Mit „Blu“ rund um den Globus
Schwarze Wolken am Himmel, der Wind bläst kräftig und dann auch noch eine Unwetterwarnung: Die drei Musiker von „Blu“ verlegen ihren #summersound-Auftritt im AQWA sicherheitshalber lieber unters schützende Dach des Eingangsbereichs. Auch das Publikum ist heute zahlenmäßig eher klein, nach den Hitzetagen lassen die ungewohnten Temperaturen unter 30 Grad zwar noch nicht frösteln, locken aber doch deutlich weniger Freibad- und damit auch Konzertgäste an. Die Band lässt sich davon nicht beeindrucken, nimmt ihre Zuhörer gut gelaunt mit auf eine musikalische Reise rund um den Globus und sorgt mit teils herrlich entspannten, teils mitreißenden Klängen dafür, dass sich der Abend wie Urlaub anfühlt. Und man ahnt es schon früh: Es regnet wieder keinen einzigen Tropfen.
„Wir beginnen in Argentinien“, begrüßt Gigu Neutsch (Gesang, Bass, Percussion) ganz besonders die anwesenden Fans aus Lateinamerika, die gleich für Stimmung sorgen. „Tierra mia“ ist einer von vielen eigenen Songs, die „Blu“ im Repertoire haben und zum Großteil aus Neutschs Feder stammen. „Es gibt nicht nur Tango, sondern auch andere Rhythmen“, sagt Neutsch über die Chacarera, die er aus dem Norden seiner Wahlheimat mitgebracht hat. Neo Stephanou (Gesang, Gitarre, Bass, Keyboard) imitiert täuschend echt eine Trompete und es wird vereinzelt schon getanzt. „Unsere Reise führt uns nach Italien“, kündigt Rolf Schaude an, der nicht nur singt, seine Cajón und diverses weiteres Schlagwerk bearbeitet, Gitarre und Bass spielt, sondern auch die Klarinette dabei hat. Die mediterranen Klänge von „Farfallina“ zaubern auch gerade ankommenden Schwimmbadbesuchern sofort ein Lächeln auf die Lippen. „Mille grazie“, bedankt sich Schaude stilecht für den verdienten Applaus.
Mit „Southern Cross“, einem eher selten zu hörenden Song von Crosby, Stills & Nash, geht es in die USA und auf einen Segeltrip, dem „Blu“ passenderweise mit dem nächsten eigenen Stück ein Seemannslied folgen lassen. „Meerjungfrau“, der erste und einzige Song in deutscher Sprache, erzählt melancholisch von Abschieden, Sehnsucht und Reisen über das Meer. „Wir Musiker sind viel unterwegs in vielen verschiedenen Häfen“, erklärt Neutsch und widmet das Stück „unseren persönlichen Meerjungfrauen“. Schaude, Urgestein der hiesigen Musikszene, unter anderem bei den „Nachtigallen“, der „Wilden 13“ und „Raw Hill Drive“ aktiv, packt mit „You do me good“ ein Lied seiner früheren Band „Lisa and the Powerboosters“ aus. Neutsch, den man beispielsweise von der beliebten „Freddy Wonder Combo“ kennt, kündigt einen weiteren Trip nach Italien an: diesmal nicht mit einer Eigenkomposition, sondern mit „Allora si“ des Neapolitaners Pino Daniele. Der aus Zypern stammende Neo Stephanou, trotz über zwei Jahrzehnten Erfahrung als Berufsmusiker das Küken der Band, bringt später mit „Mikri Patrida“ ein Stück aus seiner Heimat mit.
Bevor sich die Musiker ein kleines Päuschen gönnen, heizen sie mit ihrem „Medley für drei Bässe“ noch einmal die Stimmung an. „Stücke, bei denen die Basslinie die Quintessenz ist“, werden ohne Gesang aneinander gereiht. Nicht nur ein nettes Quiz für Musikkenner und alle, die sich dafür halten, sondern für die Zuhörer auch Ansporn, an besonders prägnanten Stellen die eine oder andere Textzeile einfach selbst anzustimmen, ob nun bei „Walk on the wild Side“ (Lou Reed), „Another one bites the Dust“ (Queen), „Owner of a lonely Heart“ (Yes) oder „Billie Jean“ (Michael Jackson) – ein Heidenspaß für alle. Und damit ist die musikalische Weltreise noch längst nicht zu Ende: Es geht nach Norwegen, mit Alex Cuba und dem Buena Vista Social Club nach Kuba und schließlich sogar auf einen schwungvollen Ausflug nach Afrika. „Mama Afrika“ ist vergleichsweise neu im Programm und deshalb „leider nicht auf unserer CD drauf“, macht Rolf Schaude dezent Werbung für den Silberling, mit dem man sich am Ende des Konzerts „Blu“ mit nach Hause nehmen kann – für weitere entspannte Urlaubsabende.
Das Trio „Blu“ nimmt seine Zuhörer im AQWA mit auf eine musikalische Weltreise: (v.li.) Neo Stephanou, Rolf Schaude und Gigu Neutsch
Text: Stadt Walldorf
Fotos: Pfeifer