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Drei Fragen an Patrick Alberti

22. Januar 2017 | Das Neueste, Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises

Drei Fragen an Patrick Alberti, Kommunaler Behindertenbeauftragter im Landartsamt Rhein-Neckar-Kreis

Patrick Alberti

Patrick Alberti

Seit dem 1. August 2016 ist Patrick Alberti Kommunaler Behindertenbeauftragter des Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis. Zuvor arbeitete er bei der Lebenshilfe Region Schwetzingen-Hockenheim e.V. als Projektleiter bei dem Projekt „Inklusive Gemeinde“ – gefördert von der Aktion Mensch. Aufgabe des Kommunalen Behindertenbeauftragten ist es, die Geleichbehandlung von Menschen mit und ohne Behinderung durchzusetzen.

Er achtet darauf, dass der Landkreis und die kreisangehörigen Gemeinden ihre Verantwortung für gleichwertige Lebensbedingungen von Menschen mit und ohne Behinderung zu sorgen, in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens erfüllen. Dafür wird er bei allen wichtigen Vorhaben, die die Belange von Menschen mit Behinderung berühren, beteiligt.

Drei Fragen: 1. Herr Alberti, Sie sind jetzt fünf Monate im Amt. Wie sind Sie an Ihre neue Aufgabe als Kommunaler Behindertenbeauftragter herangegangen. Was haben Sie in den vergangenen Monaten bereits bewegt?

Zunächst war ich überwältigt von der großen Bandbreite, die die Funktion als Kommunaler Behindertenbeauftragter bietet. Aber ich wurde sehr gut in der Kreisbehörde aufgenommen und hatte einen guten Start mit vielen lieben Menschen, die mich begleiten. Von August bis Dezember hatte ich bereits an die 60 Anfragen von Menschen mit Behinderungen. Das zeigt mir, wie wichtig diese Stelle ist.

Die Bandbreite der Anfragen ist sehr groß: das reicht von einfachen Fragen, zum Beispiel: „wo erhalte ich einen Schwerbehindertenausweis?“ bis hin zur Beratung in besonders komplexen Fällen. Für meine Tätigkeit ist es auch wichtig zu wissen, was in den Kreiskommunen passiert, welcher Unterstützungsbedarf dort erforderlich ist und welche Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Deshalb habe ich dort eine Umfrage zu allen diesen Themen durchgeführt.

Und weil ich weiß, dass es schon viele Menschen gibt, die sich mit diesem Thema beschäftigen, vernetze ich mich mit diesen sowohl im Rhein-Neckar-Kreis als auch auf Landesebene. Mir ist es wichtig, das Rad nicht neu zu erfinden, sondern vertrauensvoll und effektiv mit allen Beteiligten zusammenzuarbeiten, um gemeinsam viel zu erreichen.

2. Wie sehen Sie die Entwicklung der Inklusion im Rhein-Neckar-Kreis?

Zuerst muss man sich vor Augen halten, was Inklusion überhaupt bedeutet. Inklusion ist viel mehr, als nur bauliche Barrierefreiheit. Es geht vielmehr auch um den Abbau von Barrieren in den Köpfen. Darum, dass Menschen die Vielfalt in unserer Gesellschaft als wertvoll erfahren. Aus diesem Grund ist Inklusion eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die bei jedem Einzelnen von uns beginnt. Da ist bereits einiges passiert, aber es gibt noch viel zu tun.

Was die Barrierefreiheit betrifft nenne ich Ihnen nur einige Aspekte: Zum Beispiel ist Mobilität ein wichtiges Thema. Auch Menschen mit Behinderung möchten mobil sein und überall hinkommen können, wo sie möchten. Etwa mit dem Bus oder der Bahn. Da verändert sich gerade sehr viel zum Guten, aber es gibt dennoch viel zu tun. Außerdem sind die Themen Arbeit und Wohnen sehr präsent. Menschen mit Behinderungen haben es auf dem Arbeitsmarkt immer noch schwerer, als Menschen ohne Behinderung. Und bezahlbarer barrierefreier Wohnraum ist sehr knapp. Gerade beim barrierefreien Wohnen sehe ich großen Handlungsbedarf.

Die Bevölkerung wird immer älter und der Anzahl an älteren Personen wird weiter steigen und darum werden wir eine immer größere Nachfrage an barrierefreiem Wohnraum haben. Auf Kosten der Barrierefreiheit zu sparen halte ich für sehr kurzsichtig, denn das nachträgliche Umbauen wird sehr viel teurer werden. Das ist am falschen Ende gespart. Auch das Thema schulische Inklusion steht ja schon eine Weile im Fokus der Öffentlichkeit. Bei diesem Thema ist mir ganz wichtig, dass sich alle Parteien, insbesondere Schulen, Schulverwaltungen, Eltern und Lehrkräfte, offen und ohne Vorteile einbringen und gemeinsam gute Lösungen finden, um allen Schülerinnen und Schülern das gemeinsame Lernen zu ermöglichen. Inklusion in der Schule ist machbar, aber es wird in vielen Fällen ein langer Weg werden, bis alle Voraussetzungen geschaffen sind.

3. Welche Projekte planen Sie für das laufende Jahr? Welche Akzente wollen Sie in Zukunft setzen?

Für das laufende Jahr habe ich mir einiges vorgenommen. Zum Beispiel im Bereich Inklusion und Sport. Hier gibt es bereits ein konkretes Projekt. So plane ich mit vielen Kooperationspartnern das inklusive „Fußballturnier für alle“, welches am 8. April in Ketsch stattfinden wird. Außerdem bereite ich gerade einige andere Veranstaltungen vor. Man kann also gespannt sein, was das Jahr so bringt. Ich halte es für wichtig, das Thema Behinderung in die Öffentlichkeit zu bringen und Begegnungen von Menschen zu ermöglichen, die vorher noch nicht viel miteinander zu tun hatten.

Durch Begegnungen, den direkten Kontakt und Austausch ist so viel möglich. Außerdem werde ich Workshops für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kreisbehörde anbieten, unter anderem zum Thema Inklusion. Das Landes-Behindertengleichstellungsgesetz verpflichtet ja die Behörden dazu, ihre Angebote barrierefreier zu gestalten, denn auch Menschen mit Behinderung sind Kunden der Verwaltung, haben aber unter Umständen andere Bedürfnisse. Ein Mensch mit Sehbehinderung benötigt vielleicht eine größere Schrift und ein gehörloser Mensch einen Gebärdendolmetscher.

Zurzeit ist das Thema „Leichte Sprache“ sehr präsent: Hier wird mit einfachen Worten und Sätzen ausgedrückt, was sonst oft kompliziert geschrieben wird. Auch hier schaue ich mit meinen Kollegen, wo und wie man das vor Ort gut umsetzen kann. Was aber noch viel wichtiger ist: Barrierefreiheit und Inklusion beginnt vor Ort, in den Gemeinden. Darum möchte ich gerne mit interessierten Gemeinden ins Gespräch kommen und sie dabei unterstützen, die Barrierefreiheit vor Ort zu verbessern. Wie ich ja schon gesagt habe, sind da nicht immer große Maßnahmen nötig.

Jede Reise beginnt mit einem ersten Schritt und ich freue mich drauf, dieses Jahr viele Menschen dabei begleiten zu können. Die Bestellung von ehren- oder hauptamtlichen Behindertenbeauftragten ist nach dem Landesbehindertengleichstellungsgesetz für Stadt- und Landkreise gesetzlich verpflichtend. Das Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis hat sich bewusst für eine hauptamtliche Ausgestaltung der Stelle entschieden.

Die Stelle ist organisatorisch direkt bei der Sozialdezernentin angesiedelt. Dies soll deutlich machen, dass es sich um eine Querschnittsaufgabe handelt. Der Kommunale Behindertenbeauftragter ist unabhängig und weisungsungebunden.

Kontakt: Patrick Alberti Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis Dezernat II Tel. 06221 522-2469 E-Mail: [email protected]

 

Quelle: Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis

 

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