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Exklusivinterview mit Günther Gehrlein

31. Mai 2013 | Hospize, Leitartikel, Photo Gallery

Günther Gehrlein, Sterbebegleiter. Leiter Hospiz Agape, Wiesloch. Geht in den Ruhestand

Günther Gehrlein

Günther Gehrlein

Am 31. Mai 2013 ist sein letzter offizieller Arbeitstag.
Nach 5 eindrucksvollen Jahren als Leiter des Hospiz Agape gGmbH.

WiWa-Lokal: Herr Gehrlein, wie kamen Sie zum Hospiz Agape?

G.G: Nachdem ich von 2000 bis 2007 in HD Weststadt, Kaiserstraße das Hospiz Luise leitete, habe ich mich als 59 jähriger in Wiesloch auf die Stelle eines Heimleiters beworben.

WiWa-Lokal: Kommen Sie aus dem Raum Heidelberg, Wiesloch?

G.G: Nein, ich bin in Heilbronn geboren und hatte angefangen als Krankenpfleger.

WiWa-Lokal: Wann  haben Sie genau in Wiesloch begonnen?

G.G: Das war im Januar 2008, offiziell. Aber eigentlich schon im Dezember 2007. Da man in Wiesloch noch keine Erfahrungen hatte bekam ich zunächst erstmal nur einen 3 Jahresvertrag. Tatsächlich war ich in den letzten 5 Jahren als Heimleiter nicht einen Tag krank.

WiWa-Lokal: Im März diesen Jahres feierte das Hospiz Jubiläum zum 5 jähriges Bestehen. Sie waren dann also von Anfang an dabei. Konnten Sie denn auch in der Gestaltung und Verteilung der Räume mitwirken?

G.G: Ja genau, zusammen mit einer Architektin vom Architekturbüro Vorfelder war ich am Ausbau und der Einrichtung beteiligt. Am 24. Februar war dann Schlüsselübergabe.

WiWa-Lokal: Ich muß sagen, die Räumlichkeiten sind wirklich gelungen. Helle und freundliche Räume, trotzdem den Charakter des alten Bierkellers erhalten, sehr geschmackvoll. Da waren bestimmt jede Menge Engagement und Kosten gefragt?!

G.G: Allerdings. 7 Millionen wurden hier rein gesteckt. Ohne die großzügigen Zuschüsse der Ditmar Hopp Stiftung wäre das nicht möglich gewesen. Seitdem stehen wir in enger Verbindung zur Familie Hopp.

WiWa-Lokal: Haben Sie denn schon Pläne geschmiedet für den Ruhestand?

G.G: Noch nichts Konkretes. Höchstwahrscheinlich werde ich meinen Ambitionen im ambulanten Bereich der Palliativpflege nachgehen. Vor kurzem habe ich noch eine Trauerausbildung gemacht. Außerdem bin ich voll engagiert bei der LAG Hospiz BW.

WiWa-Lokal: Das klingt ja interessant!?

G.G: Ja, zusammen mit einer Kollegin aus Bittigheim  bin ich in der Position des Vorstandes bei der Landesarbeitsgemeinschaft Hospiz Baden-Württemberg e.V.  Zuständig für die  Region Nord-Württemberg und im Arbeitskreis: Stationäre Hospize.

http://hospiz-bw.de/vorstand

(Anmerkung: Die Landesarbeitsgemeinschaft Hospiz Baden-Württemberg ist Mitglied des Deutschen Hospiz- und Palliativ Verbandes e.V. (DHPV) Die bundesweite Interessensvertretung der Hospizbewegung und der Dachverband der Hospizverbände in den 16 Bundesländern.)

WiWa-Lokal: Ihre Arbeit im Agape ist ja höchst sensibel zu führen und benötigt ein großes Talent an Feinfühligkeit. Wie haben Sie es geschafft am Abend abzuschalten um sich für den neuen Tag zu rüsten?

G.G: Meinen Ausgleich find ich nach wie vor in meinen Hobbys.
So bin ich zum Beispiel im Kammerchor, im Golf-Club, Wiesloch. Ich laufe gerne und genieße die Spaziergänge mit unserem Hund.

WiWa-Lokal: Bestimmt freut sich auch Ihre Frau schon, wenn Sie mehr Zeit mit Ihr verbringen können!?

G.G: Tja, wahrscheinlich sehen wir uns auch nicht mehr als bisher. Meine Frau Jula kommt auch aus dem ambulanten Sektor. Und sie ist ehrenamtlich aktiv bei der Bahnhofsmission in Heidelberg. Zurzeit betreut sie einen 7 jährigen Jungen.

WiWa-Lokal: Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

G.G: Dass die  Versorgung von schwer kranken Menschen optimiert und mehr ins Gesundheitswesen eingebunden wird.
Leider ist es so, dass die Heimaufsicht einem Expertenstandart untersteht, welcher auch der gleiche Maßstab wie in der Pflege ist, aber das passt nicht immer zu einem Hospiz. Es gibt wesentliche Abweichungen und – Knapp daneben ist halt eben auch vorbei.
Es sollten eigene Prüfkriterien modifiziert werden. Durch das abarbeiten von 30 seitigen Katalogen des Begehungsplanes, über Qualitätsmanagement und Hygiene Vorschriften entzieht man den Patienten die Mitarbeiter.  Auf 8 Betten haben wir 11 volle Stellen um für die Menschen da zu sein. Zu unspezifische Auflagen stehen oft im Weg.

WiWa-Lokal: Herr Gehrlein, herzlichen Dank für Ihre Zeit und das angenehme, schöne und interessante Gespräch.

G.G: Am 29.06.2013 – veranstaltet übrigens der Förderverein Hospiz Agape e.V. ein Benefiz Golfturnier. Im Golfclub St.Leon Rot.

WiWa-Lokal: Der Förderverein ist sehr engagiert. Kommt er den komplett für die Kosten auf?

G.G: Nicht ganz,  die Hopp Stiftung rundet die Kosten auf. Aber dem Förderverein hat das Hospiz unter anderem auch den Kunsttherapeuten und Musiktherapeuten im Haus zu verdanken. Ohne den Förderverein könnte man das Ding zu machen.

 

 (Bilder und Interview: Bettina Gentner)
 

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