Erfolgreiches Projekt „Walldorf schützt Walldorf“ von innoWerft und Gewerbeverein
„Walldorf schützt Walldorf – Einkaufen für den Hirschkäfer“ lautete das Motto im Frühjahr 2013, mit dem sich siebzehn Walldorfer Geschäfte und Dienstleister gemeinsam mit der „Green Nature Lab GmbH“, einem Start-up-Unternehmen der „innoWerft“, für den lokalen Naturschutz stark machten.
Das ließ sich die treue Kundschaft nicht zweimal sagen und machte eifrig Gebrauch davon, mit jedem Einkauf einen oder auch mehrere Quadratmeter des Lebensraums des Hirschkäfers zu schützen. Dieser fühlt sich nur im Eichenwald wohl und bis zu 300 Jahre alte Exemplare dieses Baums, der auch das Walldorfer Stadtwappen ziert, stehen im Hochholzer Wald. So führte die Exkursion, die die Gewinner der Aktion als Preis erleben durften, Ende Juli auch ins Hochholz.
Naturschutz dank Kundentreue
Revierförster Gunter Glasbrenner, der die konzertierte Aktion von Anfang begleitete und sehr begrüßte, wanderte mit Melanie Bechtel und ihren Kindern Niklas (10 Jahre) und Hanna (8 Jahre), Beate und Peter Lubasch sowie Hans-Heinrich Siemers, Geschäftsführer der „innoWerft“, Kay Jeschke, Mit-Initiator des Projekts von Green Nature Lab, sowie Bernhard Gröner als Vertreter des Gewerbevereins und Wirtschaftsförderer Marc Massoth in das Reich von Eiche und Hirschkäfer. Wie Melanie Bechtel berichtete, hätten sie und ihre Kinder bei jedem Einkauf in einem der beteiligten Geschäfte „Bonuskärtchen“ gesammelt und daheim sofort am Computer den Code eingegeben, um sich „ihr“ persönliches Stück Wald im Hochholz anzuschauen. Dass sich so viele verschiedene Geschäfte und Dienstleister beteiligten und es damit viele Gelegenheiten gab, Bonuskärtchen zu bekommen, fanden die Bechtels, aber auch Beate und Peter Lubasch sehr gut. Als besonders eifrige Hirschkäfer-Fans erhielten sie den besonderen Preis für diese innovative Aktion. Wie Kay Jeschke erklärte, fungierten die Unternehmen als Paten und zahlten im Voraus ihren Obolus für das Projekt, um den Eichenbestand zu sichern. Danach sei es auf das Interesse und die Treue der Kundinnen und Kunden angekommen, denn erst durch deren Einkauf und das Aktivieren des Codes am Computer oder mit dem Smartphone sei Quadratmeter für Quadratmeter zugunsten des Hirschkäfers geschützt worden.
Über rund 1.200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer können sich alle Beteiligten freuen. „Eine Investition in den Umweltschutz, die sich für alle gelohnt hat“, meinte Marc Massoth. „Walldorf schützt Walldorf“ ist eines der bisher erfolgreichen Pilotprojekte von Start-up Unternehmen der innoWerft, Technologie- und Gründerzentrum Walldorf“, stellte Hans-Heinrich Siemers fest. Bei der „Nacht der Ausbildung“ sei jüngst die mobile Lösung eiKard erfolgreich eingesetzt worden. „Die Stadt Walldorf eignet sich ideal für einen Ersteinsatz neuer Geschäftsideen: Kurze Wege zu Verwaltung, Gewerbe, Vereinen und Bürgern sowie der Mut, Neues auszuprobieren, sind wertvolle Zutaten für einen erfolgreichen Unternehmensaufbau“, so Siemers.
Im Walldorfer „Urwald“
Gespannt waren alle darauf, unter der kundigen Führung von Revierförster Glasbrenner in das Reich der Hirschkäfer geleitet zu werden. Vom Treffpunkt am Waldklassenzimmer „Waldlupe“ ging es in den „Urwald“. Der Weg dorthin gestaltete sich äußerst kurzweilig und informativ, denn der Förster machte auf viele vermeintlich unscheinbare Pflanzen und Sträucher am Wegesrand aufmerksam und auf deren Besonderheiten. So berichtete er, dass Braunwurz als probates Mittel gegen Halsschmerzen gilt und der Breitwegerich in den USA auch als „Tritt des weißen Mannes“ in die Geschichte eingegangen ist. „Der Breitwegerich wurde durch die Siedler aus Europa eingeführt“, erzählte Gunter Glasbrenner. Dass man sich von Waldziest besser fernhält, konnten die Exkursionsteilnehmerinnen und
–teilnehmer feststellen, nachdem sie diesen berührt hatten. „Der stinkt“, war die einhellige Meinung. Aber wie bei den meisten Dingen hat auch der Waldziest zwei Seiten. „Er hilft Wunden zu heilen und wurde daher von Gladiatoren in einem Beutel getragen“, erklärte der Revierförster. In der Waldsenke mit den großen alten Eichen angekommen, stand die Gruppe nun tatsächlich in dem Bereich, der von „Green Nature Lab“ in Quadratmeter aufgeteilt in das virtuelle Koordinatensystem eingegeben worden war. In natura war dieser Urwald natürlich noch viel beeindruckender. „Der Hirschkäfer legt seine Eier nur an absterbende Eichen“, erklärte Gunter Glasbrenner. Daher solle hier auch ein Waldrefugium ausgewiesen werden, entsprechend dem von der Stadt verabschiedeten Alt- und Totholzkonzept. Dass die Hirschkäfer fünf bis acht Jahre brauchen, bis sie sich entwickelt haben, und dann nur sechs bis acht Wochen leben, ist deren unabänderliches Schicksal. Dem Ziel, den stark gefährdeten Hirschkäfern dieses Leben in einem möglichst unberührten Eichenwald zu ermöglichen, ist Walldorf nun einen großen Schritt näher gerückt. Mit dem Geld aus dem Projekt sollen neue Eichen gepflanzt und geschützt werden. Da sich die Eiche gegen die Konkurrenz anderer Bäume nicht durchsetzen kann, braucht sie – genau wie der Hirschkäfer – diesen besonderen Schutz. Zum Ausklang der Exkursion wartete auf die Hirschkäfer-Fans noch ein zünftiges Essen beim Waldklassenzimmer, das Gastronom Peter Steinmann zubereitet hatte. Begeistert vom Essen und von dem gesamten Projekt als „Payback für die Umwelt“ zeigten sich alle Beteiligten. Auch in anderen Kommunen plant „Green Nature Lab“ ähnliche Projekte.
Wer sich engagieren will, kann dies nach wie vor unter www.myspotworld.com tun
Unter einer erhabenen Eiche erläuterte Revierförster Gunter Glasbrenner die Entwicklung des Hirschkäfers, der sich allerdings nicht blicken ließ (Foto: Pfeifer, Text: Stadt Walldorf)