Ausleben“. Noch bis Februar hat er ein Engagement am Saarländischen Staatstheater in Saarbrücken, wo er in dem Thriller „Dosenfleisch“ von Bachmann-Preisträger Ferdinand Schmalz den Fernfahrer spielt. Auch während seines Walldorf-Stipendiats musste er daher immer wieder nach Saarbrücken und auch Verpflichtungen an der Pop-Akademie nachkommen. Kommende Projekte in Berlin beschäftigten ihn ebenfalls.
Ganz so ruhig und zurückgezogen, wie ursprünglich gedacht, war sein Aufenthalt daher nicht. Aber, wie er erzählte, konnte er auch „abschalten, Gedanken ordnen und einige der Songs, die er immer im Kopf hat, zu Papier bringen und auch aufnehmen“. Er arbeitet meist am Keyboard und mit einem Produzenten, mit dem er seit 2013 zusammenarbeitet, werden anschließend die passenden Sounds gefunden. „Ich suche die emotionale Welt des Songs“, erklärt Frick.
Einen Eindruck davon konnte man mit seinem sehr persönlichen Projekt „Find me in the Dark“ gewinnen. Die stark autobiographische Züge tragende Performance hat Frick in Walldorf zur Aufführungsreife gebracht. Am 14. November wurde das Zwei-Personen-Stück im Jump-Café zum Abschied von Walldorf und als Dankeschön an die Stadt aufgeführt. Ein Gesamtkunstwerk von Johannes Frick, das ganz aus seiner Feder stammt, bis hin zu den Filmsequenzen, die er mit Unterstützung eines befreundeten Künstlerkollektivs teils in der Künstlerwohnung drehte. Die Kostüme nach Fricks Vorstellungen schneiderte der befreundete Modedesigner Felipe Asan Escobar, für den Frick wiederum Musik für eine Modenschau komponierte und selbst auch als Model fungierte.
Die Beschäftigung mit der Clubszene in Berlin-Berghain, die Johannes Frick aus eigener Erfahrung gut kennt, mit dem aus seiner Sicht dort vorherrschenden „verzehrenden Hedonismus“ beeinflusste „Find me in the Dark“ stark. Johannes Fricks alter Ego Jon Darc, benannt nach der tapferen Jeanne d’ Arc, aber auch mit einem Hang zu den eher dunklen Seiten des Lebens, öffnete für das Publikum dreizehn Kapitel seiner Kindheit und Jugend. Im Publikum saß übrigens auch Johannes Fricks Vater, der extra angereist war.
Während Frick in den ersten Kapiteln der Performance unbewegt unter einem Kostüm aus schillernden alten Tonbändern unsichtbar blieb, war nur seine Stimme zu hören. „I was a shy boy“, erklärte die Stimme. Den kleinen Jungen Jon stellte die Tänzerin Chiara-Luisa Schrenk dar. Ihre eckigen Bewegungen erinnerten an Streetdance. Sie blickte versonnen nach oben, suchte nie den direkten Blickkontakt zum Publikum, ganz in sich gekehrt. „Dancing in the Shadows“ heißt es bei Jon Darc und die Sehnsucht nach Licht und Süße interpretiert Fricks Song „Fill me with Ambrosia“. Zwei junge Frauen, die am Bühnenrand saßen und gleichförmig ihre langen, zu Pferdeschwänzen gebundenen Haare in bewundernswerter Ausdauer als „Haarpropeller“ kreisen ließen, wirkten wie der Chor in einer griechischen Tragödie, der das Geschehen kommentiert. In diesem Fall ohne Worte. „I wanna want you“ singt der jugendliche Jon Darc, der sich gehäutet und seinen Kokon verlassen hat. Tänzerin Chiara ist nicht mehr länger der kleine Jon, sondern ein begehrenswertes Mädchen, das Jons, nun dargestellt von Johannes Frick, Aufmerksamkeit erregt hat. In der dazugehörigen Filmsequenz erscheint Jon als bestrickender Amor. Im schwarzen Dress tritt das Paar schließlich Selfies fotografierend und sehr „stylish“ auf. „All I want is your attention“ singt Jon Darc nun, der das Rampenlicht sucht und liebt und Anerkennung möchte. Soweit die dreizehn Kapitel, denen Johannes Frick hoffentlich noch viele Kapitel hinzufügen kann.
Die Grenzerfahrungen, die zu tiefreichenden menschlichen Emotionen führen, sind es, die Frick intensiv, mit großer Passion und schonungslos – auch gegenüber sich selbst – auf die Bühne bringt. Dafür brennt er. Mit großer Leidenschaft arbeitet er derzeit noch an einem Album für seine viel zu früh verstorbene Mutter. Sie war es, die den schüchternen Johannes im Alter von zehn Jahren auf die Schauspielschule schickte. Mit großem Erfolg!
Auch wenn es in Walldorf, wo Johannes Frick zur Entspannung gerne im AQWA schwimmen und saunieren genossen hat, „richtig toll“ war, braucht er nun wieder Großstadtluft. Zum Jahresende geht es nach Berlin, wo er in einem Projekt mitwirkt, und danach wieder nach Mannheim. An Walldorf, von dem er vor seinem Stipendium nur den „Waldorf-Salat“ kannte, nimmt er viele gute Erinnerungen an eine produktive Schaffensphase mit.
Johannes Frick und Chiara-Luisa Schrenk, im Hintergrund Johannes Frick in der Videosequenz
Text: Stadt Walldorf
Foto: Pfeifer