Lachen und Weinen sind Gefühlsmomente, die nah beieinanderliegen können im Alltag pflegender Angehöriger von Menschen mit Demenz.
Das Lachen der Betroffenen bleibt trotz schwerer Erkrankung erhalten, davon wird man immer wieder überrascht, daran kann man sich aber auch erfreuen und daraus Kraft schöpfen. Die Versorgungssituation kann auch das eigene Schmunzeln über die Situationskomik mit sich bringen. Und über sich selbst oder auch über das Verhalten des an Demenz Erkrankten herzhaft lachen zu können, die berührenden Momente zu erleben und sich zu bewahren, wie einen kleinen Schatz, sich an Kleinigkeiten zu erfreuen, gehört ebenso zur Realität pflegender Angehöriger wie die andere, die Tränen zum Vorschein bringt. Tränen, über den langsamen Verlust des geliebten Ehemanns, der Ehefrau oder Mutter oder über Gewohnheiten, gemeinsame Werte oder Erinnerungen. Auch Tränen der Verzweiflung, der Erschöpfung oder der Wut – das kennt jede und jeder der Nahestehenden. Die Rückmeldung, dass es anderen ähnlich geht, Vorräte an Geduld und Kraft manchmal aufgebraucht sind und die Sehnsucht nach „dem alten Leben“ oder einer kleinen Auszeit wach werden, ist dabei tröstend und entlastend.
In einen offenen Austausch zu treten, dazu möchten Andrea Münch von der städtischen IAV-Stelle und Reiner Menges, selbst pflegender Angehöriger, die den Gesprächskreis leiten, die Anwesenden ermutigen. Wird doch die Versorgung zu zwei Drittel aller Menschen mit Demenzerkrankungen von nahen Angehörigen im häuslichen Bereich geleistet. Je nach Krankheitsstadium fordert diese häusliche Betreuung und Versorgung den Angehörigen und dem nahen Umfeld ein Maximum an Kraft und Nerveneinsatz ab.
Im Rahmen des Austauschs mit anderen Betroffenen, die genau wissen, wovon man spricht, gelingt es leichter, von den unterschiedlichen Lebenssituationen zu erzählen. Ob die Krankheit auch im weiteren Umfeld offengelegt wird, ist von vielen Faktoren abhängig, unter anderem, welche Reaktionen bereits erlebt, aber auch befürchtet werden. Die Erfahrungswerte hierzu sind sehr unterschiedlich. Einzelne Angehörige berichten von gelingenden Wohngemeinschaftsprojekten, hilfsbereiten Nachbarn und verlässlichen Unterstützungsangeboten im Freundeskreis. Andere kennen ablehnendes Verhalten, Unsicherheit oder Rückzug auf Seiten des näheren Umfelds und führen dies auf die kognitiven Einschränkungen der Erkrankten und Berührungsängste mit der Krankheit Demenz zurück. Gelingt die Kommunikation oder Begegnung im öffentlichen Leben nicht auf Anhieb, hat dies oft mit fehlender Erfahrung im Umgang oder Information zum Krankheitsbild zu tun. „Es steckt nicht immer eine böse Absicht dahinter“, meint Andrea Münch.
Projektförderung
Was die Sensibilisierung des Gemeinwesens und die Annäherung aller Beteiligten im Themenfeld Demenz angehe, sei bereits einiges durch das laufende Modellprojekt „Demenz im Quartier“ der Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg e.V., durch das die Stadt Walldorf eine zweijährige Begleitung und Projektförderung erfährt, in Bewegung gekommen. Vermehrte Öffentlichkeitsarbeit, Schulungen und neue Angebote für verschiedene Zielgruppen haben zum Ziel, das Thema in den öffentlichen Raum zu tragen, Gespräche anzuregen, Begegnungen zu ermöglichen, Mut zu machen und Berührungsängste abzubauen, um letztendlich gelingende Teilhabe für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen möglichst lange trotz der Erkrankung zu ermöglichen.
Um Walldorf nachhaltig zu einem demenzsensiblen Quartier zu machen, braucht es die Unterstützung aller Bürgerinnen und Bürger, Freunde, Nachbarn und Kollegen.
Das Angebot findet alle zwei Monate immer mittwochs, 16.30 bis 18 Uhr, im Gemeindehaus „Carolushaus“ der katholischen Pfarrgemeinde St. Peter in der Hauptstraße statt. Die nächsten Termine sind am 24. August, 26. Oktober und 28. Dezember.
Anmeldung
Anmeldungen für eine erste Teilnahme zum Angebot nimmt Andrea Münch von der IAV-Stelle entgegen. Sie ist telefonisch unter der Rufnummer (06227) 35-1168 und per E-Mail unter [email protected] zu erreichen.
Text und Logo: Stadt Walldorf