Informationen und praktische Alltagshilfen waren gefragt
Die Erscheinungsformen und Auswirkungen von dementiellen Veränderungen sind so vielfältig wie die Menschen, die davon betroffen sind. Mehr darüber zu erfahren und über die ebenso vielfältigen Angebote, die es für Betroffene und deren Angehörige gibt, war das Anliegen einer Fachmesse, die die Stadt Walldorf am 23. April in der Astoria-Halle mit vielen Kooperationspartnern veranstaltete.
„Dem Vergessen begegnen“, lautete der Titel der Messe und der nachfolgenden Veranstaltungsreihe, die noch bis zum 2. Mai dauert. Diesem Aufruf stellten sich rund dreißig Aussteller, die ein weites Spektrum an Dienstleistungen und Hilfen abdeckten. „Wir sind ganz überrascht von der freundlichen und lebendigen Atmosphäre, die hier herrscht“, war von vielen Besucherinnen und Besuchern zu hören, die ihre Runde in der Astoria-Halle von Stand zu Stand drehten. Dass es viele Möglichkeiten gibt, der Demenz zu begegnen, formulierte auch Bürgermeisterin Christiane Staab in ihrer Begrüßung. Eine demente Frau, die Besuch von ihrer Tochter Elisabeth bekommen soll, und bei der Nennung dieses Namens nur an die britische Queen denkt, die nun zu erwarten sei, könne man maßregeln, aber man könne auch herzlich darüber lachen, meinte Staab zu der ganzen Spannbreite an Reaktionen. Mit der Fachmesse und den folgenden Aktionstagen wolle man Wege weisen, wie man der Demenz, die natürlich auch ein Feind sei, gelassener begegnen könne, erklärte Staab. Alle Kommunen müssten sich mit der älter werdenden Gesellschaft auseinandersetzen. Man dürfe den Entwicklungen nicht einfach ihren Lauf lassen, sondern müsse zu seniorengerechten Städten werden, so Staab.
Dass sich viele Vereine, Institutionen und auch professionell in diesem Bereich arbeitende Praxen und Dienste wegweisend mit dem Thema Demenz auseinandersetzen, war beim Rundgang zu erfahren. So waren Ergotherapeuten vor Ort, Sozialstationen, Pflegeteams und Firmen, die dabei helfen, Haushalts- und Pflegehelfer für Privathaushalte zu finden. Der „Laufende Seniorenbus“, der in Walldorf unterwegs ist, machte hier Station und informierte über sein Bewegungsangebot in netter Gesellschaft. Dass Bridge die kleinen grauen Zellen ordentlich auf Trab bringt und so dazu beitragen kann, einer Demenz vorzubeugen, war bei den passionierten Bridge-Spielerinnen und –Spielern aus Wiesloch und Walldorf zu erfahren. Zu Denkspaziergängen lud die VHS ab 60 ein. Unglaublich, wie viele Wörter sich zum Beispiel aus dem Begriff „Denkspaziergang“ ableiten lassen. Die Fitness prüften Mitarbeiter des Gerontologischen Instituts der Universität Heidelberg vor Ort mit einfachen Übungen. Auch mit Handicap kann man dank Dreirädern und anderen fahrbaren Untersätzen durchaus noch mobil bleiben. Entsprechende Modelle waren im Foyer ausgestellt. Praktische Hilfen, wie Armbanduhren mit großen Ziffernblättern, die noch dazu den Aufenthaltsort einer vielleicht verwirrten Person orten können, und das handliche „Push Phone“, das auch sehr betagte Senioren noch bedienen können, wurden gezeigt. Mit „Granny at home“ wurde die Idee vorgestellt, älteren Menschen, die ihr Zuhause verlassen, um in ein Heim zu ziehen, ein wertvolles Fotoalbum mit Bildern des alten Zuhauses mit auf den Weg zu geben. Dass man Spiele mit einfachen Mitteln seniorengerecht gestalten kann, bewies ein Mensch-ärgere-Dich-nicht-Spiel mit Wäscheklammern anstatt der kleinen Figuren, die bei älteren sehbehinderten Menschen ständig umfallen. Dank der Wäscheklammern, die auf kleinen Bügeln sitzen, kann es wieder klappen.
Viele Angehörige nutzten die Chance, sich Rat zu holen – auch bei Tabuthemen. Andrea Münch, die bei der Stadt Walldorf für die IAV-Stelle und den Pflegestützpunkt zuständig ist und die Veranstaltung konzipiert und organisiert hatte, freute sich mit allen Beteiligten über die gute Resonanz, auf die die Fachmesse gestoßen ist und das große Interesse an den folgenden Veranstaltungen. Bei Kaffee und Kuchen verfolgten die Gäste auch gerne die Vorführung der VHS-Gruppe „Zumba gold“. Die Damen im besten Alter legten eine flotte Sohle aufs Parkett. Spontan schloss sich eine Besucherin an.
Ins Gespräch zu kommen, war sehr leicht
Gedächtnistraining bei der VHS ab 60
Viele Hilfsmittel, wie das Push Phone, wurden vorgestellt; am Computer wurde einiges ausprobiert
Text: Stadt Walldorf, Fotos: Pfeifer