Der demografische Wandel – ein Thema für alle Generationen CDU Rhein-Neckar diskutierte mit Vertretern aus den Bereichen Soziales, Wirtschaft, Kommunen und Politik / Demografiewoche in der Metropolregion Rhein-Neckar
(zg)R auenberg. Rund 2,4 Millionen Menschen leben aktuell in der Metropolregion Rhein-Neckar. Die Einwohnerzahl wird in den nächsten Jahren etwa konstant bleiben, aber ebenso wie im ganzen Bundesgebiet ist auch für viele Städten und Gemeinden der Metropolregion feststellbar:
Eine starke Alterungsdynamik hat sich vollzogen. Im Jahr 2020 wird bereits jeder dritte Bundesbürger älter als 60 Jahre sein. Grund genug für den Verband Region Rhein-Neckar, sich intensiv sowohl mit den Herausforderungen als auch den Chancen des demografischen Wandels zu beschäftigen. Im Jahr 2008 wurde das Netzwerk Regionalstrategie Demografischer Wandel (RDW) ins Leben gerufen, seitdem werden alle demografierelevanten Themenfelder miteinander verknüpft.
„Ziel ist es, Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Verwaltung und Gesellschaft bei der Gestaltung des demografischen Wandels zu unterstützen“, erläuterte gestern Netzwerk-Manager Frank Burkard, der auf Einladung der CDU Rhein-Neckar in der Kleinen Mannaberghalle in Rauenberg detailliert den Tätigkeitsbereich der RDW vorstellte.
Eingebettet in das „Europäische Jahr für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen 2012“ veranstaltet der Verband Region Rhein-Neckar vom 11. bis zum 18. Oktober eine Demografiewoche, um für dieses besonders wichtige Thema zu sensibilisieren und ferner auch aufzuzeigen, welche Ideen und innovativen Angebote bereits in der Region existieren.
Dr. Stephan Harbarth, Bundestagsabgeordneter und Kreisvorsitzender der CDU Rhein-Neckar, hatte zuvor die interessierten Zuhörerinnen und Zuhörer begrüßt, unter ihnen auch Rauenbergs Bürgermeister Frank Broghammer. „Ende 2000 gab es in Baden-Württemberg die historische Zäsur, erstmals lebten mehr ältere Menschen als unter 20-Jährige in unserem Bundesland. Bereits heute liegt der Anteil der unter 20-Jährigen nur noch bei knapp 21 Prozent, der Anteil des Erwerbspersonenpotenzials bei rund 55 Prozent und der Anteil der Menschen, die 60 Jahre oder älter sind, bei über 24 Prozent. Bis zum Jahre 2050 wird der Anteil der unter 20-Jährigen weiter auf 15 Prozent sinken und der Anteil der Menschen im erwerbsfähigen Alter auf 47 Prozent – der Anteil der über 60-Jährigen wird hingegen auf rund 39 Prozent ansteigen. Fakt ist: Wir haben immer weniger junge Menschen. Es ist schön, dass wir alle länger leben und länger fit sind, aber wir bekommen immer weniger Kinder. Und das stellt unsere Gesellschaft in allen Bereichen vor enorme Herausforderungen“, brachte es Harbarth auf den Punkt.
Die Landtagsabgeordnete Elke Brunnemer, welche bei der Organisation der gestrigen Kreis-CDU-Veranstaltung federführend war, moderierte im Anschluss eine Podiumsdiskussion. Der langjährige Bürgermeister und amtierende Landtagsabgeordnete Karl Klein vertrat hierbei die Kommunen, Hans-Josef Hotz, der Landesgeschäftsführer des VdK Baden-Württemberg, den Bereich Soziales und die beiden Unternehmer Alexander Imhof (Geschäftsführer Handwerkergemeinschaft Kraichgau) und Jürgen Imhof die Wirtschaft. Brunnemer hatte just am gestrigen Vormittag im Plenum des Landtags von Baden-Württemberg zur Thematik „Demografische Entwicklung im ländlichen Raum“ gesprochen, ein Thema, das der Parlamentarierin, die den Wahlkreis Sinsheim betreut, besonders am Herzen liegt.
„Die Auswirkungen des demografischen Wandels werden in den ländlichen Räumen bei größeren Entfernungen und geringerer Bevölkerung deutlich größer sein als in den Ballungsräumen“, sagte Brunnemer. Die frühere CDU/FDP-Landesregierung habe sich intensiv mit den Herausforderungen und Chancen des demografischen Wandels beschäftigt, unter anderem auch eine Enquetekommission und eine Staatsrätin eingesetzt – ein Engagement, das sie bei der derzeitigen grün-roten Landesregierung völlig vermisse. „Die Landesregierung muss aufwachen und auch den ländlichen Raum ernst nehmen. Wir brauchen eine Demografiestrategie in Baden-Württemberg“, so die CDU-Landtagsabgeordnete.
Karl Klein MdL machte deutlich, dass die sich ändernde Altersstruktur der Bevölkerung erhebliche Auswirkungen auf jede Kommune habe, hier gebe es einen „Strauß von vielfältigen kommunalen Aufgaben.“ Unter anderem sprach der langjährige Bürgermeister der Gemeinde Mühlhausen die Nahversorgung an und betonte, dass beispielsweise die Planungen von Neubauten beziehungsweise Einrichtungen so flexibel gestaltet werden müssten, um jederzeit auch eine anderweitige Nutzung zu ermöglichen.
VdK-Landesgeschäftsführer Hans-Josef Hotz forderte seitens der Landesregierung mehr ressortübergreifendes Engagement. Nach Ansicht seines Verbandes sei ein selbstbestimmtes, erfülltes Leben im Alter nur mit einem entsprechenden Alterseinkommen und bezahlbarem und barrierefreiem Wohnraum möglich: „Die Menschen müssen möglichst lange zu Hause wohnen bleiben können.“ Ferner ging Hotz unter anderem auf die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum ein.
Die Unternehmer Alexander und Jürgen Imhof aus Sinsheim-Eschelbach stellten unter anderem die Initiative „Mobile Wohnberatung Sinsheim“
vor: „Jedem Menschen sollte – auch bei körperlichen Beeinträchtigungen, Behinderungen oder im hohen Lebensalter – so lange wie möglich eine selbstbestimmte Lebensgestaltung möglich sein, es geht um die Erhaltung der Lebensqualität. In Zusammenarbeit mit der Kraichgauer Handwerkergemeinschaft, der Handwerkskammer Mannheim und der Metropolregion Rhein-Neckar wird dieser Service, eine kostenlose Erstberatung zur Anpassung von Wohnumgebungen an die Erfordernisse des demografischen Wandels, angeboten. Die beiden-Imhof-Brüder kennen die Herausforderungen, welche ein entsprechender Wohnungsumbau mit sich bringt, aus ihrer eigenen Familie: Als ihr Vater plötzlich schwer erkrankte, galt es zu handeln. Der demografische Wandel ist aber nicht nur ein Thema für die Älteren, ganz im Gegenteil, er geht alle Generationen an.
Sofia Holfelder aus Wiesloch, die als Weinprinzessin Sofia und Kurpfälzische Weinhoheit im Namen des Winzerkeller Wiesloch ein Grußwort sprach, beschränkte sich bei ihren Ausführungen nicht auf die Weine, die am gestrigen Abend den Zuhörerinnen und Zuhörern angeboten wurden, sondern nahm auch inhaltlich Stellung: „Uns junge Leute interessiert die Demografieentwicklung ganz besonders, denn wir sind die Generation, welche die Rentner finanzieren darf, unsere eigene Altersvorsorge aufbauen muss und jeden Tag konsumieren soll.“
Ganz in diesem Sinne war auf einem Flugblatt, das die CDU ausgelegt hatte, zu lesen: „Wir wollen unseren Kindern und Enkeln alle Handlungsmöglichkeiten zur Gestaltung ihrer Zukunft sichern und ihnen neue Chancen eröffnen. Das bedeutet: Die Staatsverschuldung muss begrenzt und abgebaut werden. Deshalb haben wir eine Schuldenbremse im Grundgesetzt verankert und werden konsequent darauf hinarbeiten, diese einzuhalten.“
In der abschließenden Diskussionsrunde hatten die Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung der CDU Rhein-Neckar durch den Musikverein 1912 Rauenberg. (Text/Fotos: Busse)