FDP-Bundestagsabgeordneter Jens Brandenburg zu Besuch bei der Kita Apfelbäumchen
Nußloch. Die Lage der Kinderbetreuung für Erzieher/innen, Eltern und Kinder während der Corona-Pandemie war Anlass eines Besuchs des FDP-Bundestagsabgeordneten Dr. Jens Brandenburg bei dem Apfelbäumchen e.V. – Kinderhaus & Familienzentrum in Nußloch. In einem Gespräch berichtete die Leiterin der Kindertagesstätte Andrea Kleinert dem Abgeordneten von den Herausforderungen der letzten Wochen für die Einrichtung.
Das Apfelbäumchen e.V. ist Träger eines Kinderhauses & Familienzentrums, eines Waldkindergartens und von zwei Horten in der Gemeinde Nußloch. Aktuell werden im Kinderhaus 22 Kinder ganz- und halbtags in räumlich getrennten Gruppen betreut.
Die eingeschränkte Betreuung während der Corona-Pandemie stellt alle vor große Herausforderungen, wie Kleinert berichtete. Nur 50 Prozent der Kinder dürfen aktuell von Ihren Eltern während der Notbetreuung in die Einrichtung gebracht werden. Für viele Eltern ist die Doppelbelastung mit Betreuung und Homeoffice schwierig und die Kinder vermissen ihre Freunde. „Die Kinder leiden unter den Schließungen. Sie brauchen den Freiraum zum Spielen mit Gleichaltrigen. Das wurde in der Krise viel zu lange verdrängt“, meinte der Bildungspolitiker Brandenburg. „Wir stehen mit allen Familien in Kontakt und bieten in schwierigen Situationen unsere Hilfe und Beratung an“, versicherte die Leiterin.
Der Einsatz der Mitarbeiter sei von Anfang sehr groß gewesen. Alle hatten sich zur Notbetreuung zur Verfügung gestellt. Daher ärgert es Kleinert besonders, dass das Land keine Desinfektionsmittel für die Einrichtung zur Verfügung gestellt hatte. „Die Mitarbeiter stehen mitten im Infektionsgeschehen. Das Tragen von Masken und die Einhaltung des Abstand ist mit kleinen Kindern quasi unmöglich“, so Kleinert. Sie fordert für die Zukunft Antikörpertests für alle Erzieherinnen und Erzieher. Auch Brandenburg hält diese für notwendig: „Zum Schutz der Erzieherinnen und Erzieher, aber auch für Kinder und Eltern, kommt es auf schnelle Tests für alle an. Wo sich die örtliche Infektionslage ändert, muss die Politik schnell reagieren.“
Einig waren sich beide über die unzureichende Kommunikation des baden-württembergischen Kultusministeriums zur Ausweitung der Notbetreuung am Montag, den 18. Mai. Diese wurde erst Donnerstag zuvor per Pressemitteilung angekündigt. Die dazugehörige Verordnung mit weiteren Details lag erst am Samstagabend zuvor vor. Viel zu spät für die Einrichtungen und Eltern, um sich darauf vorbereiten zu können. „Wir hingen alle in der Luft“, so Kleinert. Viel Unterstützung gab es hingegen von der Gemeinde. Gemeinsam mit der Verwaltung und den anderen Einrichtungen wurden bereits frühzeitig grobe Fahrpläne beraten und festgelegt.
Die Landesregierung verkündete inzwischen eine vollständige Öffnung der Kindertageseinrichtungen und Grundschulen in Baden-Württemberg Ende Juni bzw. Anfang Juli. „Die vollständige Öffnung der Kinderbetreuung ist ein wichtiger Schritt zur Entlastung der Eltern und zum Wohle der Kinder. Wie diese umgesetzt werden soll, muss Frau Eisenmann den Einrichtungen dieses Mal aber mit genügend Vorlauf darlegen. Die Einrichtungen und Familien dürfen nicht noch einmal so im Regen stehen gelassen werden“, fordert Brandenburg. Auch für Kleinert bleiben noch viele Fragen offen.
Der Umgang mit Risikogruppen unter den Mitarbeitern sei weiterhin ungeklärt. Bereits jetzt gibt es einen Fachkräftemangel unter den Erziehern. Kleinere Gruppen oder ein rotierendes System bräuchte jedoch eigentlich sogar mehr Mitarbeiter.
All diese Fragen müssten im Konzept des Kultusministeriums bis dahin beantwortet werden.