Der typische Schwimmer ist ein Einzelkämpfer. Das wird sicher niemand bestreiten. Sieht man mal von den seltenen Staffeln ab, dann muss der Schwimmer vor allem eines: auf Wettkämpfen und im Training mit sich selbst klar kommen. Was aber, wenn dieser Schwimmer in ein Team aus sieben Spielern gesteckt wird und plötzlich eine Mannschaftssportart ausüben soll?
Nußloch. 23. September 2012. 10.30 Uhr. Eine Mannschaft aus Wiesloch versucht gerade den Ball in den Korb der gegnerischen Heidelberger Mannschaft zu befördern. Im flüssigen Element tut sich neben Wasserball ein neuer Stern am Himmel der Mannschaftssportarten auf. Das allseits bekannte Rugby wird einfach unter die Wasseroberfläche gelegt und somit zum einzigartigen dreidimensionalen Spiel. Körbe aus Stahl, die sich auf dem Beckenboden befinden und ein mit Salz gefüllter Ball, mehr braucht es nicht. Und so tobt dort unten nun ein harter Kampf um Körbe, Balleroberungen und nicht zuletzt – um Luft. Denn neben unsportlichem Verhalten ist vor allem eines beim Unterwasserrugby nicht erlaubt: Mit dem Ball in der Hand Luft zu holen. Wer Luft braucht, muss den Ball fallen lassen oder in dem Gewusel aus Beinen und Armen den Mitspieler finden.
Zeitgleich oben in der Sporthalle: Ein Team aus Leimen und eines aus Mannheim hetzen einem kleinen weißen Plastikball hinterher. Stoppen, passen, schießen, dazu: schweißtriefende und schwer schnaufende Gesichter und unzählige Verletzungen – das ist Hockey. Dann schließlich nach sechs Minuten: der knappe Sieg an Mannheim.
Unten Unterwasserrugby, oben Hallenhockey – wir befinden uns inmitten des zweiten Teamplay-Turniers der Schwimmjugend Rhein-Neckar-Odenwald. Dem Aufruf „Bist du ein Teamplayer?“ waren acht mutige Mannschaften aus den Vereinen des Bezirkes gefolgt. Sie alle wollten endlich aufräumen mit dem Vorurteil, Schwimmer seien nur Einzelsportler und besäßen keinen Teamgeist. Und so kam es, dass gerade ungefähr 70 Jugendliche und junge Erwachsene um den Einzug ins Finale im Unterwasserrugby als auch im Hockey kämpfen – und dabei kräftig von den mitgereisten Betreuern und Eltern angefeuert werden. Auch manch Trainer ist so vom Nervenkitzel gefangen, dass es ihn ebenfalls aufs Spielfeld bzw. ins Becken zieht, um seine Mannschaft nicht nur mental, sondern auch physisch zu unterstützen.
Fünf Stunden später: Nach vielen hart umkämpften, aber sehr fairen Spielen stehen schließlich die Siegerteams fest. Nußloch 1 konnte sich im Finale gegen die Vereinskameraden der zweiten Nußlocher Mannschaft knapp mit 2:1 durchsetzen. Auch unter Wasser geht es nicht minder knapp zu. Nach 8 Minuten Finalspielzeit gewinnt Waghäusel gegen Nußloch 1 mit 2:1.
Spätestens jetzt – als die glorreichen Siegermannschaften ihren Pokal gemeinsam in die Höhe stemmen, die geschlagenen Gegnerteams – alles andere als griesgrämig – sich gegenseitig schon für die dritte Auflage des Teamplay-Turniers motivieren und für Mannschaftsfotos Schulter an Schulter postieren. Spätestens jetzt wird jedem klar: Ein Schwimmer kann auch Teamplay!
Quelle: Susanne von Bergen, Schwimmbezirksjugend des Bezirks Rhein-Neckar-Odenwald