Eröffnung der Ausstellung
Briefe ins Gefängnis – Eine Ausstellung des Mitgefühls
wann ? Mittwoch, 20.07.2016, 19:30 Uhr
Wo? Stadtbücherei walldorf, Hirschstr. 15
Veranstalter: Amnesty-Gruppe Wiesloch-Walldorf und die Stadtbücherei Walldorf
Ablauf:
- Begrüßung durch Barbara Grabl, Leiterin der Stadtbücherei Walldorf,
- Begrüßung durch Andreas Lubig für die Amnesty-Gruppe
- kurze Einführung in die Ausstellung: Stephan Brües, Amnesty-Gruppe
- Lesungen aus dem Buch von Mehmet Desde durch Mitglieder der Amnesty-Gruppe
- Musikalische Begleitung:
- Ensemble Arc Cantus
Die Ausstellung ist in der Stadtbücherei vom 19.07. bis zum 20.08. zu sehen.
Die Wirkkraft von Briefen
Am Mittwoch, den 20. Juli 2016 um 19.30 Uhr wird die Amnesty-Gruppe Wiesloch-Walldorf in der Stadtbücherei Walldorf die Ausstellung „Briefe ins Gefängnis – Eine Ausstellung des Mitgefühls“ eröffnen. Diese zeigt, welche Wirkkraft Briefe an politische Gefangene haben können. Sie können für diese ein Fenster zum Leben sein, ein Hoffnungsschimmer gegen die persönliche Verzweiflung an der Justizwillkür.
Die Ausstellung zeigt diese Kraft der Briefe an einem sehr persönlichen Beispiel, dem des Deutschen türkisch-kurdischer Herkunft, Mehmet Desde. Dieser fuhr 2002 in die Türkei, um seinen verstorbenen Vater in dessen Heimatdorf zu beerdigen. Danach wurde er in Izmir wegen angeblicher Mitgliedschaft in einer Bolschewistischen Partei verhaftet, gefoltert und später zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Bis 2008 musste er in der Türkei bleiben, z.T. in Haft. Desde ist Mitglied der Berliner Türkei-Gruppe von Amnesty und hat aus der Flut der Briefe und Karten, die er erhalten hat, eine Ausstellung gemacht.
Desde hat auch ein Buch geschrieben, in dem er seine Erfahrungen schildert. Am Eröffnungsabend wird die Wiesloch-Walldorfer Amnesty-Gruppe einige Passagen daraus vorlesen. Zugleich aber betont die Amnesty-Gruppe (wie auch die Ausstellung), dass der Fall von Mehmet Desde als ein Beispiel für Millionen politischer Gefangener in aller Welt steht.
Das Ensemble Arc Cantus wird den Abend in der Stadtbücherei Walldorf musikalisch durch drei kurze Stücke gestalten. Die Leiterin der Stadtbücherei, Barbara Grabl wird die Besucher/innen begrüßen.
Ansprechpartner für die Veranstaltung:
Stephan Brües, Medienverantwortlicher der Amnesty-Gruppe 1125 (Tel.: 06222/5810062)
Hintergrund zur Ausstellung:
Amnesty International wurde als eine Gefangenenhilfsorganisation gegründet. Im Mittelpunkt standen Einzelpersonen, die in die Mühlen willkürlicher Justizsysteme geraten waren. Auch wenn heute bei Amnesty viele andere Themen und Projekte hinzugekommen, so ist die Unterstützung von gewaltlosen politischen Gefangenen weiterhin die Basis der Arbeit. Die klassische Arbeitsweise von Amnesty International ist es, Briefe zu schreiben. An die verantwortlichen Minister/innen, manchmal auch an deutsche Politiker/innen, die aufgefordert werden sollen, sich für die Gefangenen einzusetzen, z.B. wenn sie das Land besuchen. Mindestens genauso wichtig sind jedoch Briefe an die Gefangenen selbst.
Die Ausstellung dokumentiert einige der 6.000 (!) Briefe und Postkarten, die Mehmet Desde während seiner Zeit in der Türkei erhalten hat: Sie illustrieren, dass es gar nicht so wichtig ist, was wir politischen Gefangenen schreiben. Bedeutsam ist, teilzunehmen am Schicksal der Gefangenen. Und wenn es nur ein Satz ist wie „Wir denken an Dich und sind bei Dir“. Die „Ausstellung des Mitgefühls“ will die Besucher/innen anregen, die Scheu aktiv zu werden, nehmen, denn Briefe an die politischen Gefangenen sind für jene Brücken zum Leben. Jeder Brief, der sie in ihrer kargen Gefängniszelle erreicht, ist ein Hoffnungsschimmer gegen das Vergessen. Ihre Einsamkeit wird mit jeder Zeile durchbrochen.
Die Ausstellung soll Mut machen, sich zu engagieren. Fragen wie: Was schreibe ich politischen Gefangenen, die ich nicht kenne? Wie kann ich ihr Herz erreichen? Wie kann ich Sprachbarrieren überwinden? Was soll ich von mir erzählen? werden hier ganz anschaulich beantwortet.
Zur Ausstellung selbst:
Auf zwanzig Ausstellungstafeln in zehn doppelseitigen Holzrahmen wird die Vielfältigkeit der Briefe präsentiert.
Eingeleitet wird die Ausstellung durch die Dokumentation des “Falles Mehmet Desde“, in einem Brief von Mehmet an die BesucherInnen der Ausstellung, sowie einem Briefwechsel mit seiner Familie. Dabei wird sein Schicksal, die Inhaftierung, die Folter und die Verurteilung Mehmets vermittelt. Die Ausstellung stellt dar, wie sein Leben und das seiner Familie grundlegend auf den Kopf gestellt wurden. Presseberichte und Kommentare belegen die politischen Dimensionen des Falles. Die Briefe, Gedichte, Fotografien, Zeichnungen und Kollagen sind hierfür in Themenbereiche zusammengefasst: Kinder, Regenbogen, Schmetterlinge, Länder, Bäume, Blumen, Weihnachten, Jahreszeiten. Viele illustrierte Grüße und Wünsche, Mut machende, kleine Botschaften.
Zum Ensemble Arc Cantus
ArcCantus ist ein Ensemble, das sich der Kammermusik verschrieben hat. Die Anzahl der Mitwirkenden richtet sich nach den musikalischen Anforderungen und variiert vom Trio bis zum Oktett. Die Musiker kennen sich schon lange aufgrund ihrer Mitwirkung beim Collegium Musicum der Universität Heidelberg, dem Sinfonieorchester TonArt Heidelberg und dem Neuenheimer Kammerorchester. Des weiteren treten sie auch auf mit dem Sinfonieorchester Auftakt Heidelberg, Junge Philharmonie Rhein-Neckar, dem Akademischen Kam-merorchester Karlsruhe, dem Heidelberger Motettenchor und dem Konzertchor Dilsberger Kantorei.
Der Amnesty-Gruppe Wiesloch-Walldorf ist das Ensemble seit der letztjährigen Eröffnung der Ausstellung „WOW – Wirksam ohne Waffen“ im Rathaus Wiesloch verbunden.
Vorschau:
Am 24. Juli 2016 um 10.30 Uhr findet ein Amnesty-Gottesdienst in der St. Peter und Paul-Kirche in Rauenberg statt. Dabei geht es um Indien, insbesondere um die Repression gegen Nicht-Regierungsorganisationen und sozialen Bewegungen dort.