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Ein Verdauer nach dem Essen – aber welchen?

3. Januar 2021 | Uncategorized

Über Alkohol gibt es so einige Legenden und Sprichwörter. Diese Trinkweisheiten erklären uns zum Beispiel, wann man welchen Alkohol in welcher Kombination trinken sollte, um am nächsten Tag möglichst unbeschädigt davonzukommen. Nicht jeden dieser Sprüche sollte man ernst nehmen. So ist es zum Beispiel nur halb wahr, dass Durcheinander-Trinken unseren Kater verschlimmern kann.

Es ist nicht die Reihenfolge an sich, die sich negativ auswirkt, sondern der simple Fakt, dass wir ganz unbewusst größere Mengen trinken, wenn unsere Geschmacksnerven etwas Abwechslung bekommen. Aber wie sieht es mit dem berühmten Hausmittel aus, einen Absacker zu trinken, um die Verdauung anzukurbeln? Wie viel Wahrheit steckt hinter dem Verdauungsschnaps?

Was ist ein Digestif?

Vor dem Essen wird uns in vielen Restaurants ein Aperitif angeboten. Das meist alkoholische Getränk soll unseren Appetit anregen. Daher auch der Name, von dem lateinischen „aperire“ = öffnen. Der Digestif ist sein Gegenstück am Ende der Mahlzeit. Sein lateinischer Ursprung, „digestio“ = Verdauung, beschreibt auch seinen Zweck. Er soll uns laut dem Volksmund dabei helfen, Speisen zu verdauen. Daher auch der Ratschlag vieler Menschen, wenn man über ein Völlegefühl klagt, einen Kräuterschnaps zu trinken.

Getränke, denen diese Wirkung nachgesagt wird und die daher als Digestif gelten, sind zum Beispiel:

  • Weinbrand (z. B. Cognac, Armagnac, Grappa …)
  • Obstbrand (z. B. Calvados, Abricotine, Damassine …)
  • Klare Spirituosen (z. B. Wodka, Korn, Aquavit …)
  • Kräuterschnaps (z. B. Ramazzotti, Jägermeister, Unicum …)
  • Liköre (z. B. Chartreuse, Limoncello, Sambuca …)

Sorgt ein Digestif wirklich für eine bessere Verdauung?

Verdauungsschnäpse können tatsächlich unsere Organe beeinflussen. Mit dem Alkohol an sich hat das aber wenig zu tun. Wichtiger sind die Inhaltsstoffe des spezifischen Getränks: Kräuterextrakte, Gewürze und Bitterstoffe haben verdauungsfördernde Wirkungen.

Vor allem die Bitterstoffe wirken gut, indem sie die Magenschleimhaut anregen Magensäure freizusetzen. Auf dem gleichen Prinzip basiert auch die Wirkung des Aperitifs. Wenn das Essen in unserem Magen ankommt, ist die Säure bereits darauf vorbereitet, mit der Verdauung zu beginnen.

Verschiedene Inhaltsstoffe beliebter Digestifs helfen, indem sie die Magen- und Darmmuskulatur (Bitterklee, Pfefferminze, Salbei, Zimtrinde …) und Magensäure (Enzian, Rhabarberwurzel, Wermut …) anregen oder Blähungen vorbeugen (Fenchel, Knoblauch, Koriander, Kümmel …).

  • Alkohol an sich hat sogar eine hemmende Wirkung auf das Verdauungssystem.

Er entspannt unsere Magenmuskulatur, was ein Gefühl der Erleichterung erzeugen kann, wenn wir uns voll fühlen. Das und der bekannte Placeboeffekt sind Gründe, warum sich diese Trinkweisheit noch immer hält. Auch nicht zu verachten ist die soziale Komponente, gemeinsam mit einem Absacker den Restabend zu genießen.

Wer es auf die verdauungsfördernde Wirkung abgesehen hat, sollte also nicht zu irgendeinem Schnaps greifen.

  • Die beste Wahl ist ein Magenbitter, dessen Bitterstoffe unsere Speichel- und Magensaftproduktion anregen und so bei der Verdauung helfen.

Welcher Digestif nach welchem Essen?

Wie wir es von Weinen schon kennen, bieten sich manche Getränke für verschiedene Speisen an, um die beste Wirkung und den vollen Geschmack zu entfalten. Um die Testsieger der einzelnen Getränkeklassen zu finden, kann man sich an den Tests im Spirituosen Magazin orientieren.

Grappa

  • Hauptbestandteil: Restprodukte der Weinherstellung
  • Geschmack: süß bis herb
  • Serviertemperatur: leicht gekühlt
  • Am besten zu: mediterranem Essen

Cognac

  • Hauptbestandteil: Branntwein (Weißweindestillat) aus der franz. Stadt Cognac
  • Serviertemperatur: Zimmertemperatur
  • Geschmack: komplex, eher süß und rund
  • Am besten zu: französischer Küche

Aquavit

  • Hauptbestandteil: Kümmel und Dill
  • Geschmack: bitter
  • Serviertemperatur: traditionell Zimmertemperatur (hier oft eisgekühlt)
  • Am besten zu: Fischgerichten

Kräuterschnaps

  • Hauptbestandteil: Kräuter
  • Geschmack: süß/bitter
  • Serviertemperatur: eiskalt
  • Am besten zu: üppiger Hausmannskost

Obstler

  • Hauptbestandteil: verschiedene Obstsorten (oft Apfel oder Birne)
  • Geschmack: fruchtig/süß, nur mild alkoholisch
  • Serviertemperatur: Zimmertemperatur
  • Am besten zu: deftigem Essen

Wodka

  • Hauptbestandteil: Roggen oder Kartoffeln
  • Geschmack: neutral
  • Serviertemperatur: eisgekühlt
  • Am besten zu: passt zu allem, traditionell: saure Gurken und Kaviar

Fazit

Viele Trinkweisheiten tragen einen Funken Wahrheit. Genauso wie bei dem Durcheinander-Trinken stimmt es auch bei Digestifs, dass sie bei der Verdauung helfen können. Dabei wird aber selten auf den wahren Grund verwiesen, der diese Wirkung auslöst.

Nicht der Alkohol in dem Absacker hilft, sondern die Bitterstoffe. Sie regen unseren Speichelfluss und die Produktion von Magensäure an, die den Magen unterstützen. Inhaltsstoffe wie viele Kräuter und Gewürze können zusätzlich positive Wirkungen mit sich bringen. Sie helfen der Magen- und Darmmuskulatur oder reduzieren Blähungen.

Wer einen Digestif zur Verdauungsanregung trinken möchte, sollte deshalb bei dem nächsten Stopp im TeGeDu in Wiesloch am besten auf einen Kräuterbitter zurückgreifen oder das Getränk mit bitteren Geschmacksstoffen, zum Beispiel durch Grapefruit-Scheiben, anreichern.

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