Massenvermehrung des Borkenkäfers erwartet. Die Förster des Rhein-Neckar-Kreises bereiten sich auf schwierige Zeiten vor. Der heiße Sommer und die geringen Niederschläge bedeuteten für den Wald puren Stress, betont Kreisforstamtsleiter Dr. Dieter Münch. Die Bäume seien zwar für Trockenperioden gerüstet. Aber in diesem Sommer seien viele an die Grenzen ihrer Anpassungsmöglichkeit gekommen und hätten zusätzlich vorzeitig Nadeln und Blätter fallen lassen, um den Wasserverbrauch einzuschränken. „Die Bäume kämpften ums Überleben und wurden dadurch auch anfälliger für Krankheiten, wie Pilzinfektionen und Insektenbefall“, so Dr. Münch.
Für die Förster heißt es nun, eine Massenvermehrung der Borkenkäfer in den Wäldern des Odenwaldes und im Kraichgau zu verhindern. In den Kiefernwäldern des Rheintals geht es in den nächsten Jahren darum, Wege zu finden, um die Waldstruktur auf großer Fläche überhaupt zu erhalten. Auf den sehr wasserdurchlässigen Sandböden des Rheintals verlief der Ab-sterbeprozess an Kiefern und Buchen besonders dramatisch. Die nördliche Oberrheinebene ist die Region in Baden-Württemberg, die vom Klimawandel besonders betroffen wird. Bereits jetzt ist es mit die wärmste und niederschlagsärmste Region in Baden-Württemberg und das gekoppelt mit Böden, die nur für wenige Tage bis Wochen genügend Wasser für die Bäume speichern können.
Das Baumwachstum findet schon heute am Grenzbereich statt. Sollten, wie prognostiziert, die Temperatur um bis zu weitere 2 C° ansteigen und die Sommerniederschläge geringer werden, verschlechtern sich die Ausgang-bedingungen für das Baumwachstum nochmals erheblich. Hinzu tritt, dass sich die Lebensverhältnisse für Insekten, z.B. den Maikäfer, dadurch deutlich ver-bessern und das Baumwachstum zusätzlich durch Insektenfraß an den Blättern und Wurzeln beeinträchtigt wird. Hier sind erste Auflösungserscheinungen der Wälder zu beobachten. Eingeschleppte Pflanzen wie die Kermesbeere finden unter diesen Verhältnissen eine ökologische Nische, in der sie sich sehr wohl fühlen und massiv ausbreiten. Die heimische Tier- und Pflanzenwelt könnte dadurch verdrängt werden. Die Kiefernwälder in der Rheinebene sind daher derzeit die größten Sorgenkinder der Kreis-Förster.