Englischer Künstler erinnert mit seiner Ausstellung an den Walldorfer Kunstmaler
In der englischen Stadt Rye wurde am Samstag, 5. Oktober, eine Kunstausstellung mit Werken des britischen Künstlers David Crew eröffnet, zu der der in Walldorf geborene Kunstmaler Mathias Heß (1899-1967) die Inspiration geliefert hat. Heß, nach dem in Walldorf eine Straße benannt ist, kam nach dem Zweiten Weltkrieg als Kriegsgefangener in die Grafschaft East Sussex/Südengland. David Crew kennt Heß‘ Werke seit seiner Kindheit. Wie er auf seiner Homepage schreibt, lebte Mathias Heß nach seiner Freilassung und bis zu seiner Heimkehr nach Deutschland einige Zeit bei seinen Großeltern Arthur and Phoebe Crew in Hastings an der englischen Südküste. In der Ausstellung in der Rye Art Gallery werden bis Sonntag, 3. November, neben Ölgemälden, Pastellbildern und Zeichnungen von David Crew auch drei Werke von Mathias Heß gezeigt.
Mathias Heß wurde 1899 in Walldorf geboren und ist hier auch aufgewachsen. 1950 schrieb und zeichnete er unter dem Titel „Unser Walldorf“ das erste Heimatbuch der Stadt, das 2008 noch einmal neu aufgelegt worden ist. Heß war Soldat im Ersten Weltkrieg, lernte an der Kunstakademie Karlsruhe bei den Professoren Conz (Radierkünstler), Wolf (Holzschneider) und Babberger (Maler) und kam ab 1942 als Soldat an die nordfranzösische Küste, wo sein „Flandrisches Skizzenbuch“ entstand. Die Gefangenschaft in Sussex (1945 bis 1948) brachte das „Englische Skizzenbuch“ hervor. 1955 schuf er ein Wandbild in Keramik an der Gymnastikhalle der Walldorfer Schillerschule, in den sechziger Jahren entstanden mit seiner Hinwendung zu religiösen Motiven unter anderem das Glasfenster „Auferstehungsbotschaft“ in der Aussegnungshalle in Philippsburg, ein Glasfenster in der Friedhofshalle in Leopoldshafen und die Wandbilder „Vier Elemente“ in der Schillerschule Karlsruhe.
Darüber hinaus hat Mathias Heß in unzähligen Zeichnungen und Bildern die charakteristischen Schwerpunkte vieler nordbadischer Städte und Gemeinden festgehalten, darunter auch viele inzwischen verschwundene Ansichten des alten Walldorfs. Heimatchronist Konrad Litterer würdigte Heß in einem Zeitungsartikel zu seinem 65. Geburtstag als „begnadetes Zeichengenie von einer Unbestechlichkeit des Blickes, die an unsere Großen erinnert“, und schrieb: „Bei ihm bilden künstlerischer Impuls und handwerkliche Gestaltung eine seltene Einheit.“ Die Heimatfreunde Walldorf würdigten ihn anlässlich einer Ausstellung im Astorhaus als „wohl talentiertesten Menschenbeobachter und Kunstmaler, den Walldorf je hervorgebracht hat“.
David Crew schreibt über Heß schon im Jahr 2021, als er sein Projekt „The Mathias Connection“ als Serie von Zeichnungen und Bildern vorstellt, auf seiner Homepage: „Als Kind war ich fasziniert von Mathias‘ Gemälden, die sich mit Sussex beschäftigten und an den Wänden von Glenthorne [dem Haus seiner Großeltern] hingen. Eines davon, ein großes Ölgemälde von Hastings Castle, war 1950 von Karlsruhe aus an Arthur und Phoebe geschickt worden, als ‚Dankeschön‘ dafür, dass sie ihn bei sich aufgenommen hatten. Eine gerade noch erkennbare Adresse auf der Rückseite ermöglichte es mir, mit Hilfe des Stadtarchivs in Karlsruhe durch Zeitungsartikel – einschließlich Ausstellungsbesprechungen – und die vielen Zeichnungen, die kürzlich katalogisiert wurden, mehr über sein Leben und sein Werk herauszufinden. Mein Ziel ist es, etwas von seiner Geschichte zu erzählen, insbesondere im Zusammenhang mit meiner Familie und seiner Zeit in Sussex, die für mich die Bedeutung gemeinsamer persönlicher und kultureller Verbindungen symbolisiert.“
Bei seiner Spurensuche wurde der englische Künstler unter anderem von Dr. Timo Jouko Herrmann aus Walldorf unterstützt.
Text und Fotos: Stadt Walldorf