Gemeinderat stimmt für östliche Erweiterung von Walldorf-Süd
„Es muss endlich weitergehen!“ stellte Stadtrat Werner Sauer (CDU) fest, dessen Fraktion beantragt hatte, das Thema des zweiten Bauabschnitts von Walldorf-Süd wieder auf die Tagesordnung des Gemeinderats zu setzen.
Ende Juli 2014, als es im Gemeinderat um die Entscheidung ging, ob man Walldorf-Süd zunächst im östlichen oder westlichen Teil weiter bebauen solle, war es zu keinem Ergebnis gekommen. „Wir haben uns im Juli selbst blockiert“, meinte Werner Sauer nun am 28. April in seiner Antragsbegründung. Nachdem die vorgeschriebene Frist von mindestens einem halben Jahr für einen erneuten Beschluss nun verstrichen sei, müsse man den zweiten Bauabschnitt „rasch umsetzen“, denn es bestehe nach wie vor Bedarf an Wohnraum, so Sauer. Er machte deutlich, dass seine Fraktion zwar den westlichen Teil des Gebiets bevorzuge, man sich aber auch den östlichen Teil vorstellen könne, sollte es für den Westen keine Mehrheit geben. „Wir wollen, dass es weitergeht“, war seine klare Botschaft. Die CDU-Fraktion sah Vorteile im Westen, da im östlichen Teil zunächst noch geklärt werden müsse, was mit dem Erdhügel geschehen solle. Der Erdaushub stammt vom ersten Bauabschnitt von Walldorf-Süd. Sauer konnte sich vorstellen, das Material im Westen zu verwenden und den Hügel so abzutragen. Sauer sprach auch die artenschutzrechtliche Prüfung in beiden möglichen Erweiterungsgebieten an und hier speziell das Haubenlerchenvorkommen im Osten. Außerdem sei das Schicksal der „Plattform“ im östlichen Teil noch ungeklärt. In einem Neubaugebiet könne man sich das jetzige Gebäude nicht vorstellen, gab Sauer zu bedenken.
Vorteile im Osten
Manfred Zuber (SPD) sah hingegen „zwingende Gründe“ für den Osten, die er auch schon in der Juli-Sitzung in die Waagschale geworfen hatte. Die Stadt habe hier schon wesentlich mehr Grundstücke als im Westen und könne besser steuern, so Zuber. Laut Angaben der Verwaltung ist die Stadt Eigentümerin von derzeit 42,4 Prozent der Fläche im östlichen Baugebiet von Walldorf-Süd. Durch den geplanten Kauf weiterer Grundstücke könnte dieser Anteil auf 49,3 Prozent steigen. Im westlichen Part sind 30,4 Prozent der Flächen in städtischem Eigentum. Der Bauabschnitt Ost kommt insgesamt auf eine Größe von 6,57 Hektar, der Bauabschnitt West auf 6,42 Hektar. Die bereits geplanten städtischen Wohnungen an der Bürgermeister-Willinger-Straße könnten gleich in das neue Wohngebiet integriert und die Außenbereiche geschickter geplant werden, meinte Manfred Zuber. Er merkte auch die noch nicht geklärte Erweiterung des Feuerwehrhauses an, die noch nicht konkretisiert sei, und den Lärmschutz im Zuge des sechsstreifigen Ausbaus der A5. „Das kann den westlichen Stadtrand beeinflussen“, meinte er und sah dies als wichtiges Argument, zunächst im Osten weiterzumachen. Auch Günter Lukey (FDP) bevorzugte den Osten und forderte, möglichst rasch anzufangen. Er sah es ebenfalls als günstig an, dass hier schon viele Grundstücke in städtischem Besitz sind. Eine Innenstadtverdichtung sei mit seiner Fraktion nicht zu machen, so Lukey, der damit nochmals einem Vorschlag der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen vom Juli 2014 eine Absage erteilte. Grundstückseigentümer hielten in der Kernstadt oft Grundstücke für Kinder und Enkel zurück. „Die Walldorfer sollten auch hier bauen können“, sei die Meinung der FDP, so Lukey.
Wilfried Weisbrod (Bündnis 90/Die Grünen) forderte hingegen „keinen weiteren Flächenverbrauch mehr“ und ein Umdenken in der Baupolitik. Er werde daher anders abstimmen als seine Fraktionskollegen, erklärte er, und sich gegen ein weiteres Baugebiet aussprechen. Das Wirtschaftswachstum müsse vom Flächenverbrauch entkoppelt werden, so Weisbrod. Mache man so weiter, seien alle Handlungsspielräume verbaut. „Es reicht!“, meinte er angesichts der versiegelten Flächen, die gravierende Folgen für Natur und Umwelt hätten.
Bei der getrennten Abstimmung, zu der Bürgermeisterin Christiane Staab aufrief, wurde zunächst über die Erweiterung im Westen abgestimmt, für die es mit acht Ja-Stimmen und zwölf Nein-Stimmen keine Mehrheit gab. Für den Baufortschritt im Osten gab es mit achtzehn Ja-Stimmen, einer Enthaltung und einer Gegenstimme eine deutliche Mehrheit. Zwei Gemeinderäte hatten sich für befangen erklärt und stimmten nicht ab. Bürgermeisterin Christiane Staab begrüßte die Entscheidung sehr. Man müsse den zweiten Bauabschnitt nun endlich angehen, denn der Siedlungsdruck sei groß.
Die neuen Adressen in Walldorf-Süd werden im östlichen Teil des Gebiets liegen (Foto: Pfeifer, Text: Stadt Walldorf)