Katalanisches Projekt verbindet Forstservice und Integration jugendlicher Arbeitsloser
Die deutsche Eiche kannte der junge Katalane Sadot Ramos Llaves noch nicht, als er Anfang September nach Walldorf kam. Inzwischen kennt er nicht nur sie, sondern auch die weitere Flora und Fauna im Walldorfer Wald bestens – dies nicht etwa, weil er als Tourist unterwegs wäre, sondern weil er im Wald arbeitet.
Sadot Ramos Llaves ist einer der ersten Teilnehmer des Projekts „Social Forest“, das Forstservice und Integration vereint. Projektinitiator und –leiter ist der Forstingenieur Joachim Englert, der aus Balingen stammt und seit Jahren in Barcelona lebt. Er war 2011 bereits im Walldorfer Wald im Einsatz, damals mit einer Gruppe von Katalanen, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten waren. Die Ausbildung in der Forstarbeit war eine Maßnahme, um die Männer wieder in den Arbeitsmarkt einzugliedern. „Social Forest“ ist Joachim Englerts neuestes Projekt. Angesichts der hohen Jugendarbeitslosigkeit in Katalonien, wo 65,5 Prozent der Jugendlichen zwischen 16 und 19 Jahren und 46,3 Prozent der Jugendlichen im Alter von 20 bis 24 Jahren weder eine Ausbildungs- noch eine Arbeitsstelle haben, wollte Englert einen Beitrag leisten.
„Der Forstbereich ist ein Sektor mit Zukunft“, meint Englert, der nicht tatenlos mit ansehen will, dass viele junge Talente Katalanien verlassen. Mit verschiedenen öffentlichen und privaten Einrichtungen hat er daher Allianzen geknüpft, um interessierten Jugendlichen eine gute und praxisnahe Ausbildung zu bieten. In Deutschland sind die Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg und die Stiftung Pflege Schönau wichtige Partner des Projekts. Stolz ist Joachim Englert, zu dessen engerem Team ein weiterer Forstingenieur und eine Pädagogin gehören, darauf, dass „Social Forest“ im letzten Jahr bei einer Ausschreibung für soziale Initiativen der katalanischen Bank „La Caixa“ unter die zwanzig ausgewählten Projekte gekommen ist.
Jungbestandspflege in Walldorf
Walldorfs Revierförster Gunter Glasbrenner ist seinerseits glücklich darüber, dass er mit Joachim Englert einen kompetenten und zuverlässigen Partner gefunden hat, dessen Know-how, Arbeitsweise und soziales Engagement ihn 2011 überzeugten. Seit Anfang September und noch bis Ende November ist „Social Forest“ nun in Walldorf im Staatswald aktiv und führt wichtige Maßnahmen der Jungbestandspflege durch.
Inzwischen weiß Sadot Ramos Llaves genau, was es zum Beispiel mit „Dickungen“ auf sich hat, die sich nach dem Sturmschaden durch „Wiebke“ im Jahr 1990 entwickelt haben. Das zu dicht gewachsene Holz lichtet er mit der schweren Motorsäge aus, die er routiniert handhabt. Am Anfang hätten ihm die Arme schon weh getan, meint er schmunzelnd. Die Forstarbeit in Walldorf imponiert ihm, sie sei viel besser geplant und strukturierter als in seiner Heimat.
„Learning by doing“ ist auch angesagt, wenn es um die deutsche Sprache geht. Bei der Arbeit lernt Sadot Ramos Llaves sozusagen nebenher wichtige Begriffe und abends wiederholt Joachim Englert mit seinem „Azubi“ nochmals die Theorie auf Deutsch. Ihre Unterkunft haben Joachim Englert, Sadot Ramos Llaves und Forstunternehmer Sven Ihrig, der als Ausbilder ebenfalls zum Team gehört, in einem alten Forsthaus in Schönau. In Schönau kennt sich Sadot Ramos Llaves mittlerweile gut aus, kauft ein und kocht auch für die „Männer-WG“. Sadot, der aus Ripoll in den Vorpyrenäen stammt, ist zum ersten Mal so lange von zu Hause weg. Trotz der harten Arbeit gefallen ihm die Ausbildung und sein aktueller Einsatzort sehr gut. „Das ist eine große Chance für mich“, meint er strahlend. Vor dem Einstieg bei „Social Forest“ hatte er immer nur Gelegenheitsjobs, nun hat er eine Perspektive für die Zukunft. Er will die dreijährige Ausbildung bei „Social Forest“ unbedingt abschließen und sich etwas aufbauen.
Vielleicht hilft ihm dabei ja auch die Berichterstattung in der „Walldorfer Rundschau“? Wie Joachim Englert berichtet, hat einer seiner Männer, der 2011 in Walldorf mitarbeitete, bei der späteren Stellensuche auch den Artikel aus der „Walldorfer Rundschau“ vorgelegt, in dem über den Vor-Ort-Besuch von Bürgermeisterin Christiane Staab und die gute Arbeit der Truppe berichtet wurde – mit Erfolg, denn er hat die Stelle bekommen.
Für das Foto hat Sadot Ramos Llaves (Mitte) die Motorsäge einmal kurz abgelegt. Sein Ausbilder Joachim Englert (li.) und Revierförster Gunter Glasbrenner sind mit seiner Arbeit sehr zufrieden (Foto und Text: Stadt Walldorf)