Um die Klimaziele zu erreichen, setzt Deutschland zunehmend auf erneuerbare Energieträger. Die Hoffnung liegt auf Biogasanlagen, Windkraft und vornehmlich auf Photovoltaik (PV). Daher ist es erfreulich, dass immer mehr Bürger sich dazu entschließen, eine PV-Anlage zu installieren. Neben den zahlreichen Aufdach- und Freiland-Anlagen sind schon etwa 400.000 Balkonkraftwerke in Betrieb. Diese ermöglichen es Verbrauchern ohne eigene Dachflächen, nachhaltig kostenlosen Strom zu produzieren.
Zudem tritt in Kürze ein neues Gesetzespaket in Kraft, mit dem der flächenmäßige Ausbau von PV weiter vorangetrieben wird. Auch Besitzer von Balkonkraftwerken profitieren davon. Wer im Moment über einen Kauf nachdenkt, sollte die neuen Regelungen in seine Kaufentscheidung einbeziehen!
Balkonkraftwerk – selbst sauberen und kostenlosen Strom produzieren
Ein Balkonkraftwerk-Set enthält alle Komponenten, die für den Aufbau, den Anschluss und die Inbetriebnahme einer Mini-PV-Anlage notwendig sind. Der Lieferumfang umfasst einen Wechselrichter und bis zu vier Module. Zudem sind alle Kabel, Stecker, Schrauben und ein Befestigungssystem enthalten. Wenn die Anleitung des Herstellers beachtet wird, ist der Aufbau einer Stecker-Solaranlage ein Kinderspiel. Eine teure Fachfirma muss nicht beauftragt werden. Auch eine Genehmigung ist nicht notwendig.
Wie arbeitet eine Stecker-Solaranlage?
Ein Balkonkraftwerk unterscheidet sich in der Funktionsweise nicht von einer großen, genehmigungspflichtigen Anlage. Die Module aus monokristallinem Silizium fangen die Sonnenstrahlen auf und transformieren diese in Gleichstrom. Der Wechselrichter wandelt die ankommende Energie in gebrauchsfähigen Wechselstrom um, mit dem alle herkömmlichen Elektrogeräte im Haushalt betrieben werden. Zudem sorgt er dafür, dass es zu keinen Netzüberlastungen kommt.
Nachdem die Halterung am Standort befestigt ist, werden die Module aufgeschraubt. Wechselrichter und Kabel werden eingesteckt und mit der nächsten Steckdose verbunden. Der produzierte Strom wird direkt ins Hausnetz geleitet und bevorzugt verwendet. Im Ergebnis verbilligt sich die Stromrechnung merklich. Um den selbst generierten Strom auch nachts zu nutzen, empfiehlt es sich, eine Solarbatterie anzustecken.
Lohnt sich die Anschaffung eines Balkonkraftwerks?
Ein Balkonkraftwerk lohnt sich sowohl aus wirtschaftlichen als auch aus ökologischen Gründen. Richtig verwendet, lassen sich je nach Leistung bis zu 40 Prozent des täglichen Strombedarfs decken. In der Regel amortisiert sich die Investition, die zwischen 300 und 1.200 Euro beträgt, innerhalb von drei Jahren. Danach produziert die Anlage über viele Jahre hinweg kostenlos nachhaltige Energie. Auf diese Weise reduziert sich nebenbei der ökologische Fußabdruck erheblich.
Leistungssteigerung und Bürokratieabbau
Mit dem Solarpaket 1 wird wohl noch im April 2024 ein Gesetz verabschiedet, das für Stecker-Solaranlagen zahlreiche Lockerungen mit sich bringt. Einige Neuerungen wurden schon umgesetzt:
- Seit Beginn des letzten Jahres wird auf alle PV-Produkte keine Mehrwertsteuer mehr erhoben.
- Die Anmeldung beim örtlichen Versorgungsunternehmen entfällt. Die Anlage muss nur noch online im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur registriert werden.
- Ein Austausch des Zählers muss bis auf Weiteres nicht mehr vorgenommen werden.
- Die Nenn- beziehungsweise Einspeiseleistung wird von 600 Watt auf 800 Watt angehoben.
- Die erlaubte Modulleistung steigt auf 2.000 Watt. Bei PV-Anlagen empfiehlt es sich, die Modulleistung erheblich größer als die Nennleistung zu dimensionieren, damit auch bei schlechtem Wetter ausreichend Strom produziert wird.
- Dementsprechend entfällt die Limitierung der Modulfläche von 2 m².
- Vermieter und Hausgemeinschaft können ein Balkonkraftwerk nicht mehr ablehnen.
- Module aus Glas dürfen höher als 4 Meter angebracht werden.
- Die Verwendung eines einfachen Schuko-Steckers ist ausreichend (seit 2023).
- Ein Balkonkraftwerk kann auch ohne Genehmigung angebracht werden, wenn schon eine Anlage auf dem Dach existiert. Derzeit bedarf es dazu eines Genehmigungsverfahren.
Was ist bei der Wahl des Standorts zu beachten?
Obwohl der Name diese Annahme suggeriert, ist der Standort einer Mini-Solaranlage nicht auf das Balkongeländer beschränkt. Sie lohnt sich überall dort, wo etwa 4 bis 6 m² sonnenbeschienene Fläche vorhanden sind. Dies schließt das Garagendach ebenso ein wie die Überdeckung der Veranda. Auch an der Fassade, im Garten oder am Gartenzaun ist ein Balkonkraftwerk sinnvoll.
Bei der Wahl des Standorts ist es in unseren Breiten von Vorteil, die Module mit einem Neigungswinkel von 35° nach Süden auszurichten. Verschattungen von Nachbarhäusern, TV-Schüsseln und Bäumen reduzieren den Ertrag erheblich. Überdies sollten sensible Komponenten vor Feuchtigkeit und direkter Sonneneinstrahlung geschützt werden.