Wie bereits berichtet, führt die EGJ Walldorf auch im Jahr 2018 eine Tannenbaumaktion durch. Sie findet statt am 13. Januar ab 8 Uhr statt (s. auch unseren Artikel unter https://www.wiwa-lokal.de/?p=237178).
Der Erlös dieser Aktion wird an einen wohltätigen Zweck gebunden, eine Tradition, die der EGJ wichtig ist und an der sie auch weiterhin festhalten will. Diesmal wird die EGJ in Kooperation mit dem Verein Hilfe zur Selbsthilfe ein Kinder- und Jugendprojekt in Peru unterstützen.
Zu Beginn dieses Jahrs wurde Südamerika vom Wetterphänomen „El niño“ heimgesucht. Heftigste Regenfälle gingen über den Gebieten der Westküste nieder und Überschwemmungen zerstörten die Lebensgrundlage von tausenden Menschen. Besonders betroffen war die peruanische Stadt Piura. Dort beschlossen 54 junge Familien, die alles verloren hatten, an einem anderen, sichereren Ort ein neues Dorf aufzubauen. Aus dem Nichts errichteten sie provisorische Hütten. Wasser wird einmal die Woche geliefert, Strom gibt es nicht und gekocht wird auf Holz, das die Frauen mühsam in der Wüste gesammelt haben. Stolz nennen sie ihr neu gegründetes Dorf „el Gredal“.
Bereits vor über 20 Jahren wurde in Piura die NGO CANAT gegründet, das „Zentrum zur Unterstützung von arbeitenden Kindern und Jugendlichen“. Dort werden Kinder betreut, die aus ärmsten Verhältnissen kommen und arbeiten müssen, um ihre Familien zu unterstützen. CANAT gibt ihnen eine Perspektive und begleitet sie auf einen Lebensweg heraus aus der Armut, hinein in ein geregeltes und sicheres Leben mit einem guten Job. Dazu können junge Erwachsene dort sogar eine Ausbildung zum Koch/ Köchin, Friseur(in) oder Schneider(in) bekommen. Die Idee dabei ist, dass diejenigen, die durch CANATS Hilfe ein solides Leben aufbauen konnten – sie zählen dann zur Gruppe der sogenannten Pejotas – sich freiwillig engagieren, um damit wiederum andere Bedürftige zu unterstützen.
15 Pejotas haben in dem erwähnten, neu gegründeten Dorf nun auf Eigeninitiative ein Projekt für die dort lebenden Kinder gegründet. Dabei geht es vor allem darum, einen Raum zu schaffen, in dem sie einfach Kind sein dürfen. Spielen, rennen, lachen – all das kommt im Leben dieser Kinder viel zu kurz, obwohl es von grundlegender Bedeutung für ihre Entwicklung ist. „Das Recht auf Kindheit schützen“ ist das Leitmotiv dieses Projektes. Jedes Mal, wenn die Pejotas zu den Kindern kommen, bringen sie auch eine Kleinigkeit zu Essen mit, denn ausreichend Nahrung gibt es dort noch nicht. Auch die Eltern-Kind-Beziehung fördern die Pejotas mit verschiedenen Spielen bewusst. Dies ist sehr wichtig, denn wegen der Traumata, die die Naturkatastrophe bei den Menschen hinterlassen hat, fällt es auch den Eltern oft schwer, ihre Gefühle auszudrücken. Doch auch anderweitig profitieren die Familien von der Hilfe. Benötigt ein Kind z. B. Dokumente oder muss zum Arzt, helfen die Pejotas, die richtige Behörde zu oder das entsprechende Krankenhaus zu finden.
All das kann nur durch finanzielle Unterstützung von außen funktionieren. Die Pejotas müssen Taxis bezahlen, um zu el Gredal zu gelangen, sie müssen das Essen kaufen und Spielsachen organisieren. Diese Unterstützung übernimmt für das Jahr 2018 die EGJ Walldorf durch den Erlös der Tannenbaum-Aktion. Dadurch wird nicht nur die Kinderbetreuung in el Gredal möglich, sondern auch Fortbildungen über den Umgang mit traumatisierten Kindern, Projektorganisation und politische Bildung für die Pejotas selbst.
Einzigartig an diesem Projekt ist außerdem, dass die EGJ und die Pejotas die Möglichkeit haben, sich über Briefe oder Skype kennenzulernen, sich auszutauschen und auch voneinander zu lernen.
Bitte die Tannenbäume bis spätestens am Samstag, den 13. Januar, morgens 8 Uhr, an den Straßenrand stellen und mit Namenszettel versehen, damit die Spenden direkt bei den Spendern eingesammelt werden können.
Fotos aus dem Peruanischen Dorf:
Text und Fotos: EGJ Walldorf, Oliver Tuscher
