Kai Schmidt-Eisenlohr mit dem Grünen Bundesvorsitzenden Cem Özdemir im Alevitischen Kulturzentrum Wiesloch
(zg) Auf Einladung von Dr. Kai Schmidt-Eisenlohr war der Bundestagsabgeordnete und Bundesvorsitzende vom Bündnis 90/Die Grünen Cem Özdemir am 25.7. in Wiesloch zu Gast.
Zentraler Punkt seines Besuchs war das Treffen mit der alevitischen Glaubensgemeinschaft in ihrem Kulturzentrum. Dass man das Interesse auf Seiten der Glaubensgemeinschaft durchaus zu schätzen wusste, zeigte sich an dem gut gefüllten Saal, denn viele Aleviten aus der gesamten Region hatten sich hier eingefunden.
Im Grußwort des Vorsitzenden der alevitischen Gemeinde sowie der za hlreichen Wortmeldungen wurde deutlich, dass durch die Erfahrung der Unterdrückung ihres Glaubens, die hier in Deutschland herrschende Religionsfreiheit als hohes Gut erlebt wird. Ebenso die hier gelebte Demokratie, die sie in ihrer alten Heimat, der Türkei gegenwärtig gefährdet sehen. Die Politik Tayip Erdogans sehen sie äußerst kritisch, gerade im Hinblick auf Andersdenkende. Die Unterdrückung von Meinungsfreiheit im Allgemeinen oder des Demonstrationsrechts im Besonderen belegt die anhaltende Kritik. Auch die Rolle der Türkei im Syrienkonflikt bereitet vielen Aleviten Sorge. Der Versuch der Regierung die Kurden und den IS gleichzeitig zu bekämpfen, um sowohl ein Übergreifen des islamistischen Terrors auf die Türkei als auch einen autonomen Kurdenstaat zu verhindern, sehen viele schon heute als gescheitert an. Das könnte – um die Integrität der Türkei als Staat zu erhalten – zu einer weiteren Eskalation an Repression seitens der Sicherheitsbehörden führen. Daher der Appell an Cem Özdemir, der sich schon häufig zu diesem Thema geäußert hat, beim Einsatz für die Demokratie in der Türkei nicht nachzulassen. Das konnte er auch ohne zögern zusagen.
Denn die Türkei ist auch ein wichtiger Partner beim Thema Flüchtlinge. Aufgrund seiner Lage sind die Konflikte in der Ukraine und Syrien/Irak sehr nahe. Insbesondere letzterer führt dazu, dass die Türkei in der Statistik der Länder mit den meisten Asylanträgen hinter Deutschland und den USA weltweit auf Platz drei rangiert.
Die Flüchtlingsthematik war denn auch ein intensiver Diskussionspunkt bei Cem Özdemirs Besuch in Wiesloch. Insbesondere im Bezug auf die Flüchtlinge vom Balkan forderte Özdemir eine andere Politik der Bundesregierung. Während man unendlich viel Energie darauf verwendet, Griechenland bis ins Detail hinein Vorgaben zu diktieren, scheint man die Situation auf dem Balkan nicht wahrzunehmen. Zumindest nicht unter dem Aspekt, was man tun kann, um die Lebensverhältnisse dort so zu verbessern, dass die Menschen nicht flüchten müssen.
„Wenn hier über Armutsflüchtlinge diskutiert wird, vergessen manche, dass auch diese Menschen lieber in ihrer Heimat blieben, wenn es dort eine wirtschaftliche Perspektive gäbe. Diese zu schaffen wäre ein europäisches Projekt, das sich für alle lohnen würde“, erklärte Dr. Schmidt-Eisenlohr, der auch Mitglied im Europaausschuss des Landtages ist.
Bilder : Marco Friedrich