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Bronner Tafel wurde Restauriert

26. April 2015 | > Wiesloch, Allgemeines, Leitartikel

Nachfolgender Text wurde uns dankenswerter Weise von Herrn Dr. Suchy zur Verfügung gestellt:

bronnerschildeinweihung (4)(zg) Wenn uns heute diese Tafel etwas verändert vorkommt, so ist das keine Täuschung unserer Sinne oder unserer Erinnerung. Sie hat sich tatsächlich etwas verändert. Dazu in der Folge mehr.

Vorweg aber einige Anmerkungen zur Stifterin dieser Bronner-Gedenktafel, der

Gesellschaft für Geschichte und Literatur der Landwirtschaft

Sie wurde am 11. April 1904 vom Großhzgl. Rat, Landwirt und Agrarhistoriker Dr. Max Güntz in Eisenach gegründet und hatte ihren Sitz in Weimar.

Max Güntz wurde am 4. März 1861 in Thonberg bei Leipzig geboren und ist am 20. Mai 1931 auf dem Rittergut Vippach-Edelhausen nordwestlich Weimar gestorben, welches er bereits 1888 erworben hatte. Er war bis zu seinem Lebensende Vorsitzender der Gesellschaft für Geschichte und Literatur der Landwirtschaft.

Die Ziele dieser Gesellschaft waren, Informationen über die Entwicklung der Landwirtschaft zu sammeln und zu verbreiten. Zwischen 1913 und 1942 sind regelmäßig „Jahrbücher der Gesellschaft für Geschichte und Literatur der Landwirtschaft“ erschienen. Diese renommierte Gesellschaft ist 1942 in den Kriegswirren untergegangen und nach dem Krieg war der Zugang zu ihr versperrt.

Mit der 1953 im Umfeld der Hochschule Stuttgart-Hohenheim gegründeten

Gesellschaft für Agrargeschichte (GfA)

begann der Neuanfang im Westen. Sie pflegt heute das Erbe ihrer Vorgänger-Organisation. Organisatorisch ist eng mit der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) verbunden. Von dort habe ich bereitwillig Auskunft und Info-Material erhalten.

bronnerschildeinweihung (3)Nun kommen wir zur Frage nach dem Zeitpunkt der Anbringung dieser in bester Jugendstil-Manier gestalteten Gedenk-Tafel und damit wird es spannend.

Von einem eigentlichen Festakt oder Anlass zur Anbringung ist uns bislang nichts Konkretes bekannt. Das Wieslocher Tagblatt vom 4. Dez. 1964 (100. Todestag Bronners) erwähnt in einem Beitrag den 19. Dez. 1928 als Datum der Anbringung der Tafel an Bronners ehemaligem Wohn- und ApothekenGebäude (Hauptstraße 91).

Damit habe ich so meine Probleme, denn kurz vor Weihnachten ist eher unwahrscheinlich und ein herausgehobener Gedenktag war es auch nicht (das wäre eher Bronners 64. Todestag am 4. Dezember gewesen). Außerdem macht sich diese Quelle fragwürdig, weil sie auch einen vollkommen falschen Todestag Bronners zitiert. Andererseits gibt es noch keine „großdeutschen“ Attribute in der Gestaltung. Und ob man aber in der schwierigen Zeit der Weltwirtschaftkrise so einfach eine Bronzetafel gießen konnte?
bronnerschildeinweihung (5)Es könnte daher auch sein, dass die Tafel anlässlich des 50. Todestages von Johann Philipp Bronner im Kriegsjahr 1914 angebracht worden ist. Bronners Enkel und Weingutbesitzer Karl Otto Bronner (1849-1933) könnte 63-jährig die Initiative dazu gegeben haben.  Dann hätten wir auch eine Begründung für den graphitgrauen „Tarnanstrich“, der die Bronzeplatte bislang geschützt hat und der sie wohl vor der Umarbeitung zu Geschützbronze während der Kriegszeiten bewahren sollte. Auch wir sind nämlich davon ausgegangen, dass es sich um eine Eisenguss-Platte handeln würde. Doch drei der vier komplett weggerosteten eisernen Stehbolzen waren ein deutlicher Hinweis auf diese Fehleinschätzung. Die Platte wurde zuletzt nur noch durch den Putz der Außenwand vor dem Absturz einigermaßen fixiert. Beim Entfernen der Farbe durch schonendes Glasperlen-Strahlen kam dann die volle Pracht der Bronze zum Erstrahlen. So haben wir uns entschlossen, diesen Zustand durch eine Klarlackierung zu konservieren.

Rainer Kircher und Dr. Adolf Suchy hatten sich Anfang 2015 der Bronner-Tafel angenommen und das Notwendige für die Sanierung in die Wege geleitet.

Ihr Dank gilt im Besonderen der Familie Braun als Hauseigentümerin, welche diese Aktivitäten wohlwollend und auch finanziell unterstützt hat. Die Anstrich- und Lackierarbeiten hat der Malerbetrieb Weißbrod (Wiesloch) dankenswerterweise übernommen. Schließlich sei der Stadt Wiesloch und ihrem Bauhof für die Ausführung der De-/Montagearbeiten gedankt. Nicht zuletzt gebührt besonderer Dank Herrn Dietrich Rieger aus Augsburg von der Gesellschaft für AgrarGeschichte und Dr. Fritz Schumann für die spontane Unterstützung bei den Recherchen zur Stiftung dieser Gedenktafel.

Heute befinden wir uns im Jahr 2015 zwischen dem vielleicht 100. Jahrestag der Anbringung der Bronner-Gedenk-Tafel (1914-2014) bzw. dem 150. Todesjahr Bronners (2014) und dem 200. Jahrestag der Ankunft Bronners in Wiesloch (1816-2016, der im März nächsten Jahres ansteht). Vor diesen Gedenktagen erschien uns die General-Sanierung der Tafel hinreichend begründet. Gleichzeitig konnte sie wieder in einen ordentlichen und vor allem sicheren Zustand versetzt werden.

Wer immer auch die Initiative für die Anbringung dieser Tafel ergriffen haben mag, sie ist Zeugnis, dass etwa 50 Jahre nach Bronners Tod seine Wein-wissenschaftlichen Leistungen nicht vergessen waren und bei der Gesellschaft für Geschichte und Literatur der Landwirtschaft große Beachtung fanden. Man gönnte sich sogar den Luxus, in wirtschaftlich schwierigen Zeiten eine Bronzeplatte zu gießen!

bronnerschildeinweihung (1)Zwar hat Bronners 100. Todestag 1964 ein lokal begrenztes Medienecho erzeugt, doch es hat dann schon eines Fritz Schumann bedurft, um die Fachwelt nachdrücklich an Bronners Werk zu erinnern. Der damalige Kommentar eines Wieslocher Weinprofis bezüglich Bronner beschränkte sich im Wesentlichen auf: „Ach der Bronner, der is scho lang doud“.

Wir haben bei der Herbsttagung der Gesellschaft für Geschichte des Weines (2014) sowie bei der Weinbruderschaften der Pfalz und der Kurpfalz im vergangenen Jahr erfahren dürfen, dass Bronner bei den Weinexperten auf sehr ausgeprägtes Interesse stößt. Dazu kommt die Erkenntnis, dass sehr vieles, was heute als aktuelle Weinbaukunst gepriesen wird, bereits bei Bronner nachzulesen ist.

In jüngerer Zeit gibt es inzwischen diverse Initiativen, Bronner auch den Nichtfachleuten nahe zu bringen und die Erinnerung an ihn wach zu halten.

Möge diese Gedenk-Tafel Bronners

 Streben nach Verbesserung,

 die Aufgeschlossenheit dafür und auch

 den Mut, neue Wege zu beschreiten

uns immer wieder ermahnen. Das beschränkt sich nicht nur auf den Weinbau.

Doch Bronner hat auch die menschliche Trägheit – manche nennen es Tradition – kennengelernt.

1837, Weinbau im Kgr. Württemberg:

Wie gesagt, dass das Neue nicht immer schnellen Eingang findet, darüber darf man sich nicht wundern, das geht allenthalben so, dass aber das Ältere nicht schon früher einer sachgemäßeren Behandlung unterworfen wurde, darüber darf man sich wundern. …

bronnerschildeinweihung (2)Wir haben jedenfalls Bronners Aufforderung verstanden: Heute sind die Stehbolzen aus Edelstahl, um der Korrosion entgegen zu wirken. Und wenn die Zeiten schwieriger werden, müssen wir vielleicht wieder zu grauer Eisenglimmer-Farbe greifen.

Mögen Bronners Worte und Taten zahlreiche Nachahmer finden:

Ich tat, was ich konnte.

Tu es ein jeder, so wird es besser werden.

Möge, was ich getan, nur gesegnete Früchte bringen.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit und freue mich, die praktische Umsetzung von Bronners Forderungen beim heutigen Weinfestival im Palatin genießen zu dürfen. Er selbst hätte wahrscheinlich das größte Vergnügen daran.

Dr. Adolf Suchy

(vorgetragen am 19. April 2015 anlässlich der Wiederanbringung der Bronner-Gedenktafel an Bronners ehemaligem Wohnhaus in Wiesloch, Hauptstraße 91)

 

Text: Dr. Adolf Suchy

Bilder: Marco Friedrich

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