Vom Sport fürs Leben lernen
Der große Boxring dominiert den Raum. In seinem Schatten trainiert eine Gruppe von Sieben- bis 13-Jährigen: Aufwärmen, Seilspringen, erste praktische Übungen. „Jab“, gibt die Trainerin die Anweisung zum gleichnamigen Schlag und die Jungs und Mädchen bewegen sich aus der Grundhaltung. Bei den meisten gehen der linke Fuß und die rechte Faust nach vorne. „Jab. Jab. Jab“, wiederholt die Trainerin, und so bewegen sich die jungen Sportler durch den Raum. Später ziehen sie die Boxhandschuhe an und schlagen gegen die Pratzen. An den Wänden der Box Arena im Obergeschoss einer Industriehalle in der Robert-Bosch-Straße 52 erinnern Plakate an den „Thrilla von Manilla“ zwischen Muhammad Ali und Smokin‘ Joe Frazier 1975 oder an die große Zeit von „Iron“ Mike Tyson.
„Im Kindertraining geht es vor allem um Spaß an der Bewegung, aber auch um Motorik und Konzentration“, erklärt Ömer Dagdelen beim Besuch von Bürgermeister Matthias Renschler. Dagdelen, seit Februar Präsident des Vereins und nach eigenen Worten „ein Walldorfer Junge“, war selbst „auf höchstem Amateurniveau“ im Boxsport aktiv, sowohl als Kämpfer als auch als Trainer. „Mir hat mein Sport viel gebracht“, sagt er selbst. Das würde er gerne an die Kinder und Jugendlichen weitergeben: „Wir wollen sie aufs Leben vorbereiten. Sie sollen lernen, auch mal Nein zu sagen, sich nicht unterkriegen zu lassen, aber auch Hilfe anzunehmen.“ Für viele sei es ungewohnt, „aus der Komfortzone raus“ und „auch mal über die Grenze“ zu gehen. Dagdelen hat gelernt: „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“
Der Bürgermeister zeigt sich angetan. „Hier wird gute Arbeit geleistet.“ Matthias Renschler fragt einige der anwesenden Eltern, wie ihre Kinder zum Boxen gekommen sind. „Fußball war nichts für ihn“, sagt eine Mutter. „Freunde haben ihn überredet, mal mitzugehen“, erzählt eine andere, ihr Sohn habe dann schnell den Spaß am Boxtraining für sich entdeckt. Der Verein Box Arena hat laut Dagdelen rund 150 Mitglieder. Mehr als 70 Kinder, Jugendliche und Erwachsene besuchen regelmäßig die wöchentlichen Trainingseinheiten: Die beginnen schon bei den Bambini (drei bis sechs Jahre), gehen über die Sieben- bis 13-Jährigen, Anfänger und Fortgeschrittene bis hin zu den Wettkämpfern, die leistungsorientiert boxen. Ergänzt wird das Angebot durch Kick- und Fitnessboxen sowie Athletiktraining. Nicht-Vereinsmitglieder können sonntags mit einer Zehnerkarte am Fitnessboxen (ab 9 Uhr) oder am „Power Sandsack“-Training (ab 11 Uhr) teilnehmen. Dagdelen kann sich für die Zukunft auch Kooperationen mit Unternehmen und Schulen vorstellen.
„Wir sind ein gemeinnütziger Verein“, sagt Ömer Dagdelen über die 1987 in Schwetzingen gegründete und seit 2013 in Walldorf ansässige Box Arena. In der Satzung sei aber klar formuliert, dass der Leistungsgedanke im Vordergrund stehe. Sieben der eigenen Kämpfer werden bei den zweiten „Gym Fights“ am Sonntag, 13. April, ab 13 Uhr im Ring stehen. „Wir wollen die Arena wieder vorwärts und an die Spitze bringen“, hofft Dagedelen auf längere Sicht für die eigenen Athleten auf Medaillen bei Wettkämpfen und irgendwann auch Badische Meistertitel.
Woran erkennt man das Talent zum Boxen? „Es sind die Bewegungsabläufe“, meint Dagdelen, auch Entschlossenheit sei wichtig und die Bereitschaft, etwas anzunehmen und zu lernen. „Was man hier nicht sieht“, sagt er und zeigt auf die trainierenden Kinder, „ist, ob einer das Herz hat oder nicht“. Das erkenne man dann tatsächlich erst im Ring, in dem die jungen Sportler ab zehn Jahren zu Kämpfen antreten dürfen. „Ich würde wieder Boxer sein wollen“, sagt der heute 37-jährige Ömer Dagdelen, der mit 16 Jahren zum Sport gekommen ist. „Das hat mich aufs Leben vorbereitet. Ich habe in meinem Sport Respekt gelernt, aber auch Selbstbewusstsein bekommen.“
Info: „Gym Fights II“, Sonntag, 13. April, 13 Uhr (Einlass 12.30 Uhr), Robert-Bosch-Straße 52, Walldorf.
Text und Foto: Stadt Walldorf