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Ein Vierteljahrhundert Hilfe zur Selbsthilfe

18. März 2024 | > Walldorf, Allgemeines, Das Neueste, Hilfe zur Selbsthilfe e. V., Photo Gallery

Der Verein hat in dieser Zeit weltweit Projekte mit rund 2,5 Millionen unterstützt

„Walldorf hat so viel Geld. Und es gibt so viel Armut auf der Welt. Vielleicht können wir etwas machen“, erinnert sich Doris Bernzen an Gedanken, die sie vor 25 Jahren umgetrieben haben und die damals, 1999, zur Gründung des Vereins Hilfe zur Selbsthilfe führten. Der kann ein Vierteljahrhundert später stolz auf rund 2,5 Millionen Euro schauen, die aus Walldorf in viele, viele Projekte in Entwicklungs- und Schwellenländern auf der ganzen Welt geflossen sind.
„Es geht darum, dass hinterher vor Ort etwas herauskommt“, beschreibt der heutige Vorsitzende Will Ritzrau die Ziele des Vereins. „Wir versuchen, sinnvolle und einflussreiche Sachen zu unterstützen.“ Und: „Was wir zurückbekommen, sind Fotos von lachenden Augen.“ Das ist den Aktiven des 240 Mitglieder starken Vereins Dank genug.

„Kinder-Nothilfe“ (Brasilien), „Inklusive Kinder- und Jugendförderung“ (Chile), „Fußball als Lebenschance“ (Namibia) oder „Waisenhaus“ (Uganda) sind Titel aktueller Projekte, die in nüchternen Worten die segensreiche Arbeit treffend beschreiben. „Uns ist das Wichtigste, dass das, was wir anfangen, auch gut zu Ende geht“, sagt Gründungsmitglied Sigrid Tuengerthal. Und der Vereinsname steht ebenfalls immer Pate:
„Wir wollen nicht hier Kleider sammeln und sie irgendwohin bringen. Wir schauen, dass vor Ort die Leute darin unterstützt werden, selbst Kleidung zu machen“, erläutert die zweite Vorsitzende Christina Hümmler, dass es immer um Hilfe zur Selbsthilfe geht. Sie sagt auch: „Wenn ein Projekt nicht läuft, liegt das oft an der Politik vor Ort.“ Wie es beispielsweise einmal in Brasilien geschehen ist, als der Bürgermeister die für ein Projekt gedachten Computer für sein Rathaus beschlagnahmte.

 

 

Doris Bernzen, 1999 für die SPD im Gemeinderat aktiv, stieß mit ihrer Idee beim damaligen Bürgermeister Heinz Merklinger auf offene Ohren. „Er war sofort begeistert.“ Mit „einer D-Mark pro Bürger“, also rund 15.000 Mark im Jahr, unterstützte die Stadt dann den jungen Verein, der damit sofort Projekte in Burkina Faso, Brasilien und Gaza startete. „Wir haben viel Öffentlichkeitsarbeit betrieben“, erinnert sich Doris Bernzen, die den Verein elf Jahre lang als Vorsitzende führte. Schon nach gut einem Jahr erhielt Hilfe zur Selbsthilfe aus Spenden zu Anlässen wie Hochzeiten oder Geburtstagen mehr Geld als von der Stadt. „Auch Firmen haben uns unterstützt, das kam richtig ins Rollen.“ Und die Verantwortlichen lernten, dass die erfolgreichsten Projekte diejenigen sind, bei denen man die Betreuer vor Ort persönlich kennt. Ein Paradebeispiel dafür ist eine der Frauen der ersten Stunde, Cathérine Eklou, in Freiburg ausgebildete Krankenschwester aus Burkina Faso, die immer mal wieder in Deutschland ist und „ein großes Glück“ für den Verein darstellt. Mit einer von ihr gegründeten kleinen Organisation bringt sie medizinische Hilfe in entlegene Dörfer, klärt über Sauberkeit und Hygiene auf, bietet Ausbildungen an und hat Geld für das Bauen von Brunnen gesammelt.

Wichtig war den Verantwortlichen des Walldorfer Vereins immer, sich nicht in zu vielen Projekten zu verzetteln. „Am Anfang hatten wir zehn Vorstandsmitglieder und zehn Projekte“, erinnert sich Sigrid Tuengerthal. Zehn Projekte sind es auch heute, die der Verein unterstützt. „Wir schauen immer, dass Projekte auch abgeschlossen werden“, sagt Christina Hümmler, viele laufen dann nach ihren Worten dennoch weiter und stehen finanziell auf eigenen Beinen. „Alle Spenden gehen direkt in die Projekte“, macht Will Ritzrau deutlich, der den Betreuern vor Ort „sehr viel Eigenengagement“ bescheinigt. Davon profitierten dann vor allem Familien mit Kindern: Ein Beispiel ist die Nähschule in Burkina Faso, in der junge Frauen zu Schneiderinnen ausgebildet werden, was ihnen hilft, ihre Familie zu ernähren. Ihnen eine Nähmaschine als „Anschubfinanzierung“ zu geben, sei „keine Spende, sondern Hilfe zur Selbsthilfe“, meint Ritzrau. Wichtig auch: „Wir bestehen darauf, dass der Staat oder die Stadt involviert ist, wenn zum Beispiel eine Schule gebaut wird“, sagt Sigrid Tuengerthal. So werde gesichert, dass diese auch wirklich über einen längeren Zeitraum betrieben werden kann. Cathérine Eklou etwa baue nur dann eine Schule, wenn der Staat garantiere, „dass er die Lehrer bezahlt“.

„Es sind viele kleine Sachen, die eine große Wirkung haben“, sagt Ritzrau über Beispiele wie die Unterstützung einer Grundschule in Togo, den Aufbau eines Schulorchesters an einer indigenen Schule in Chile oder ein Waldklassenzimmer in Brasilien. „Mit kleinen Dingen können wir etwas anstoßen, das das Leben der Leute besser macht.“ In 25 Jahren hatte der Verein nur drei Vorsitzende, auf Doris Bernzen folgte für ein Jahrzehnt Barbara Diehm, dann vor zwei Jahren Will Ritzrau. Trotz dieser personellen Konstanz freut man sich immer über neue Mitglieder. Offiziell gegründet wurde Hilfe zur Selbsthilfe am 26. März 1999.

Gefeiert wird das Silberjubiläum mit einem Benefizkonzert am Samstag, 27. April, 18 Uhr, in der evangelischen Stadtkirche, an dem Gospelchor und Posaunenchor mitwirken – dazu sind alle Interessierten eingeladen, danach kann aufs Jubiläum angestoßen werden.

Etwas trockener wird es vermutlich auf der Jahreshauptversammlung am Donnerstag, 21. März, 19.30 Uhr, in der Mensa des Schulzentrums.

 

Text und Fotos: Stadt Walldorf

 

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