Wenn Zähneknirschen krankhaft wird
Bruxismus ist der Fachausdruck für ein Aufeinanderpressen und Knirschen der Zähne, das über ein Normalmaß hinausgeht. Zahnärzte können bei fast jedem erwachsenen Patienten Abriebspuren an Zähnen des Ober- und Unterkiefers erkennen, die von den gegenüberliegenden Zahnreihen stammen. Gelegentliches Zähneknirschen ist nicht ungewöhnlich und bedarf keiner Behandlung. Bei etwa zehn Prozent der Bevölkerung wird das Knirschen jedoch chronisch und kann zu Problemen im Kauapparat führen – Zähne und Kiefergelenk nehmen mit Fortdauer des Mahlens ohne Nahrungsaufnahme Schaden. Das Phänomen tritt meist im Schlaf und somit unbewusst auf. Betroffene realisieren oft erst, dass sie selbst zu den „Knirschern“ zählen, wenn die Substanz ihrer Zähne bereits angegriffen ist.
Knirscher durch alle Bevölkerungsschichten und Altersstufen
Zähneknirschen ist ein Massenphänomen. Während des Zahnwechsels ist das kindliche Zähneknirschen völlig normal – es dient der Justierung des neu entstehenden Gebisses. Krankhaftes Knirschen kommt gehäuft im mittleren Lebensalter vor, Frauen sind häufiger davon betroffen als Männer. Der Auslöser für Bruxismus ist oft psychischer Natur, ähnlich wie bei anderen sogenannten Parafunktionen wie Nägelkauen oder Daumenlutschen. Es gibt aber auch andere Ursachen und Risikofaktoren.
Wie entsteht Bruxismus?
Tagsüber pressen wir die Zähne nur kurz zusammen, wir schlucken einiges an Ärger hinunter, wir sind Stresssituationen ausgesetzt. Im Schlaf kompensieren wir verdrängte Aggressionen und Sorgen auf unbewusste Art, indem wir kräftig die Messer wetzen – besser gesagt mit den Zähnen knirschen. Als mögliche Auslöser für Bruxismus gelten bestimmte Medikamente, Alkohol und Drogenmissbrauch, etwa Kokain und Speed. Auch schlecht angepasste Zahnprothesen, Brücken, Kronen und schadhafte Zahnfüllungen können Zähneknirschen begünstigen.
Viele Symptome mit einer Ursache
Patienten berichten ihrem Arzt von Verspannungen im Kiefergelenk und im Nacken, von Kopf- und Ohrenschmerzen, von Ohrgeräuschen und Schwindelanfällen. Oder sie klagen über schmerzempfindliche Zähne, lockere Zähne, ein Knacken im Kiefergelenk oder darüber, dass sie den Mund nicht mehr weit öffnen können. All diese Symptome können ein Hinweis auf unbewusstes Zähneknirschen sein. Besser für Betroffene ist ein frühzeitiges Erkennen ihres Problems. Etwa durch einen aufmerksamen Partner, dem nachts das Knirschen und Knarren auffällt. Oder durch den Zahnarzt, der anhand von Schleifspuren am Zahnschmelz Handlungsbedarf sieht.
Therapieansätze – der Abschied vom Knirschen
Die klassische Maßnahme bei Zähneknirschen ist die Aufbissschiene aus Kunststoff. Zahnärzte fertigen passgenaue Knirscherschienen an und verhindern so das Fortschreiten des Zahnabriebes. Selbstanpassende Knirscherschienen sind heute in Apotheken und Drogerien erhältlich. In vereinzelten Fällen schwerer Schädigung der Zahnsubstanz helfen nur noch Wurzelbehandlung und Überkronung.
Eigentherapeutische Vorkehrungen setzen bei Entspannungstechniken an. Sie dienen dem Stressabbau. Yoga und autogenes Training helfen beim Entkrampfen. Sobald man weiß, dass man „knirschanfällig“ ist, lassen sich eigene Aufbissgewohnheiten beobachten und protokollieren. Bewusste Dehnung und Lockerung der Kiefermuskulatur sowie eine entspannte Zungenposition helfen dabei, den Tick des Pressens und Knirschens allmählich loszuwerden. Gute Erfolge lassen sich auch mithilfe von Biofeedback oder homöopathischen Präparaten erzielen. An erster Stelle steht die Erkenntnis, dass man selbst von Bruxismus betroffen ist – dann kann man darangehen, dem Knirschen den Ton abzudrehen.