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Faire Woche in Walldorf: „Nicht nur schick, sondern auch fair“

20. September 2019 | > Walldorf, Allgemeines, Gewerbe, Leitartikel

Unter diesem Motto zur Fairen Woche in Walldorf lud die Sparkasse Heidelberg in ihre Filiale nach Walldorf ein.

(bb) Frau Ingeborg Pujiula vom Verein Transfair Deutschland war als Gastreferentin eingeladen, um von den ökonomischen Hintergründen und nachhaltigen Perspektiven in der Bekleidungsindustrie zu berichten.

Frau Valeska Haberfellner, die Leiterin der Sparkassen-Filiale in Walldorf, begrüßte alle interessierten Gäste. Sie bemerkte, dass jeder etwas dafür tun könne, dass seine Kleidungsstücke „nicht nur schick, sondern auch fair“ seien, indem schon beim Kaufen neuer Bekleidung auf den Herstellungsprozess geachtet werde.


Die Sparkasse Heidelberg habe sich als Veranstaltungsort im Rahmen der Fairen Woche in Walldorf angeboten, so Frau Bürgermeisterin Christiane Staab, da sie über ein Nachhaltigkeitsresort verfüge. Sie sei gespannt auf die Ausführungen der Referentin. Sie begrüßte besonders einige Schülerinnen der Fair Trade AG  des Gymnasiums Walldorf sowie Mitglieder der Fairtrade-Steuerungsgruppe der Stadt.

Danach referierte Heidi Oestringer von der Sparkasse Heidelberg über den Stand des Klimaschutzes, den Beitrag der Sparkasse hierzu und über Möglichkeiten des eigenen Tuns. Deutschland habe das Ziel der Klimakonferenz 2015 nicht erreicht, wobei die Länder China, die USA und Indien das größte Energiewachstum mit vielen negativen Auswirkungen, z. B. den Anstieg des Meeresspiegels, haben.
Die Sparkasse selbst setze sich seit 2018 mit ihrem Nachhaltigkeitsresort für den Klimaschutz ein, indem sie z. B. neue Gebäude nach Passivhausstandard baue und für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein Mobilitätskonzept mit Elektroautos, dem ÖPNV und dem Fahrrad erstelle.

Gerd Schneider von der Fairtrade-Steuerungsgruppe wies darauf hin, dass Walldorf zum ersten Mal 2017 das Siegel als Fairtrade-Stadt erhalten habe. Nun wurde eine Zertifizierung durchgeführt und Walldorf hat das Siegel 2019 für weitere zwei Jahre erhalten.
Dass Kaffee, Tee und Bananen fair gehandelt werden, sei mittlerweile einem Großteil der Bevölkerung bekannt. Daher habe sich die Fairtrade-Gruppe zur Fairen Woche in Walldorf in diesem Jahr mit dem Thema faire Kleidung beschäftigt. Er freute sich, dass die Fair Trade AG des Gymnasiums Walldorf an diesem Abend vertreten war, da auch speziell junge Leute auf das Thema faire Kleidung aufmerksam gemacht werden sollen. Dieses Thema greift auch die AG des Gymnasiums mit ihrer Kleidertauschbörse auf, die in dieser Woche dort stattfindet.

Mitglieder der Fairtrade-Steuerungsgruppe Walldorf mit Frau Pujiula (v.r.: Andrea Schröder-Ritzrau, Gerd Schneider, Ingeborg Pujiula, Thomas Bensch)

Frau Ingeborg Pujiula von Transfair Deutschland e. V. zeigte in einer Powerpoint-Präsentation die katastrophalen Zustände auf, unter denen ein Großteil der auf der Welt vertriebenen Kleidungsstücke gefertigt wird.
Die Arbeitsbedingungen sind „unglaublich schlecht“ bis hin zu tödlichen Folgen der Arbeit. Der Einsturz des Rana-Plaza-Gebäudes in Bangladesch 2013, in dem einige Fabriken untergebracht waren, hat mit über 1100 Toten und rund 2000 Verletzten zwar kurzzeitig Aufmerksamkeit und Verbesserung gebracht, jedoch machen viele Firmen weiter wie bisher.

Überwiegend junge Frauen ab 14 Jahren sind es, die unter menschenunwürdigen Bedingungen in Ländern wie Bangladesch, Kambodscha, China oder auch in Osteuropa arbeiten müssen. Oft sind sie schon Mitte 30 nicht mehr arbeitsfähig, denn nicht selten arbeiten sie 100 Stunden in der Woche und erhalten hierfür nicht einmal den Mindestlohn, geschweige denn einen existenzsichernden Lohn. Die Frauen werden schlechter bezahlt, schlecht behandelt und schikaniert. Sie werden geschlagen, angeschrien und die Toilettengänge werden reglementiert.
Es gibt keinen Sicherheitsschutz, keine Alterssicherung und selten eine Krankenversicherung. Außerdem erkranken sie durch die Chemie in den Stoffen häufig an Lungen- und Nierenkrankheiten. Denn auch wenn „100 % Baumwolle“ draufsteht, sind 20 % Chemie drin.

Durch die schnell wechselnde Mode stehen Arbeiterinnen und Arbeiter unter enormem Druck, immer schneller zu nähen, damit die Bekleidungsfirmen ihre neuen Kollektionen umgehend auf den Markt bringen können.

Einige Fakten zum Nachdenken:

Pro Person werden in Deutschland 70 Kleidungsstücke im Jahr gekauft. Davon werden nur 60% tatsächlich getragen, der Rest wird entsorgt wegen Fehlkaufs, weil z. B. die Größe/Farbe nicht richtig passt oder das Teil nicht mit der vorhandenen Garderobe harmonisiert.

Statistisch gesehen fallen pro Jahr 90 Kilo Altkleider je Person an. 45 % der Altkleider werden in Second-Hand-Läden weiterverkauft. Dies ist eine von vielen Möglichkeiten, in Zukunft mit der Kleidung umsichtiger umzugehen. Es sollte insgesamt weniger Kleidung gekauft werden und vor allen Dingen keine sehr billigen Sachen. Die Kleidung sollte auch geflickt bzw.repariert werden, um die Lebensdauer zu verlängern. Natürlich bieten sich auch Kleidertausch-Börsen an, wie sie das Gymnasium Walldorf in diesen Tagen veranstaltet.

Beim Einkauf von Kleidung sollte auf jeden Fall auf verschiedene Siegel geachtet werden, die verschiedene Bedeutungen haben:

Erläuterungen zu den vier wichtigsten Siegeln finden Sie hier: www.siegelklarheit.de.

Ein Siegel, das in allen fair gehandelten Produkten auftauchen sollte, ist das ILO-Siegel (Internationale Arbeitsorganisation).

„Schwerpunkte der Arbeit der ILO sind die Formulierung und Durchsetzung internationaler Arbeits- und Sozialnormen, insbesondere der Kernarbeitsnormen, die soziale und faire Gestaltung der Globalisierung sowie die Schaffung von menschenwürdiger Arbeit als eine zentrale Voraussetzung für die Armutsbekämpfung“.
In den Gremien der ILO sitzen Regierungen, Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände  gemeinsam in allen Gremien.

ILO steht für
Vereinigungsfreiheit und Recht auf Kollektivverhandlungen
Beseitigung der Zwangsarbeit
Abschaffung der Kinderarbeit
Verbot der Diskriminierung in Beschäftigung und Beruf

Am Ende ihres Vortrags stand Ingeborg Pujiula noch für Fragen der interessierten Zuhörerinnen und Zuhörer zur Verfügung.

Sie empfahl das Buch „Ich kauf nix“ von Nunu Haller, in dem eine junge Frau anschaulich und humorvoll beschreibt, wie sie ein Jahr lang auf neue Kleidungsstücke verzichtet hat.

Gerd Schneider von der Fairtrade-Gruppe bemerkte, dass sich die Stadt Walldorf auch auf den Weg machen wolle, für ihre Bediensteten im Bauhof, bei der Feuerwehr etc. fair gehandelte Kleidung zur Verfügung zu stellen.
Frau Pujiula machte dazu den Vorschlag, dies als Pilotprojekt zu betrachten, mit dem man Werbung für die Stadt Walldorf machen könne.

Das Fazit des Abends war, dass jeder Einzelne sein Konsumverhalten überprüfen und ggfs. ändern müsse.

Sie stehen für die Fairtrade-Stadt Walldorf (v.l.:)

Thomas Bensch (Fairtrade-Steuerungsgruppe), Valeska Haberfellner, Heidi Oestringer (beide Sparkasse), Ingeborg Pujiula (Transfair Deutschland e. V.), Susanne Nisius (Wirtschaftsförderung Stadt Walldorf), Christiane Staab (Bürgermeisterin) und Gerd Schneider (Fairtrade-Steuerungsgruppe)

Weitere Informationen und die restlichen Veranstaltungen der Fairtrade-Woche in Walldorf finden Sie unter https://www.ganz-schoen-fair.de/.

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In der Sparkassen-Filiale Walldorf ist noch bis zum 01. Oktober die Plakatausstellung „Nach St(r)ich und Faden“ zu sehen sowie die Festtafel „Eine Welt“.

Text und Fotos: BBinz

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