Der FC-Astoria Walldorf verliert gegen Union Berlin mit 0:4
Für Beistand von oben war gesorgt. Wobei Pfarrer Uwe Boch noch vor dem Anpfiff des Pokalkrachers mit einem Schmunzeln gestand: Sonderlich oft habe er den FC-Astoria noch nicht gewinnen gesehen. „Maximal ein Unentschieden“ habe es bei seinen letzten Besuchen im Dietmar-Hopp-Sportpark gegeben. Das hätte dann zumindest für die Verlängerung gereicht, die dem FCA im fünften DFB-Pokal-Auftritt seiner Vereinsgeschichte aber nicht vergönnt war. Mit 0:4 ging die Partie gegen den Bundesligisten und Champions-League-Teilnehmer Union Berlin verloren, das erhoffte Wunder blieb aus.
Damit ist die Pokalreise für die Walldorfer diesmal früher zu Ende als 2016/17 – damals hatte man sich nach Siegen über die Profi-Teams Bochum und Darmstadt erst im Achtelfinale und Elfmeterschießen Arminia Bielefeld geschlagen geben müssen. „Das war ein tolles Erlebnis für alle“, sagte Torwart Luis Idjakovic nach dem Schlusspfiff trotz der Niederlage. Man habe die Partie als „Bonusspiel“ gesehen und werde jetzt in der Regionalliga wieder alles für drei Punkte im nächsten Spiel geben. „Kompliment, die ersten 20, 25 Minuten war das ein Spiel auf Augenhöhe“, sagte Union-Trainer Urs Fischer in der Pressekonferenz. „Mit dem Ergebnis bin ich nicht zufrieden, mit der Art und Weise, wie wir aufgetreten sind, bin ich aber sehr zufrieden“, erklärte Matthias Born, Coach des FC-Astoria. Man habe eine halbe Stunde an die Sensation glauben dürfen.
Natürlich sei er „heiß“ auf die Partie, hatte Born schon gesagt, während sich seine Spieler auf dem Rasen warmmachten. Das Interview am Sky-Mikrofon absolvierte er dann aber ruhig und gelassen. Ganz entspannt gab sich vor dem Anstoß auch FCA-Präsident Will Kempf. Aufgeregt sei er nicht, sagte er und freute sich lieber über ein volles Haus. Dank drei Zusatztribünen war die Kapazität auf 4000 Zuschauer erhöht worden. „Wir wurden förmlich überrannt“, erklärte Stadionsprecher Nils Lindner zur riesigen Nachfrage und hoffte, „eine Atmosphäre wie in einem gallischen Dorf zu schaffen“.
Den Ton gaben allerdings ganz klar die Gästefans aus der Hauptstadt an. Rund 1400 Tickets waren nach Berlin gegangen, den lautstarken Gesängen („wir singen rot, wir singen weiß, wir singen rot-weiß FCU“) von der ersten bis zur letzten Minute hatten die FCA-Anhänger nur wenig entgegenzusetzen. Die eindrucksvolle blau-weiße Choreografie der Walldorfer konterten die Gäste vor dem Anstoß zur zweiten Hälfte mit Konfetti, Luftschlangen sowie, roten, weißen und gelben Luftballons. Später wurde zu „Eisern Union“ ausgelassen getanzt.
Auf dem Rasen waren die Machtverhältnisse anfangs aber keineswegs so eindeutig verteilt. Zwar musste FCA-Keeper Idjakovic schon in der siebten Minute mit einer Faust in höchster Not gegen einen Kopfball von Robin Knoche retten, danach lief der Ball bei den Gastgebern aber flott und sicher durchs Mittelfeld und auch Chancen stellten sich ein. Boubacar Barry, auffälligster Walldorfer in der Anfangsphase, setzte erst einen Abschluss ans Außennetz (9.), prüfte danach Union-Torwart Frederik Rönnow mit einem satten Flachschuss. Vorher hatte er seinen Berliner Gegenspieler mit einem Übersteiger genarrt. Die überraschend langen Ballbesitzpassagen der Hausherren führten allerdings nur noch zu einer weiteren Großchance in Hälfte eins: Den Schuss von Kapitän Marcel Carl konnte Rönnow mit den Fingerspitzen um den Pfosten lenken (25.).
Dann kippte die Partie durch einen zumindest umstrittenen Elfmeter. Barry brachte nach Meinung von Schiedsrichter Wolfgang Haslberger seinen Gegenspieler David Fofana zu Fall, Robin Knoche verwandelte den Strafstoß humorlos zum 0:1 ins linke Eck (29.). Chelsea-Leihgabe Fofana setzte nur eine Minute später einen Kopfball über die Querlatte. Mit einem Doppelschlag folgte dann noch vor der Pause die Vorentscheidung: Erst netzte Sheraldo Becker per Kopf zum 0:2 ein (38.), dann zementierte Diego Leite per Fernschuss zum 0:3 (41.) die Berliner Überlegenheit.
„Das ist echt schade, das war kein Elfmeter“, ärgerte sich in der Halbzeit FCA-Geschäftsführer Jochen Holzwarth. Bis dahin habe der Regionalligist „echt gut gespielt“, das Gegentor habe dem Underdog dann aber „ein bisschen die Euphorie genommen“. So ähnlich sah es auch Willi Kempf: „Das ist ärgerlich, das war kein Elfer“, man habe „nicht schlecht gespielt“. Der Erste Beigeordnete Otto Steinmann sprach ebenfalls von einem Elfmeter „der umstritten ist“ und über den man reden müsse. Aufgegeben hatte er den FC-Astoria in der Pause aber noch nicht: „Jetzt gilt es, noch mal alles rauszuhauen und das Unmögliche möglich zu machen.“
Daraus wurde leider nichts: Union nahm jetzt zwar einen oder gar zwei Gänge raus, mehr als ein nicht anerkanntes Freistoß-Tor (50.) – der Ball war noch nicht freigegeben gewesen – wollte aber nicht herausspringen. Ein gefährlicher Flachschuss von Maximilian Waack (70.) führte ebenso wenig zum Ehrentreffer, der längst verdient gewesen wäre, wie ein strammer Abschluss von Lennart Grimmer, den Rönnow parierte (72.). Besser machte es auf der Gegenseite der eingewechselte Janik Haberer, der einen Abpraller ins rechte obere Eck versenkte (80.). Auch weil beide Trainer ihr Wechselkontingent komplett ausschöpften, ging der Partie in der zweiten Halbzeit insgesamt der rote Faden aber etwas verloren. Unterm Strich blieb ein verdienter Berliner Sieg, versehen nur mit dem einschränkenden „was wäre, wenn“ – der Elfmeter zum 0:1 nicht gepfiffen worden wäre. Den Applaus der Zuschauer hatten sich am Ende beide Teams redlich verdient. Und noch eine gute Nachricht: „Alles gut, alles perfekt“ konnte für die Rettungsdienste Thorsten Antritter vom DRK-Ortsverein melden, dass es keine besonderen Vorkommnisse gegeben hatte.
Ein unterhaltsames Fußballspiel sahen 4000 Zuschauer bei der 0:4-Niederlage des FC-Astoria Walldorf im DFB-Pokal gegen Union Berlin.
Fotos: Jan A. Pfeifer
Text: Stadt Walldorf