„Fundgrube“ Carl Theodor
Mit langanhaltendem Applaus bedankt sich das Publikum im gut gefüllten Foyer des Rathauses für ein großartiges Konzert: Die „Abendmusik bei Carl Theodor“ stellt am Mittwochabend den musikalischen Auftakt der 15. Walldorfer Musiktage dar, nachdem bereits am Sonntag zuvor der „Musiktage Talk“ (siehe gesonderten Bericht) sehr informativ neugierig auf das Thema „Arkadien in der Kurpfalz“ gemacht hat.
Der renommierte Cembalist Kristian Nyquist, hauptamtlicher Dozent für historische Tasteninstrumente und Kammermusik an der Hochschule für Musik Karlsruhe, wird beim Konzert vom Ensemble Operino auf historischen Instrumenten unterstützt. Neben Dr. Timo Jouko Herrmann, dem städtischen Musikbeauftragten und künstlerischen Leiter der Musiktage, an der Violine sind das Britta Hofmann, Michael Böttcher (Viola) und Johannes Kasper (Violoncello). Die versierten Musiker begeistern ihr Publikum mit großer Virtuosität und Spielfreude.
Herzlich begrüßt werden die zahlreichen Gäste im Rathaus von Bürgermeister Matthias Renschler, der sich über das „kleine Jubiläum“ der Musiktage freut. Dass das gesamte Festival an den 300. Geburtstag des Kurfürsten Carl Theodor erinnert, lässt ihn mit einem Schmunzeln dessen „tragisches Schicksal“ ansprechen, dass er 1778 aus der Kurpfalz nach München ziehen musste. „Er musste sein geliebtes Mannheim verlassen und kam nie zurück“, sagt der Bürgermeister, der selbst in Mannheim geboren ist.
Matthias Renschlers Dank gilt Timo Jouko Herrmann, der die Musiktage in gekonnt souveräner Manier auf die Beine gestellt habe, und dem Fachdienst Kultur im Rathaus für die Organisation. Der Bürgermeister wirbt für den Besuch der weiteren Veranstaltungen, lädt nach dem Konzert zu einem Gläschen Sekt und guten Gesprächen ein und vermutet: „Ich denke, wir werden einen vergnüglichen Abend haben.“ Der Applaus nach den drei Werken, die zu hören sind, bestätigt das.
Auch Timo Jouko Herrmann freut sich, und zwar darüber, bereits zum 15. Mal die Musiktage durchführen zu können. Carl Theodor als verbindendes Thema der diesjährigen Reihe sei „eine Fundgrube für Musikspezialisten und -fans“, sei der Kurfürst doch nicht nur selbst begeisterter Musiker gewesen, sondern auch ein großer Förderer von Kunst und Kultur. Er habe in Mannheim „eines der besten Orchester seiner Zeit aufgebaut“, für das eine Fülle von Musik ganz verschiedene Gattungen und Stile komponiert worden sei. „Heute können wir drei ganz unterschiedliche Stile verfolgen“, kündigt er für das Konzert mit Werken von Franz Xaver Richter (1709-1789), Anton Fils (1733-1760) und Carl Philipp Stamitz (1745-1801) an. Herrmann macht auf die großformatigen Bilder aufmerksam, mit denen das Rathaus aufgehübscht wurde. Mit Motiven aus dem Schwetzinger Schlossgarten und dem Mannheimer Schloss stimmen sie optisch auf die Zeit des großen Kurfürsten ein.
Und Herrmann hat auch eine der kleinen Geschichten dabei, die seine Einführungen immer ebenso informativ wie unterhaltsam machen. Cembalist Kristian Nyquist habe ihn auf das Konzert für Cembalo und Streicher e-Moll von Franz Xaver Richter aufmerksam gemacht. Die einzige bekannte Abschrift, die aus den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts stammt, erscheine ihm allerdings etwas „zweifelhaft“. Herrmann machte sich auf die Suche und spürte eine andere Handschrift auf, die heute in der Pfälzischen Landesbibliothek in Speyer verwahrt wird. Aus dem Scan, der ihm bereitwillig zur Verfügung gestellt wurde, habe man eine neue Edition schaffen können. „Die ist tatsächlich ganz anders“ als die Fassung aus den dreißiger Jahren und dann natürlich auch in der korrekten Form in Walldorf zu hören. Umrahmt wird Richters Konzert vom Trio D-Dur op. 3, Nr. 6 von Anton Fils und vom Quartett G-Dur von Carl Philipp Stamitz, dazwischen gibt es weitere Erläuterungen Herrmanns und natürlich viel Applaus.
Auch am Ende spendet das Publikum dann zum Lohn für die Künstler nicht enden wollenden Beifall. Seitens der Stadt darf eine Rose als Dankeschön nicht fehlen.
Info: www.walldorfer-musiktage.de
Text: Stadt Walldorf
Fotos: Pfeifer