Die sechs Tonnen schwere Stahlbrücke wurde mit einem Autokran an ihrem bisherigen Standort am Waldangelbach auf Höhe der ehemaligen Wellpappe abgebaut und auf einem Tieflader zum Vereinsgelände der Feldbahnfreunde in den Weinäckern transportiert.
Mit dem Ausbau des Waldangelbaches im Bereich der ehemaligen Wellpappe und der damit verbundenen Herstellung von flachen Uferböschungen mit beidseitigen Unterhaltungswegen musste auch die alte Eisenbahnbrücke mit den beiden Widerlagern aus Sandstein abgebrochen werden. Bevor die alte Stahlkonstruktion von ihrem bisherigen Auflager abgehoben werden konnte, mussten die an der Brücke befestigten Leitungen für Strom und Telekommunikation mittels Spülbohrung unter dem Waldangelbach hindurchgeführt und neu angeschlossen werden.
Bereits zu Beginn der Baumaßnahme hatten die Feldbahnfreunde bei der Stadt angefragt, ob man ihnen die historische Bahnbrücke für eine künftige Verwendung auf ihrem Vereinsgelände überlassen könnte. Mit dem Abwasser- und Hochwasserschutzverband, der die Baumaßnahme im Auftrag der Stadt Wiesloch durchführt, war man sich sofort einig, dass ein Erhalt und eine Wiederverwendung der 8,25 m langen und 2,05 m breiten Stahlkonstruktion auf Wieslocher Gemarkung auf jeden Fall einer Verschrottung und Einschmelzung vorzuziehen und deshalb zu unterstützen sei. Immerhin ist die alte Bahnbrücke ein wichtiges Zeugnis der Wieslocher Eisenbahngeschichte, die mit der Einweihung der Nebenbahn Wiesloch-Walldorf – Wiesloch – Meckesheim, mit einem Abzweig nach Waldangelloch, im Mai 1901 offiziell eröffnet wurde und die viele Jahrzehnte später im Mai 1980 den Personenverkehr einstellte. Stadtrat Klaus Rothenhöfer, der die Wieslocher Eisenbahngeschichte wie kein anderer kennt, ließ es sich denn auch nicht nehmen, den Abbau und den Abtransport dieses Denkmals der Industriegeschichte persönlich mit zu verfolgen. Nach einer kurzen Fahrt mit dem Tieflader konnte die Brücke an ihrem vorläufigen Lagerplatz auf dem Gelände der Feldbahnfreunde an der Straße In den Weinäckern abgeladen werden. Die Wiederlager aus Sandstein werden abgebrochen, die Werksteine werden anschließend auf Paletten verladen und in den städtischen Bauhof gebracht, wo sie bis zur Wiederverwendung für einen anderen Zweck gelagert werden.
Die Feldbahnfreunde schmieden bereits Pläne, wie sie die alte Bahnbrücke in ihr Freigelände einbauen und die Feldbahn künftig darüber und gleichzeitig darunter durchfahren lassen können. Dass die engagierten und kreativen Vereinsmitglieder sicher eine gute Lösung umsetzen werden, bewiesen sie erst Anfang des Jahres, als sie ihr Schienennetz zur Freude der vielen Besucher in den Leimbachpark erweiterten. Man darf gespannt sein, welchen Platz die historische Brücke in dem Freilichtmuseum der Feldbahnfreunde künftig finden wird.