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Frank Goosen ist mit seinem Roman „Spiel ab!“ beim Zeltspektakel zu Gast

26. August 2023 | > Walldorf, Allgemeines, Das Neueste, Freizeit, Kultur & Musik

Fußball, der Ruhrpott und köstlicher Humor

Es ist nicht überliefert, ob Frank Goosen am 21. August 2016 unter den 2800 Zuschauern im Dietmar-Hopp-Sportpark gewesen ist. Damals schlug der FC-Astoria den Zweitligisten VfL Bochum in der ersten Runde des DFB-Pokals mit 4:3 nach Verlängerung.
Goosen, Kabarettist und bekennender Fan des VfL, der seine Fußballbegeisterung auch in regelmäßigen Kolumnen für die Fachzeitschrift kicker auslebt, ist nun gut sieben Jahre später, am Mittwoch, 30. August, in Walldorf zu Gast. Nicht zur Revanche, sondern um ab 20 Uhr beim Zeltspektakel auf dem Gelände hinter dem Tierpark seinen aktuellen Roman „Spiel ab!“ (Kiepenheuer & Witsch, 2023) vorzustellen.

Der Titel lässt es erahnen: In „Spiel ab!“ geht es natürlich ebenfalls um Fußball. Allerdings nicht um die oft irreal erscheinende Glitzerwelt von Bundesliga und Champions League, sondern um das Spiel in seinen Ursprüngen, an der Basis, in der C-Jugend, ganz ohne Videobeweis, Fernsehübertragung oder Millionengehälter. Dafür mit handfesten Themen wie einer bröckelnden Vater-Sohn-Beziehung, Alltagsrassismus und echten Männerfreundschaften. Das wird vom Autor unterhaltsam, aber auch vergleichsweise unaufgeregt verpackt – mehr Buchwald als Maradona, um im Fußballbild zu bleiben. Goosen beherrscht sein Handwerk, schreibt kurzweilig, charmant, pointiert und immer witzig, ohne es zu übertreiben, präsentiert den Ruhrpott und vor allem seine jugendlichen Protagonisten in authentischer Sprache, hat daneben immer wieder launige Zitate und Anspielungen aus der Popkultur (da schimmert seine Musikleidenschaft durch) und Fußballwelt parat – ein feiner Doppelpass. Und er bringt die passende Erfahrung mit: Der Vater von zwei Söhnen hat selbst vier Jahre lang die Jugendfußballmannschaft eines kleinen Vereins trainiert.

„Spiel ab!“ bringt die Figuren zurück, die bereits in den Goosen-Romanen „Förster, mein Förster“ (2016) und „Kein Wunder“ (2019) im Mittelpunkt standen, die drei Freunde Förster, Fränge und Brocki, die sich seit Studentenzeiten kennen. Fränge, der Café-Besitzer, will nach der Trennung von seiner Lebensgefährtin die Beziehung zu seinem Sohn Alex kitten, der ihm die wiederholte Unzuverlässigkeit übelnimmt, und sichert sich kurzerhand den vakanten Trainerposten in dessen Fußballmannschaft, den sonst ohnehin niemand haben wollte. Der eher zurückhaltende Romanautor Förster hat mit dem runden Leder nur wenig am Hut, lässt sich aber überreden, den Chauffeur zu spielen, da Fränge gerade keinen Führerschein hat. Bald ist er als Co-Trainer ebenso mittendrin im Geschehen und Fußball-infiziert wie Lehrer Brocki, der mehr als nur pädagogische Unterstützung leistet. Ein tolles Trio.

Im Klappentext liest sich die Handlung so: „Sie erkennen, dass sie die Aufgabe gewaltig unterschätzt haben: Die pubertierenden Jungs tanzen ihnen ganz schön auf der Nase herum, sie bekommen es mit meinungsstarken Spielereltern, dubiosen Konkurrenztrainern und scheuklappentragenden Schiris zu tun. Doch auf dem Rasen und in der Kabine wächst nach und nach eine Gemeinschaft zusammen, in der es um viel mehr geht als um den Abstiegskampf.“ Eine fast zu nüchterne Schilderung der kompletten Fußballsaison mit deftigen Niederlagen, überraschenden Siegen und einem spannenden Finale, in dem das Happy End Spitz auf Knopf steht.

Tatsächlich ist da aber noch viel mehr. Das Buch lebt natürlich vor allem vom großartigen Humor, der sich einerseits in den ewigen Kabbeleien der drei Freunde, daneben aber auch in den köstlichen Wortwechseln der jugendlichen Fußballer ausbreitet und auch auf 336 Seiten nie abnutzt. Das lässt die meisten Figuren höchst sympathisch rüberkommen, ohne dass dabei Probleme der Realität ausgeblendet werden: zum Beispiel ehrgeizige Eltern, die ihren Sprössling für den nächsten Messi halten oder ihm die eigene, nicht zustande gekommene Karriere aufzwängen wollen, aber auch die mehrfach an die Oberfläche kommende Ausländerfeindlichkeit, die sich gerade im multikulturellen Biotop Nachwuchsfußball nur schwer einbremsen lässt. Sehr positiv: Obwohl der Autor seine Figuren schon das dritte Abenteuer in Romanform erleben lässt (weitere Auftritte gibt es in der 2021 veröffentlichten Kurzgeschichtensammlung „Sweet Dreams – Rücksturz in die Achtziger“), muss der Leser die anderen Bücher nicht kennen, um sich rasch mit Förster, Fränge, Brocki und Co. vertraut zu fühlen. Das gelingt Goosen mit wenigen Worten und ohne langwierige Rückblenden oder Erklärungen – sozusagen One-Touch-Fußball statt Rumpelfüßler-Gekicke. Und trotzdem darf man sich bei der Lektüre natürlich die Lust holen, mehr vom Autor lesen zu wollen. Oder ihn live mit seinem Buch beim Zeltspektakel zu erleben. Der Ball liegt beim Leser (oder Zuhörer).

Frank Goosen: Spiel ab!, Kiepenheuer & Witsch, 2023, 336 Seiten, ISBN‎ 346200414X. Der Autor ist am Mittwoch, 30. August, 20 Uhr, live mit „Spiel ab!“ beim Zeltspektakel zu erleben.

 

Was verbindet den Pokal-Schal aus dem Jahr 2016, die kicker-Kolumne „Abpfiff“ und Frank Goosens Roman „Spiel ab!“? Der Autor wird es bei seinem Auftritt auf dem Walldorfer Zeltspektakel bestimmt verraten.

 

Text und Foto: Stadt Walldorf

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