Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Herrn Dr. Michael Jung am 12.06.2015
Begrüßung und Laudatio
Liebe Gäste, und vor allem lieber Herr Dr. Jung,
zu den ehrenvollsten und schönsten Aufgaben in meinem Amt gehört es, Menschen auszeichnen zu dürfen, die sich auf außerordentliche Weise verdient gemacht haben. So durfte ich Ihnen im Jahre 2000 im Namen des damaligen Ministerpräsidenten Erwin Teufel die Landesehrennadel verleihen und im Jahr 2011 die Bürgermedaille der Stadt.
Ich freue mich, dass ich Ihnen heute als eine der höchsten Auszeichnungen, die es bundeweise gibt, überreichen darf: das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland überreichen. Diese Auszeichnung wird Ihnen auf Vorschlag von Herrn Ministerpräsident Winfried Kretschmann von unserem Bundespräsidenten, Herrn Joachim Gauck verliehen
Sie alle sind gekommen, weil Sie sich mit Herrn Dr. Jung über diese Auszeichnung freuen und mit ihm diesen feierlichen Anlass begehen möchten.
Ich heiße Sie herzliche willkommen, die Vertreter des öffentlichen Lebens, der Politik, der Nachbargemeinden, des Deutschen Kinderschutzbundes, des Psychiatrischen Zentrums Nordbaden, des Gemeinderates und der Stadtverwaltung, der Kirchen und Glaubensgemeinschaften, der Bürgerstiftung, unseren Ehrenbürger Herrn Dr. Helmut Bergdolt mit Frau, die Träger des Bundesverdienstkreuzes und vor allem Sie, die Angehörigen und Freunde von Herrn Dr. Jung.
Angefangen hat das Engagement von Herrn Dr. Jung als Anwalt der Kinder und Jugendlichen bereits von 31 Jahren mit einer Bürgerinitiative zur Verkehrsberuhigung und zur Verbesserung des Wohnumfeldes in Mühlhausen. Er war Sprecher dieser Initiative. Im Gleichen Jahr, also 1981, übernahm er Verantwortung als Beisitzer im Kinderschutzbund Heidelberg. Er nutzte dies Zeit und die gesammelten Erfahrungen, um 1986 den Ortsverband Wiesloch des Deutschen Kinderschutzbundes ins Leben zu rufen. Er wurde dessen Vorsitzender und ist es über all die Jahre bis heute geblieben.
Sicher hat vor fast 3 Jahrzehnten keiner geahnt, dass sich unser Ortsverband zu einer so vielseitigen, erfolgreichen und wirkungsvollen Einrichtung entwickeln würde. Heute gehören zum Ortsverband 40 hauptamtliche und 60 ehrenamtlich Beschäftigte. Dank der hervorragenden und professionellen Führung durch Herrn Dr. Jung ist der Ortsverband Wiesloch heute richtungsweisendes Vorbild für andere Ortsverbände.
Noch im Jahre der Gründung wurde die Kleiderstube eröffnet, die sozial Schwache, Alleinerziehende und Flüchtlinge mit Kinder- und Umstandskleidung und Spielsachen versorgt. Die Kleiderstube hat heute einen ausgezeichneten Standort im Herzen unserer Stadt.
Wenige Monate später wurde eine Tageselternqualifizierung und –vermittlung für die Bezirke Wiesloch, Schwetzingen und Sinsheim ins Leben gerufen. Herr Dr. Jung hat die Bedeutung qualifizierter Betreuung auch außerhalb des Elternhauses erkannt und sich erfolgreich dafür eingesetzt.
Ebenfalls im Jahre 1987 startete das Kinder- und Jugendtelefon in Wiesloch. Es handelt sich hierbei um ein überregionales, kostenfreies und anonymes Beratungsangebot. Die Mitarbeiter dort haben ein besonderes Einfühlungsvermögen für die Anliegen, die Nöte und Ängste der Hilfe suchenden Kinder und Jugendlichen. Die Auswahl der hochmotivierten und qualifizierten Mitarbeiter ist auch Herrn Dr. Jung zu verdanken, der seine Menschenkenntnis und seine berufliche Erfahrung im Bereich des Personalmanagements mit einfließen lässt.
Herr Dr. Jung ist promovierter Physiker, und aktuell als Trainer für Nework Manager bei der ABB AG, Power Systems, eingesetzt. Parallel ist er seit 18 Jahren als Lehrbeauftragter der Dualen Hochschule in Mannheim tätig. Es ist spürbar, dass diese beruflichen und fachlichen Kompetenzen dem Kinderschutzbund zu Gute kommen.
Kehren wir aber ins Jahr 1987 zurück. Zwei Monate nach dem Kinder- und Jugendtelefon wurde der Schülerhort Wiesloch eröffnet, der seit dieser Zeit Kinder berufstätiger Eltern im Alten von 6 bis 14 Jahren vor und nach der Schule sowie während der Ferienzeit pädagogisch betreut.
Wiederum 2 Jahre später nahm der Arbeitskreis „Gewalt in der Familie“ sein Tätigkeit auf der sich seither um dieses heikle und bis heute virulente Problem kümmert.
Ab 1989 wurde vom Ortsverband ein Eltern-Kind-Treff angeboten, der nach einer kurzen Pause seit 2009 als Eltern-Kind-Frühstück weitergeführt wird. Hier können sich die Eltern austauschen und die Kinder von 0-3 Jahren mit Gleichgesinnten spielen und erste soziale Kontakte knüpfen.
Ebenfalls seit 1989 gibt es die Stillgruppe, in der stillende Mütter ihre Erfahrungen austauschen.
1992 wurde aus dem Schülerhort heraus die „KiWi“ entwickelt, eine therapeutische Tageseinrichtung i.S. des Kinder- und Jugendhilfegesetzes, die sich im Besonderen verhaltens- und entwicklungsauffälligen Kindern annimmt.
Von 1993 bis 2012, also über fast 20 Jahre hinweg, bot der Kinderschutzbund aufgrund der Initiative von Herrn Dr. Jung Babysitterkurse und –vermittlungen an.
Zu den Qualifizierungsangeboten gehörten auch über viele Jahre hinweg Seminare zum Thema „Gordons Familiekonferenz“, die inzwischen durch die Seminarreihe „Starke Eltern – Starke Kinder“ abgelöst wurden.
1994 wurde an der Schillerschule eine Kernzeitbetreuung eingerichtet, sicher eine der ersten Angebote dieser Art in unserer Region. Vom Ortsverband des Kinderschutzbundes wurde unter Beiziehung einer Fachkraft das pädagogische Konzept hierzu entwickelt. Inzwischen sind Kernzeitbetreuungen und flexible Nachmittagsbetreuungen zur Selbstverständlichkeit geworden. Die frühe Einführung zeigt nicht nur das unermüdliche Engagement von Herrn Dr. Jung, sondern auch sein Gespür, was unsere Gesellschaft braucht.
1995 wurde der Zwergentreff eröffnet, eine Spielgruppe als Zwischenstufe zur Krippe, an der einzelne Elternteile aktiv einbezogen sind.
1997 startete das Angebot „Begleitender Umgang“ für Kinder, der Eltern sich getrennt haben.
Seit 2005 werden Familien mit akuten Problemen im häuslichen Umfeld von der Gruppe „Aufsuchende Familientherapie“ betreut. Das Angebot wurde später um eine „Soziale Gruppenarbeit“ erweitert.
Ebenfalls 2005 wurde dem Ortsverband Wiesloch die Gesamtverantwortung für die Tagesmütter im südlichen Rhein-Neckar-Kreis übertragen, ein Beweis, welch hohes Ansehen Herr Dr. Jung mit seinem Team auch bei den Behörden genießt.
Nachdem es gelungen war, im November 2007 einen Großteil der Einrichtungen in einem neuen Domizil an der Westlichen Zufahrt räumlich zusammen zu fassen, wurde 2009 eine offene Anlaufstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern eingerichtet.
2012 folgte die „intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung“ nach § 35 SGB VIII sowie das Unterstützungsangebot als Erziehungsbeistand z.B. bei schulischen Problemen oder wenn Jugendliche mit dem Recht in Konflikt geraten sind.
Und seit 3 Monaten ist der Ortsverband Träger einer Kinderkrippe, die in unmittelbarer Nachbarschaft zu den anderen Einrichtungen untergebracht ist.
Ich fürchte, ich habe Sie mit diese Fülle an Angeboten und Einrichtungen fast erschlagen, aber jede davon ist es wert, sie anzusprechen.Sie zeigt uns nicht nur die Umtriebigkeit und das unerschöpfliche Engagement von Herrn Dr. Jung, sondern auch, wie nahe er und sein Team am Menschen sind und die Nöte und Bedürfnisse der Familien wahrnehmen und reagieren.
Dies hat auch der Deutsche Kinderschutzbund so gesehen und dem Ortsverband Wiesloch als erstem süddeutschen Ortsverband das Gütesiegel „Blauer Elefant“ verliehen und Herrn Dr. Jung die Goldene Ehrennadel des Deutschen Kinderschutzbundes. Auch vom „Paritätischen“ Baden-Württemberg erhielt er die Goldene Ehrennadel als Anerkennung seinen großartigen Dienst an den Menschen und an der Gesellschaft.
Als sei dies alles noch nicht genug haben Sie, lieber Herr Dr. Jung 5 Jahre im Vorstand des Kindergartens „Elterninitiative Wiesloch“ mitgewirkt, davon 4 Jahre als 1. Vorsitzender. 6 Jahre waren Sie Elternbeiratsvorsitzender der Schillerschule, 3 Jahre Gesamtelternbeiratsvorsitzen-der in Wiesloch und nahezu 14 Jahre Elternbeirats-vorsitzender beim Englischen Institut in Heidelberg.
Lieber Herr Dr. Jung,
für Ihren kreativen, kompetenten und unermüdlichen Einsatz für die Belange der Kinder, Jugendlichen und Familien danke ich Ihnen, auch im Namen unseres Bundespräsidenten und unseres Ministerpräsidenten, aber auch für die Menschen dieser Stadt und dieser Region von ganzem Herzen. Die Erfolgsstory des Wieslocher Ortsverbandes spricht Bände und ist ein Beleg, dass ihr Gründer und Vorsitzender die hohe Auszeichnung, die mit dem Bundesverdienstkreuz verbunden ist, mehr als verdient.
Ich freue mich und bin stolz darauf, sie Ihnen verleihen zu dürfen.
Ich verlese die Urkunde:
