… mit Malerei und Keramikkunst – Arkadien ist nicht sicher
Noch bis zum 10. Juni ist Eva Schaeubles Ausstellung „Si figura, …!“ in der Reihe „Kunst im Rathaus“ in Walldorf zu sehen.
Den Betrachter erwarten „farbenprächtige, opulente Bilder“, wie es Bürgermeisterin Christiane Staab bei der Vernissage am 22. April formulierte. „Die an Bühnenkulissen erinnernden Bilder ziehen uns förmlich in die Szenerie hinein“, stellte Christiane Staab fest. Mit den vermeintlich vertrauten Motiven schaffe die Künstlerin jedoch eine ganz eigene Welt, die es zu entdecken gelte.
Auch Walldorfs Kunstbeauftragter Hartmuth Schweizer, der in die Ausstellung seiner früheren Studienkollegin an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe einführte, sprach das „reich bestückte Füllhorn an Bildern, Landschaften, Menschen, Tieren, Stillleben, Geschichten, Mythen und literarischen Anspielungen aller Art“ an. Eva Schaeuble mit ihrem gleichermaßen zeichnerischen wie malerischen Talent, das sie bei ihren Lehrern Hans Baschang, Peter Ackermann und Markus Lüpertz vervollkommnet habe, führe an die Quelle der abendländischen Kultur, in die Antike – nach Griechenland und Rom. Mit Blick auf die große Ringplastik im Atrium des Rathauses, auf der die Fragen „Wer – Woher – Wohin“ eingraviert sind, stellte Schweizer fest, dass Eva Schaeuble der Frage nach der menschlichen Herkunft, nach dem Wesen der Existenz intensiv in ihrer Kunst nachgehe. So stellt Schaeuble weise Seherinnen, die Sibyllen, dar, die jedoch mit niedergeschlagenen Augen eine Antwort schuldig bleiben. Die Frage „Dove siete? Wo seid Ihr?“ stellt Eva Schaeuble auf einem Bild, dessen Blick den Betrachter von einer eigentlich heiteren Terrasse eines Hotels in Sorrent im Stil der 1950er Jahre auf den Golf von Neapel lenkt. Der dunkle Vesuv liegt im Blickfeld und damit das Drama der Vernichtung von Pompeji. Hartmuth Schweizer sah hier die für Eva Schaeuble charakteristische „Verschränkung bildnerischer Mittel von realen Alltagsfragmenten, zeichnerischer Ornamentik und den spontan im Duktus der Malgeste entworfenen Farbflächen“ in Vollendung. Sie entwickle in dieser komplexen Komposition die illusionistische Darstellung des geschilderten Blicks von Sorrent einerseits und die Vision eines tragischen Schicksals andererseits. Auf Schaeubles meisterhaften Umgang mit Funden aus Zeitschriften, Fotoausschnitten, die sie mit Leidenschaft sammelt und mit abstrakten Farb- und Formelementen verbindet, ging Schweizer ebenfalls ein. Ihren besonderen Umgang mit „feinster Dekoration und filigranen Ornamenten“ erwähnte Schweizer besonders. Durch die daraus entstehenden Muster werde die Bildfläche vereinheitlicht, „deren Autonomie zu einem Leitgedanken bei Eva Schaeuble“ werde.
Bei näherem Hinsehen entdeckt man auch, dass die Künstlerin immer wieder die Antike zitiert, diese aber mit zeitgenössischen „Accessoires“ konterkariert. So stehen die aus den 1920er zu stammen scheinenden Damen auf Schwimmringen für die sieben freien Künste der Antike. Eva Schaeubles Liebe zum Detail, die für Verfremdung sorgt, wird bei allen Exponaten, auch den Keramikarbeiten für die Majolika Karlsruhe, deutlich. Auch wenn Eva Schaeuble schon immer die Schönheit und die Harmonie rehabilitiert habe, verweigere sich die Künstlerin doch „einer unkritischen, idealisierenden Rezeption der Antike“, erklärte Schweizer. Düsenjets, U-Boote, Raketenwerfer oder auch der sechsbeinige Hund der Tankstellenkette „Agip“ bevölkern das Italien, das Arkadien ihrer Kindheit, auf dem Bild „Jäger und Sammler“. Arkadien ist nicht mehr sicher.
„Obwohl Eva Schaeuble mit beiden Beinen in der Tradition der Malerei seit der Antike steht, widersetzt sie sich deren Erwartungen und denen der zeitgenössischen Kunst“, fasste Hartmuth Schweizer Eva Schaeubles Kunstschaffen zusammen. „Die Leistung von Eva Schaeuble ist die Einbettung der bewussten inhaltlichen und formalen Brüche in eine Malerei eines letztlich harmonisch ausbalancierten Gesamtkonzepts, in einer Spannung zwischen Tradition und Moderne.“
Wunderbar ausbalanciert war auch das Duo „Twice“ mit Roland Preuß am Vibraphon und Ian Fullwood am Saxophon, das mit „Close to you“ von den “Carpenters“ eine Empfehlung für die Kunstinteressierten gab, denn Eva Schaeubles Bildern sollte man nahe kommen.
Bürgermeisterin Christiane Staab, Eva Schaeuble und Kunstbeauftragter Hartmuth Schweizer bei der Ausstellungseröffnung (Foto: Pfeifer, Text: Stadt Walldorf)