BTZ Rhein-Neckar exportiert berufliches Training nach Niedersachsen
Viele Menschen müssen wegen psychischer Erkrankungen ihren Beruf aufgeben. Beim Wiedereinstieg unterstützt sie das Berufliche Trainingszentrum Rhein-Neckar der SRH in Wiesloch. Jetzt wurde in Hannover ein neuer Standort eröffnet.
Wiesloch, 21. September 2016
Ein gelungener Vortrag trotz Lampenfieber oder absolute Konzentration in einer Prüfung: Stress kann ungeahnte Energien freisetzen.
Besonders deutlich wird das im Leistungssport: „Um zu gewinnen, muss ich wissen, wann ich Vollgas geben muss“, sagt Sven Hannawald, einer der erfolgreichsten Skispringer aller Zeiten.
Doch der 41-Jährige kennt auch die andere Seite, den Burnout. „Selbst nach den besten Sprüngen konnte ich mich irgendwann nicht mehr freuen, weil irgendetwas nicht perfekt war.“
Diesen Druck erfahren nicht nur Sportler. Fehltage aufgrund von Depressionen haben in den letzten vier Jahren um 41 Prozent zugenommen, berichtet die Krankenkasse DAK. Doch es gibt Wege aus der seelischen Krise.
Einer davon kommt aus Wiesloch: Im Beruflichen Trainingszentrum (BTZ) Rhein-Neckar lernen Menschen nach psychischen Erkrankungen, beruflich wieder einzusteigen. Die Nachfrage steigt: Mit Hannover hat das BTZ am Freitag (16. September) den ersten Standort in Niedersachsen eröffnet. Sven Hannawald schilderte als Ehrengast seine Erfahrungen nach dem Burnout.
„Es war, als müsste ich wieder laufen lernen. Erst langsam gewinnt man wieder Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und merkt, was im Leben zählt. Dafür benötigt man einen geschützten Rahmen. Deshalb sind solche Trainings für den Beruf sehr wichtig.“
Das erste BTZ wurde 1980 vom Heidelberger Bildungs- und Gesundheitsunternehmen SRH in Wiesloch gegründet. Nach und nach kamen weitere dazu, unter anderem in Stuttgart, Frankfurt und München. „Als Mitgesellschafter freuen wir uns in Wiesloch besonders, dass dieses erfolgreiche Konzept nun auch den Menschen in Hannover und Umgebung zur Verfügung steht“, sagte Bürgermeister Ludwig Sauer zur Eröffnung.
Im Februar gestartet, nutzen aktuell mehr als 20 Menschen das Angebot. Die Kosten übernehmen in der Regel öffentliche Träger wie die Deutsche Rentenversicherung oder die Agentur für Arbeit, bei denen ein Antrag auf „Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben“ gestellt werden kann.
„Betroffene sind häufig hochqualifiziert, die Wirtschaft kann es sich nicht leisten, auf dieses Know-how zu verzichten. Für Trainings zum Wiedereinstieg in Arbeit ist das BTZ eine zusätzliche Möglichkeit in der Region Hannover“, sagte Hans-Joachim Eucker, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der SRH.
Quelle: SRH Berufliche Rehabilitation GmbH