Für das jüngere Publikum wird das bekannte Märchen „Frau Holle“ gespielt.
„An die Arbeit, hopp, hopp“, schimpft die Stiefmutter mit Marie und wird zur phonstarken Wuchtbrumme im Goldrausch. Dann eines Tages passiert das Unglück: Die Spule fällt in den Brunnen – und Marie hinterher. Freund Franz bemüht sich vergebens, Marie zu retten. Glücklicherweise landet sie im Reich von Frau Holle, dort, wo Backöfen und Apfelbäume sprechen können und der Schnee vom Himmel fällt, wenn die Betten tüchtig ausgeschüttelt werden. Frau Holles Diener, Wind und Weltkugel, bringen eine frische Note ins Spiel, genau dort, wo sich nette Eisbären tummeln. Mit einem goldenen Kleid für ihre Mühe belohnt, kehrt Marie zurück zur Mutter. Von Reichtum und Habgier geblendet, schickt sie ihre leibliche Tochter zu Frau Holle. Diese Marie-Luise glänzt jedoch mehr durch chronische Müdigkeit, Faulheit und Eitelkeit als durch Hilfsbereitschaft. Die Quittung: ein Kleid mit schwarzem, klebrigem Pech. Der bunte Gockelhahn begleitet alle wichtigen Szenen mal mitleidig, mal schadenfroh. Das Schöne an Frau Holle ist die Grundmoral – Faulheit bringt einen im Leben nicht weiter, fleißig sein dagegen lohnt sich, wie die Dorfleute zu bemerken wissen.
Die Aufführungstermine 2014: 8.11./ 15.11/ 22.11 um 17 Uhr und 9.11./ 16.11./ 23.11. um 16 Uhr. Vorverkauf: Werkraumtheater Walldorf, Hauptstr. 11, Mo – Fr. von 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr. Kartentelefon: 06227 8504199 – www.werkraumtheater.de
Für die Erwachsenen präsentiert das Theater „LEMON TREE“, ein berührendes Beziehungsdrama.
Ein Zitronenhain wird zum Politikum: Seit Jahrzehnten bewirtschaftet die Palästinenserin Salma das Erbe ihrer Eltern. Ausgerechnet der Verteidigungsminister Israels und seine Frau werden ihre Nachbarn. Die Zitronenbäume werden schnell zum Sicherheitsrisiko, könnten sie doch Schutz bieten für Späher und Attentäter. Der Hain, Salmas Lebensgrundlage, wird abgegrenzt, nicht einmal sie selbst kann ihn betreten. Als das israelische Militär beschließt, Salma zu enteignen, wendet sie sich an den palästinensischen Anwalt Ziad, der bereit ist, mit ihr den langen Weg der Instanzen bis zum höchsten Gericht Israels zu gehen. Der Fall erregt immer größeres Interesse und wird internationales Medienthema. Inzwischen haben sich die vereinsamte Mira und Salma durch den Zaun hindurch in die Augen gesehen; zwischen den beiden Frauen wächst Sympathie, fast eine Allianz. Doch am Ende der Geschichte steht eine Mauer – wie so oft im Leben.
Ein Theaterstück, das auch von menschlichen Sehnsüchten und Träumen, Wünschen und Hoffnungen erzählt. Dies gelingt der Inszenierung eindrucksvoll, indem am Beispiel von Salma und Ziad auf der einen Seite sowie Mira und Israel Narbon auf der anderen Seite von Einsamkeit und scheiternder Liebe berichtet wird. Und hier liegt auch eine weitere Bedeutung des titelgebenden Zitronenbaums. Denn nicht zufällig durchzieht der Vergleich „Menschen sind wie Bäume“ das gesamte Theaterstück. Wenn die Erntehelferin, die seit 50 Jahren für Salmas Familie arbeitet, vor Gericht davon spricht, dass Bäume eine Seele und Gefühle haben, dass sie Ansprache und Liebe brauchen, dann drückt sie den Wunsch nach Nähe und Gemeinschaft aus, nach der sich alle Figuren im Stück eigentlich sehnen. Auch wenn Miras Versuch, heimlich mit Salma zu sprechen, vom Geheimdienst unterbunden wird, und sich die beiden Frauen nur ein einziges Mal ohne trennenden Zaun gegenüberstehen, so deutet das Stück behutsam an, dass gegenseitiges Verständnis schwer, aber nicht unmöglich ist, wenn Grenzen überwunden werden und Begegnung stattfindet.
Termine: Fr. 7./ 14/ 21. November um 19.30 Uhr, Kartentelefon: 06227 8594199, www.werkraumtheater.de
Fotos und Text: Jasmin Rahimi-Laridjani, Zum Brühl 7, 69190 Walldorf, Leiterin des Werkraumtheaters