A N Z E I G E
„Manche Methoden schaden mehr als das sie nützen“, sagt Matthias Grünke. Der Professor sprach in Wiesloch bei einem Symposium vor Lehrern und Sprachtherapeuten über wirksame Methoden in der Lese- und Rechtschreibförderung. Eingeladen hatte das LOS Wiesloch.
Es ist ruhig im Saal. Matthias Grünke hatte seine Zuhörer vorher gewarnt. Gewarnt, dass sie der Filmausschnitt schockieren wird. Und die meisten Lehrer und Pädagogen, die zu dem Vortrag ins Palatin Kongresshotel nach Wiesloch gekommen sind, schauen auch etwas schockiert. „Das ist also die falsche Lernmethode“, sagt der Professor der Universität Köln.
Grünke berichtete in seinem zweistündigen Vortrag, zu dem das LOS Wiesloch, eine Fördereinrichtung für lese-rechtschreibschwache Kinder und Jugendliche, geladen hatte, über die Wirksamkeit von Lernmethoden in der Lese- und Rechtschreibförderung. Der Professor hat in seinen Forschungen verschiedene Fördermethoden miteinander verglichen. Er ist dabei zu dem Ergebnis gekommen, dass es sinnvoll ist, die Kinder in den ersten Schuljahren zu führen, statt sie ihren eigenen Weg entdecken zu lassen. „Allerdings arbeiten viele Schulen momentan mit sehr offenen, handlungsorientierten Methoden und vermeiden direkte Rückmeldungen“, sagt Grünke. Dadurch wollen sie die Kinder nicht entmutigen. Tatsächlich führt dies – das belegen Studien – zu einer Vervielfachung von Kindern mit Lese-Rechtschreibstörungen. Grünke plädiert daher dafür, von Beginn an mit den richtigen Methoden zu lernen, denn: „Jeder weiß, wie schwer eine Umstellung ist.“
Laut Grünke „leiden“ gute Schüler überhaupt nicht oder nur sehr wenig unter den handlungsorientierten Methoden. Denn 80 Prozent der Schüler sind resistent gegen schlechte Lernmethoden, sie lernen trotzdem. Anders ist dies bei den restlichen 20 Prozent, den schwächeren Schülern. „Sie sind darauf angewiesen, dass ihnen jemand mit fundierten Lernmethoden unter die Arme greift“, sagt Grünke. Diese Kinder haben deshalb so große Lernschwierigkeiten, weil die konstruktivistisch ausgerichteten Ansätze mit grundlegenden Lernprinzipien im krassen Widerspruch stehen und bräuchten gegebenenfalls eine außerschulische Förderung.
Stattdessen seien solche Förderansätze am effektivsten, bei denen das Wiederholen des Stoffes im Mittelpunkt stehe, die Hilfestellungen systematisch aufeinander aufbauen, Fehler unmittelbar korrigiert und Fortschritte sehr häufig erfasst werden. Am Ende schaute dann niemand mehr schockiert.
Text und Foto: LOS Wiesloch-Schwetzingen
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