…am 3.6. im Haus der Vielfalt
Am Sonntag, 3.6.2018 fand in Wiesloch im Haus der Vielfalt eine Buchbesprechung mit anschließender Diskussionsmöglichkeit statt. Der aus dem indischen Tamil Nadu stammende Pfarrer Lourdu aus der Seelsorgeeinheit Leimen und die Heilpraktikerin Birgit Ulrich-Reinisch präsentierten ihr neu erschienenes Werk „Glaube, Spiritualität und Heilung“.
Hier zeigten sie alternative Wege zur ganzheitlichen Heilung auf der Basis von Glauben und gelebter Spiritualität mit vielen verschiedenen Facetten. Sie sahen sich dabei nicht als Konkurrenten der klassischen Medizin, sondern als wünschenswerte Ergänzung, und verdeutlichten diese Ansicht anhand vieler Beispiele. Am Schluss hatten die Zuhörer die Möglichkeit, eigene Fragen zu diesem Thema an die beiden Autoren zu stellen.
Moderiert wurde dieses Ereignis von André Ekama, dessen Wurzeln in Kamerun sind und der alslangjähriger Buchautor von gesellschaftskritischen Büchern über Afrika und Europa über die deutschen Grenzen hinweg bekannt ist.
Die Geschäftsleitung des Verrai-Verlages aus Stuttgart war ebenfalls anwesend und die Buchbesprechung war von interessierten Zuhörern trotz des strahlenden Sommerwetters bis auf den letzten Platz gut besucht.
Musikalisch wurde die Veranstaltung begleitet vom Meistertrommler Anani Attih aus Togo und seiner Begleiterin, die mit afrikanischen Trommelrhythmen und Tanz für eine Lesung zunächst ungewohnte, jedoch faszinierende Impulse setzten, was den überraschten Zuhörern offensichtlich gut gefiel. Das positive Feedback der Besucher am Schluss zeigte, dass es ein gelungener Abend mit internationalem Flair war.
Eine Rezension zum Buch von Pfarrer Arul Lourdu und Birgit Ulrich-Reinisch
Buchtitel: Glaube, Spiritualität und Heilung; Verrai-Verlag
Andre Ekama, Schrifsteller
Dieses Buch bringt Impulse zu Heilungsprozessen des Menschen unter Einbeziehung von Glaube und Gebet und es weist auf verschiedene Ebenen hin, auf denen sich Erkrankungen zeigen können. Die persönliche Erfahrung der Autoren zeigt, dass es im ganzheitlichen Prozess wichtig ist, die entsprechenden Ebenen zu erkennen und in den Behandlungsprozess miteinzubeziehen. Natürlich weisen sie darauf hin, dass es auch im ganzheitlichen Ansatz niemals möglich ist, ein hundertprozentiges Heilungsversprechen abzugeben. Doch wenn der Mensch in seiner untrennbaren Verbindung als ein Wesen aus Körper, Geist und Seele betrachtet wird, wird auf diese Weise nicht nur symptomatisch gearbeitet, sondern auf allen diesen Ebenen, die sich gegenseitig beeinflussen. Das würde auch erklären, warum manchmal auch dann noch kleine Wunder geschehen können, wenn die klassische Medizin an ihre Grenzen gekommen ist.
Dass ausgerechnet ein katholischer Priester als Theologe und Seelsorger und eine eher naturwissenschaftlich geprägte Heilpraktikerin sich hier zusammengefunden haben und ihre eigenen, ganz persönlichen Erfahrungen reflektieren und bereit sind, diese intensiven Erfahrungen in diesem Buch mit anderen Menschen zu teilen, zeigt im Grunde, das sich Glaube und Naturwissenschaft nicht ausschließen, sondern im Gegenteil hervorragend ergänzen. Und es zeigt auch, dass jeder Mensch seinen persönlichen Weg zur Quelle allen Seins und damit zur eigenen Heil-Werdung finden kann.
Der spirituelle Weg ist ein Weg zur Urquelle, zu unserem Schöpfer. Spiritualität ist dabei absolut nicht konfessionsabhängig. Wichtig ist dabei zu erkennen, dass wir mit unserem gesamten Sein weder von unseren Mitmenschen noch von unserem Schöpfer getrennt sind. Niemand von uns existiert nur materiell. Legen wir menschliches Gewebe unter ein Elektronenmikroskop, werden wir ganz schnell erkennen, dass alles in Bewegung ist, denn so gut wie nichts davon ist starre Materie. So gibt es auch die mentale, die emotionale, die seelische und eine spirituelle Ebene. Da jedes Lebewesen den Drang zum Überleben hat, beeinflussen sich diese Ebenen gegenseitig, so dass das System Leben trotz Dysfunktionen immer wieder nach Harmonie und Heilung trachtet. Diese Erkenntnisse widersprechen auch nicht Henry More, welcher Gott und Raum, Geist und Materie in Verbindung mit der Unendlichkeit philosophisch erfasst und das Denken an sich bereits als Gebet beschreibt. In diesem Kontext bleiben auch die beiden Autoren in der Tiefe des Glaubens und versuchen, anhand von Beispielen ihre Thesen und Erfahrungen zu begründen.
Dass durch Glauben Wunder und andere erstaunliche Phänomene geschehen können, zeigen oft auch die Erfahrungen von Pilgern, die zu heiligen Stätten reisen, um dort um Heilung oder Linderung ihrer Beschwerden zu beten.
Wie kann es sein, dass in Fällen, in denen Ärzte nach ihren Diagnosen ihren Patienten keinerlei Überlebenschancen mehr einräumen, immer wieder wie durch ein Wunder allen Prognosen zum Trotz plötzlich Heilung eintritt und der Patient wieder gesund wird? Könnte es nicht sein, dass unerschütterlicher Glaube an göttliche Hilfe ein starkes heilendes Feld kreiert, welches den Menschen wieder in seine Genesung führt?
Wenn wir uns mit offenem Herzen im Gebet Gottes Geist zuwenden, spüren wir da nicht jenen unerklärlichen Energiestrom, ein Geheimnis der Wandlung?
Die Autoren sprechen unter anderem davon, dass menschliche Glaubenssätze sowohl die seelische als auch die emotionale und körperliche Gesundheit, ja, die ganze Lebensausrichtung einer Person beeinflussen und prägen können.
Wenn wir um einen individuellen Heilungsweg bitten, geschieht das häufig durch ein verbalisiertes Gebet, das seine eigene heilende Frequenz besitzt. Licht, Liebe, Leben, dies alles sind im Grunde die Hoffnungen eines emotionalen Gebetes, das vor allem zunächst auf der Seelenebene heilsam wirken kann und damit oft eine Basis für weitere Entwicklungen bietet.
Dass eine Verbindung zwischen Psyche und Körper besteht, ist in der psychosomatischen Medizin schon lange bekannt. Je nach emotionaler Ausrichtung werden beispielsweise unterschiedliche Hormone gebildet, die sich sowohl körperlich als auch psychisch auf unser Wohlbefinden auswirken.
Natürlich besteht kein Zweifel daran, dass die körperliche Ebene zunächst durch einen Arzt behandelt werden sollte, insbesondere bei ernsthaften Erkrankungen. Auch das Aufsuchen eines Arztes, Psychiaters oder Psychologen bei entsprechenden Problemen stellen die Autoren keinesfalls in Abrede. Ihnen geht es jedoch darum, sich bei aller klassischen Medizin auch auf die göttlichen Gesetze und Selbstheilungskräfte zu besinnen, die eigene Lebensweise zu reflektieren,vielleicht sogar aus ihrer Erkrankung Erfahrung zu sammeln und daran spirituell zu wachsen. Sie weisen darauf hin, dass wahre Heilung, wie auch immer diese aussehen mag, immer von innen kommt.Von unserem Herzen, von unseren Überzeugungen, von unserer Verbindung zur Urquelle allen Seins. Und daher sehen die Autorendie Seelsorge als perfekte Ergänzung, keinesfalls aber als Konkurrenz zur klassischen Medizin. Ein guter Seelsorger wird seine Hauptaufgabe darin sehen, den Menschen, der aus irgendeinem Grund in die Irre gelaufen ist und allein nicht mehr herausfindet, wieder in die richtige Richtung zur spirituellen Urquelle zu drehen.
Pfarrer Lourdu weist uns in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Christus uns lehrt, dass Heilung bei uns Menschen nur durch Beziehung zu und durch Gott geschehen kann. Und er ergänzt: „Gottes Schöpfung hat Strukturen. Nichts geschieht zufällig“.
Töne, Farben, Händeauflegen, Heilkräuter, all dies sind die ältesten Heilmittel der Welt und wurden und werden in allen Kulturkreisen der Welt verwendet. Auch die Wirkung von Musik und Rhythmus ist unbestritten.
Ich schließe mit dem Zitat aus dem Buch: „Die Suche nach der wahren spirituellen Urquelle der Existenz und der Heilung schafft Kraft“.
Und ich ergänze nach Reinhard Grün: „Glaube ist immer ein Kanal, durch den Heilung fließt.“
Zum Abschluss habe ich beim Lesen der Bibel bei Jakobus 5, 14 folgendes Gebet für die Kranken gefunden:
„Ist einer unter euch krank, dann rufe er die Ältesten der Gemeinde zu sich; sie sollen Gebete über ihn sprechen und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben.“