An der Bertha-Benz-Realschule wird ab November eine besondere AG angeboten, die von der Bürgerstiftung Wiesloch organisiert und in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Heidelberg durchgeführt wird. Sie ergänzt den normalen Unterricht sinnvoll und spannend mit dem Ziel, das Schülerinteresse an den politischen Prozessen in unserer Demokratie zu wecken.
Wer informiert ist, kann kritisch hinterfragen.
„Die jüngste Vergangenheit hat gezeigt, welche Folgen unzulängliche Informationen über politische Prozesse haben können, wie sich mangelnde Kritikfähigkeit, Desinteresse und der Verzicht auf das eigene Wahlrecht auswirken können.“ erklärt Projektleiter Benjamin Hertlein die Beweggründe für das langfristig angelegte Projekt „Du bist Demokratie!“ der Bürgerstiftung Wiesloch. Die neue AG für Klassenstufe 9 zeichnet sich durch zwei Besonderheiten aus. Zum einen wird sie von zwei Lehramtsstudentinnen geleitet, die altersmäßig näher an den Schülern und Schülerinnen sind als jemand aus dem Kollegium. Zum anderen werden die Inhalte und der Verlauf der AG weitgehend von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bestimmt.
Um für die AG zu werben, fand dieser Tage eine Informationsstunde für alle 9. Klassen in der Realschule statt. Schon der Titel „Politik unter Palmen“ verspricht Abwechslung vom Schulalltag und lässt auf viele ungewöhnliche Möglichkeiten der AG-Gestaltung schließen. Zu Beginn wird die AG eine klassische Situation simulieren: eine Gruppe strandet auf einer Insel und muss ihr Zusammenleben organisieren. Wie sollen in der kleinen Kommune Entscheidungen getroffen werden? Wer ist wofür zuständig? Braucht man Regeln? Was passiert bei Nichteinhaltung dieser Regeln? Hierbei werden die Grundzüge demokratischen Handelns und politischer Meinungsbildung erlernt. Die sollen die AG-Mitglieder anschließend in selbst gewählten Themenbereichen und Aktivitäten anwenden.
Politik unter Palmen
Wie das ganz konkret aussehen kann, durften die Jugendlichen in der Infostunde ausprobieren. In kleinen Gruppen sollten sie versuchen, eine Dilemma-Situation zu lösen: eine Insel droht zu versinken, ein kleines Boot ist vorhanden, die Zeit ist knapp – wie kann die Evakuierung auf die größere Nachbarinsel durchgeführt werden? Die Diskussionen waren heftig und tiefgreifend, Argumente und Gegenargumente wurden formuliert, die eine allerbeste Lösung wurde nicht gefunden. Aber „es stimmt zuversichtlich, wie die Jugendlichen an die Aufgabe herangingen“, fasste Rosemarie Stindl den Eindruck der Projektteammitglieder zusammen. Nun hoffen die Organisatoren, dass die angebotene AG auf viel Interesse stößt.
Auszeichnung beim startsocial-Wettbewerb
Das Projekt gehörte zu den Gewinnern eines Beratungsstipendiums im bundesweiten Wettbewerb startsocial, mit dem erfahrene Fach- und Führungskräfte das Projektteam vier Monate lang bei der Umsetzung der Projektidee unterstützten. Das Projekt qualifizierte sich für die Auszeichnung, weil es laut Jury „effizient in der Bildung von Jugendlichen im Bereich Gemeinschaftskunde, aber auch in der Ausbildung künftiger Lehrer wirkt. Jugendliche können praxisnah Politik üben; Lehrer in Ausbildung erhalten die Möglichkeit, ohne enge Vorgaben aus dem Lehr-/Bildungsplan eigene Ideen anzuwenden und auszuprobieren. Es ist ein durchdachtes Angebot mit großer Wirkung.“