„Wenn jeder darüber nachdenkt, ist viel gewonnen“
„Fairer Handel geht uns alle an“ lautete das Thema eines Informationsabends, zu dem die Volksbank Kraichgau während der Fairen Woche in Walldorf eingeladen hatte.
Dass faires und nachhaltiges Handeln bei der traditionsreichen Volksbank eine bedeutende Rolle spielt, erläuterte deren Nachhaltigskeitsmanagerin Silvia Singler. Das Thema Nachhaltigkeit sei nicht nur ein Trend, so Silvia Singler, sondern ein weitreichendes Thema, das viele Bereiche betreffe. Sie gab Einblick in die umfassende Nachhaltigkeitsstrategie der Volksbank. Diese erstreckt sich auf alles rund um den Arbeitsplatz, von der Vereinbarung von Familie und Beruf mit Teilzeitmodellen, auch bei Pflegefällen in der Familie, Aus- und Weiterbildung und die Förderung von Talenten. Um den Kohlendioxid-Ausstoß zu minimieren, wird ein Job-Fahrrad angeboten für den Arbeitsweg, aber auch für den privaten Gebrauch. Auch beim Gebäudemanagement ist – so Silvia Singler – die Reduzierung von Kohlendioxid ein wichtiges Thema. Trotz Digitalisierung wird bei jeder Bank auch noch viel Papier verbraucht. Bei der Volksbank kommt nur Recyclingpapier mit dem „Blauen Engel“ zum Einsatz und beim Einkauf werden Fairtrade- und regionale Produkte bevorzugt, wo möglich.
Stolz ist die Volksbank, so Regionalmarktleiter Andreas Barth, auf ihren Nachhaltigkeitsfonds „made im Kraichgau“. Wer in diesen Fonds investiert, trägt dazu bei, das regionale Bildungsprojekt „REdUSE-nachhaltige Schulen“ zu unterstützen. Jugendlichen der teilnehmenden Schulen, zu denen zum Beispiel das Ottheinrich-Gymnasium in Wiesloch gehört, wird vermittelt, welche Auswirkungen der Ressourcenverbrauch auf Gesellschaft und Umwelt hat und wie man gegensteuern kann. Schließlich spendet die Volksbank regelmäßig große Summen für gemeinnützige Zwecke in der Region.
Bankvorstand Klaus Bieler begrüßte an diesem Abend auch Klaus Bensch und Gerd Schneider, die Sprecher der Walldorfer Fairtrade-Steuerungsgruppe. Sie informierten über die Aktivitäten der Fairtrade-Gruppe und machten deutlich, dass jeder einzelne etwas dazu beitragen kann, Produzenten von Fairtrade-Produkten in armen Ländern zu unterstützen und Bildung zu ermöglichen. Nachdenklich stimmte, dass über 700 Millionen Menschen von weniger als 1,90 Dollar pro Tag leben müssen. Beeindruckend war das Beispiel des Produkts Kakao. 5,5 Millionen Kleinbauern produzieren 90 Prozent der Kakao-Ernte. Drei Unternehmen weltweit verarbeiten 40 Prozent der Ernte, fünf Unternehmen kontrollieren 57 Prozent der Schokoladenverkäufe an eine Milliarde Konsumenten. Mit Fairtrade könne man Produzenten und Konsumenten verbinden und dazu beitragen, dass die Kleinbauern ein sicheres und gutes Leben führen und über ihre Zukunft selbst entscheiden könnten, so Bensch und Schneider. „Fairtrade hilft auch, Fluchtursachen zu vermeiden“, stellte Thomas Bensch fest. Denn dank Fairtrade gebe es Bildung statt Ausbeutung. Gerd Schneider berichtete von eine Kooperative alleinstehender Frauen in Ruanda, die Kaffeeanbau betreibe und diesen auf dem Markt verkaufe. „Hier findet Wertschöpfung im eigenen Land statt. Das ist ein Baustein von vielen!“ Dem Vorurteil, dass Fairtrade-Produkte wesentlich teurer seien als herkömmliche, traten sie entgegen. Denn eine Tasse Fairtrade-Kaffee kostet nur etwa 2,5 Cent mehr als ein konventionell hergestelltes Produkt und ein Glas Fairtrade-Orangensaft nur etwa 2 Cent mehr. Sie empfahlen den von der Stadt aufgelegten „Fairführer“ als Wegweiser zu Walldorfer Geschäften und Dienstleistern mit fair gehandelten, biologisch erzeugten und regionalen Produkten. Für die weitere Arbeit der Steuerungsgruppe wünschten sich Thomas Bensch und Gerd Schneider noch weitere Unterstützer. Gerne könne man sich auch punktuell und projektbezogen einbringen. Auch für Anregungen und Ideen zeigten sie sich offen.
„Wenn jeder darüber nachdenkt, ist viel gewonnen“, stellte Klaus Bieler abschließend fest. Die in der Volksbank aufgestellte „Festtafel: Eine Welt“ lud dazu ein, die unterschiedlichen Lebensstandards und Lebenserwartungen in verschiedenen Ländern nachzuempfinden und verabschiedet wurden alle Gäste mit einer Rose – Fairtrade versteht sich.
Wer Interesse an einer Mitarbeit in der Fairtrade-Steuerungsgruppe hat, kann sich an Thomas Bensch, Tel. 20 09, oder Gerd Schneider, Tel. 6 47 85 wenden. Infos auch unter: www.ganz-schoen-fair.de
An der „Festtafel: Eine Welt“: (v.l.n.r.) Joachim Bride (Volksbank), Thomas Bensch (Fairtrade-Steuerungsgruppe), Andreas Barth (Volksbank), Gerd Schneider (Fairtrade-Steuerungsgruppe), Susanne Nisius (Stadt Walldorf, Wirtschaftsförderung), Klaus Bieler (Volksbank) und Erster Beigeordneter Otto Steinmann
Text: Stadt Walldorf
Fotos: Pfeifer